Till Schauder

Regisseur & Produzent

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 13. März 2013

Till Schauder, als einer der Filmemacher von "The Iran Job", haben Sie jemals überlegt, den Film nicht zu machen, um keine Probleme im Iran zu bekommen?

Nein.

Da ihre Frau Perserin ist, hatten Sie Angst, das sie auf Grund des Drehs nicht mehr einreisen könne?

Meine Frau war beim Drehen nicht dabei. Da uns seitens der iranischen Mission in New York keine Journalisten-Visa gewährt wurden, hielten wir es für sicherer, dass meine Frau nicht mit in den Iran reist. Sie hätte damals zwar problemlos einreisen können, aber es hätte Schwierigkeiten bei der Ausreise geben können - aufgrund ihres iranischen Passes. Mittlerweile ist uns leider beiden die Einreise in den Iran untersagt, bzw. wir können davon ausgehen, dass wir festgenommen werden, sollten wir einreisen, was u.a. deswegen bedauerlich ist, weil wir sehr gerne unseren beiden Kindern ihre iranischen Cousins und Cousinen vorstellen würden.

Welche Hürden hatten Sie im Iran zu überwinden, um "The Iran Job" drehen zu können?

"Da ich wie gesagt ohne Journalisten-Visa drehte, bestand immer die Möglichkeit, dass ich ausgewiesen oder verhaftet werde. Insofern musste ich beim Drehen unauffällig arbeiten."

Da ich wie gesagt ohne Journalisten-Visa drehte, bestand immer die Möglichkeit, dass ich ausgewiesen oder verhaftet werde. Insofern musste ich beim Drehen unauffällig arbeiten. Ich hatte daher auch kein Filmteam dabei - das wäre logistisch nicht gegangen ohne Journalisten Visa und es hätte zu viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Abgesehen davon war es auch nicht einfach, das Filmmaterial sicher von Iran nach New York zu schaffen. Ich konnte nicht riskieren, damit am Flughafen aufgehalten zu werden - dann wäre der ganze Film dahin gewesen. Also musste ich es außer Landes schicken. Aufgrund des Wirtschaftsembargos gegen den Iran ist es allerdings untersagt, Medienträger von Iran in die U.S.A. zu versenden. Also musste ich das Material über den Umweg Deutschland nach New York schicken. Den Großteil des Filmmaterials schickte ich per DHL an meine Mutter nach Göttingen, die es von dort an meine Frau nach New York weiterschickte.

"Allerdings behielt ich die besten fünf Tapes immer bei mir, versteckt in meiner Unterwäsche."

Bei diesen Versendungen wurde ich plötzlich sehr religiös - bis das Material heile zuhause ankam. Da kann ja einiges passieren, und wenn das Material aus irgendwelchen Gründen verschütt geht, gibt es auch keinen Film. Also habe ich gebetet, zu Gott, oder Allah, oder wer auch sonst immer seinen Segen geben kann, damit die Kassetten sicher zuhause ankommen. Allerdings behielt ich die besten fünf Tapes immer bei mir, versteckt in meiner Unterwäsche. Falls alle Stricken reissen, wollte ich wenigstens die Perlen des Materials bei mir haben.

Till Schauder

Was war für Sie der ausschlaggebende Punkt - wann wussten Sie, dass Sie diesen Film unbedingt machen müssen?

Das wusste ich sobald ich davon las, dass Amerikaner im Iran Basketball spielen. Das war eine wunderbare Geschichte mit dem Potential, Brücken zu schlagen und zu verbinden, speziell angesichts der Kriegstreiberei, die damals bereits zwischen dem Westen und dem Iran herrschte.

Im Film stellt der amerikanische Basketballspieler Kevin fest, dass er durch seinen Karrierestart im Iran plötzlich mit einem Thema konfrontiert ist, das ihn sonst nicht alltäglich tangiert hat - Politik. Ihrer Einschätzung nach - wie sehr prägt aktuell die Politik das Leben des Einzelnen im Iran?

Sehr stark. Als Beispiel könnte man das Wirtschaftsembargo nennen, von dem fast jeder im Iran betroffen ist. Die Gründe für das Embargo sind natürlich politisch bedingt. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie stark Politik dort den Alltag prägt.

Sie wollten mit dem Film u.a. auf zentrale politische Themen aufmerksam machen - gibt es Punkte, die Sie bewusst herausgelassen haben, weil sie besser ungesagt bleiben sollten?

"Vor allem wollte ich mit dem Film Iraner nuancierter und akkurater darstellen als das sonst in den westlichen Medien geschieht."

Vor allem wollte ich mit dem Film Iraner nuancierter und akkurater darstellen als das sonst in den westlichen Medien geschieht. Die politischen Themen sind ein Subtext. Bewusst rausgelassen habe ich nichts

.

Was sind Ihre Lieblingsorte auf der Welt? Wohin würden Sie immer wieder reisen und warum?

Ich liebe natürlich den Iran, und würde dort sehr gerne sehr bald mal wieder hinreisen, und zwar ohne Dreharbeiten, sondern einfach nur zum "Seele-Baumeln-Lassen", und um meinen Kindern das Land zu zeigen.  Sobald unser Einreiseverbot aufgehoben ist, und wir sicher wieder einreisen können, wollen wir uns einen Bus mieten, und mit den Kindern durchs ganz Land fahren. Aber ich liebe auch viele andere Orte der Welt - zum Beispiel die Karibik. Daher bin ich froh, dass meine nächster Film in Jamaica gedreht wird.

Was war das Gefährlichste, das Ihnen bislang widerfahren ist?

Mit meinen zweijährigen Sohn in einen Meissener Porzellanladen zu gehen...

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das?



Ich musste meinen Beruf nicht wählen - zum Glück! Den durfte ich mir aussuchen, wofür ich sehr dankbar bin. Beruf kommt von Berufung, insofern würde ich vermutlich wieder etwas wählen, das mich organisch anzieht. Vermutlich würde ich etwas ganz anderes ausprobieren. Vielleicht mal etwas mit regelmässigen Arbeitszeiten...

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten?

Wenn ich das so genau wüsste, würde ich mich von meinen engsten Freunden und Familienmitgliedern mit einem schönen Fest verabschieden. Den Rest des Tages würde ich mit meinen Kindern und meiner Frau verbringen und Ideen fürs nächste Leben sammeln.

Welche magische Kraft hätten Sie gerne, wenn Sie eine wählen könnten?

Ich wollte schon immer in die Vergangenheit fahren können. Die interessiert mich oft mehr als die Zukunft. Das kommt noch vom Latein-Unterricht - damals wollte ich ins antike Rom fahren. Natürlich interessieren mich auch Indianer, oder das Berlin der 20er Jahre, und alle möglichen anderen Epochen, in die ich gerne reinschnuppern würde  - per magischer Versetzungskraft.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Ein Film über die Jamaikanische Fussball Nationalmannschaft.

Gibt es noch etwas, dass Sie unbedingt mitteilen möchten?

Eide Shoma Moubarak - es ist ja bald persisches Neujahr!