Entsetzen über Freispruch im Trayvon-Martin-Prozess

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 15. Juli 2013

Neue Runde in der Debatte um den Tod von Trayvon Martin und das Stand Your Ground Gesetz. Viele Menschen in den USA können und wollen den Freispruch von George Zimmermann nicht akzeptieren. Der heute 29-jährige wurde gestern von einem Geschworenen-Gericht freigesprochen. Im Februar 2012 erschoss Zimmermann, während er in seinem Wohngebiet nachts auf Nachbarschaftswache war, den schwarzen Teenager Trayvon Martin. Der unbewaffnete 17-jährige hatte ihn angeblich angegriffen und Zimmermann aus Notwehr geschossen. Trayvon erlag seinen Schutzverletzungen. Laut Spiegel hatte er Süßigkeiten und Eistee bei sich.

Zimmermann wurde des Mordes angeklagt, die Bevölkerung wirft ihm rassistische Motive vor. Eine sechsköpfige Jury sprach ihn nun jedoch von allen Vorwürfen frei, die Richterin bestätigte das Urteil. Der Tathergang konnte nicht aufgeklärt werden, Zimmermann verlässt das Gericht als freier Mann. Seine Familie jubelt, während die Familie des toten Jungen verzweifelt und Amerika sich mal wieder der gleichen Frage stellen muss: Ist vor dem Gericht in den USA wirklich jeder Mensch gleich?

Noch immer kann man in den USA nicht von gerechter Verurteilung sprechen, wenn es um den Vergleich zwischen schwarzen und weißen Angeklagten geht. Laut Human Rights Watch werden in den USA zehnmal mehr schwarze Jugendliche zu lebenslanger Haft verurteilt als weiße. Auch in diesem spektakulären Fall bezweifeln viele, dass es mit einem schwarzen Täter und weißem Opfer zu einem Freispruch gekommen wäre.

Ebenfalls wird der Staatsanwaltschaft von vielen Seiten Versagen vorgeworfen, eine Anklage wegen Totschlags wäre angemessener gewesen und hätte sich eher beweisen lassen als diese wegen Mordes.

In einer Zeit, in der Amerika von einem schwarzen, wiedergewählten Präsidenten regiert wird, scheint es trotzdem keine absolute Gleichheit im Volk zu geben. Die Tragik im Fall Trayvon macht dies wieder deutlich. Präsident Barack Obama drückt zwar sein Mitgefühl für die Familie des Opfers aus, mahnt jedoch auch das Volk das Urteil zu akzeptieren. Währenddessen solidarisieren sich in vielen Staaten der USA tausende Menschen mit Trayvon - die Verhandlung wurde im Fernsehen übertragen, die Aufmerksamkeit war groß und jetzt ist es die Empörung und die Wut über das Urteil, welche die Menschen auf die Straße bringt.

Es sind die massivsten Proteste seit Jahren gegen die offensichtlich immer noch bestehende Kluft zwischen schwarzen und weißen Amerikanern gegenüber dem Gesetz. Mehrere Bürgerrechtsorganisationen fordern vom Justizministerium Handeln, wie zum Beispiel die NAACP, die laut Tagesspiegel eine Zivilklage gegen Zimmermann erhebt. Die Zeit schreibt, dass bereits 200.000 Menschen die Petition dafür unterschrieben haben. Das Justizministerium soll Zimmermann für die Verletzung der Bürgerrechte von Trayvon belangen.

In den USA ist jeder Bürger durch das Stand Your Ground Gesetz berechtigt Waffen einzusetzen, wenn er sein Leben bedroht sieht. Wenn wirklich Trayvons Hautfarbe das zentrale Motiv für Zimmermann darstellte, um ihn zu erschießen, sollten die Regierung, Gerichte und Menschen die Worte von Trayvons Eltern bedenken. Diese ließen durch ihren Rechtsberater mitteilen, dass alle Amerikaner tief in ihrem Herzen prüfen sollten, wie die Gesellschaft aus dieser Tragödie lernen kann.

Der Fall Trayvon ist also nicht abgeschlossen und für viele der Kampf um Gerechtigkeit für Trayvon noch nicht verloren.