Wie würde ich mein Haus einrichten, wenn Geld keine Rolle spielt?

von Portrait von Thilo Nemitz Thilo Nemitz
Veröffentlicht am 3. Juli 2014

Ein Stein, der zur Seite gerollt werden konnte, diente als Tür. Dann gab es da noch eine Feuerstelle als Herd und ein paar Tierfelle als Betten. Viel mehr brauchte der Höhlenmensch nicht, um eine Behausung als seine Wohnung anzuerkennen. Faszinierend zu beobachten, wie sich die Wohnkultur der Menschen in verschiedenen Kulturen über die Zeit hinweg weiter entwickelt hat. Ein moderner und gut verdienender Mensch in Japan z.B. kann heutzutage durchaus in einem lichtdurchfluteten Loft mit Blick auf die Skyline von Tokio leben und einen sprechenden Kühlschrank sein Eigen nennen.

Eine Behausung ist einer der Grundbausteine des menschlichen Lebens. Angefangen bei dem Schutz vor den Elementen, über Sicherheit für das eigene Hab und Gut, bis zu einem persönlichen Rückzugsort, um in Ruhe zu arbeiten oder Zeit mit der Familie zu verbringen, befriedigt sie so viele Bedürfnisse. Kein Wunder also, dass jeder irgendwann einem gewissen Nestbautrieb zum Opfer fällt und damit beginnt den Ort, an dem so viel Zeit verbracht wird, möglichst gemütlich, multifunktionell und optisch ansprechend einzurichten.

Doch auch, wenn wir in der westlichen Welt zumindest meistens ein Dach über dem Kopf und im Winter eine Heizung haben, so lebt der Großteil der Bevölkerung aus finanziellen Gründen sehr ähnlich. Mietwohnungen, vollgestopft mit Ikea-Möbeln und vielen eigentlich unnützen Staubfängern, sind die Regel. Die wenigsten von uns leben in märchenhaften Schlössern, auf luxuriösen Hausboten oder in einem Privatjet, der um die Welt fliegt. Natürlich kann sich jeder auch auf kleinstem Raum Einrichtungswünsche erfüllen und den einen oder anderen Hobbykeller einrichten. Aber was wäre, wenn Geld keine – und ich meine wirklich KEINE – Rolle spielen würde? Ich möchte jetzt einfach mal drauf los träumen und meiner Verrücktheit gestalterischen Freilauf lassen.

Nehmen wir mal an, bei meinem letzten Irland-Urlaub hätte sich ein Leprechaun in meinem Rucksack versteckt. Nun springt er hinaus und schenkt mir seinen magischen, in Regenbogenfarben schimmernden und niemals leeren Gold-Topf. Einfach, weil er meine Nase mag. Was würde ich als ausgemachter Film-Freak mit unendlichen Geldmitteln anstellen? Vielleicht würde ich wie ein Ewok in einem großen Baumhaus leben wollen, damit ich von den Hängebrücken aus Kirschkerne auf Köpfe spucken kann? Vielleicht würde ich mir aber auch Raumschiff Enterprise aus Star Trek maßstabsgetreu auf einer lauschigen Anhöhe nachbauen lassen.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass ich als Fantasy- und Mittelalter-Fan in einem prächtigen Schloss wohnen würde! Das wäre so ein halb mit Efeu überwuchertes, gotisches Ungetüm mit Wasserspeiern, jeder Menge Türmen und verschachtelten Gängen. Außerdem wäre die Burg entweder ein Wasserschloss oder eine Dracula-artige Bergfestung, damit der Postbote über einen windigen Abgrund muss, um mir meine Morgenzeitung zu bringen. Unverzichtbar wären natürlich auch ein Heckenlabyrinth im Garten, jede Menge hohle Wände und Geheimgänge, sowie ein Kerker, falls Oma und Opa zu Besuch kommen. Die meiste Zeit würde ich vermutlich in meinem Thronsaal verbringen und Wildschweinbraten essen. Doch das richtige Tafel-Ambiente dürfte hier natürlich auch nicht fehlen: Fantastisch geformte Kristallkaraffen und –Gläser für den sündhaft teuren Rotwein und in der Mitte ein Kandelaber von epischen Ausmaßen. Nach dem Essen würde ich dann erst mal per Knopfdruck die „Computer-Wand“ aktivieren und Mails checken. Klar, denn mein Schloss wäre trotz aller romantischer Altertümlichkeit hypermodern ausgestattet mit Internet Standleitung, Flachbildschirmen und anderen technischen Tricks, die Bill Gates, ach was sage ich, Tony Stark alias Iron Man, neidisch machen würden. Selbstverständlich gäbe es auch alle anderen Annehmlichkeiten des modernen Lebens, die meist nur in den Villen von Hollywood-Stars zu finden sind. Ein unterirdisches Luxus-Heimkino, das originalgetreu der Bat-Höhle in Gotham City nachempfunden wäre, versteht sich von selbst. Aber auch eine Wasserrutsche vom Schlafzimmer aus direkt in den vorgeheizten Pool im Wintergarten, wo meine ausschließlich hübschen, weiblichen Angestellten bereits mit Bademantel und Frühstück warten, müsste eingebaut werden.

Ich könnte nun ewig so weiter „spinnen“, im gleichen Maße, wie ich mit unendlichen Geldmitteln jeden Tag neue Ideen zum Ausbau meiner gigantischen Spielwiese in Schloss-Form hätte. Doch leider werden die meisten der genannten Einfälle für immer Schäume und Träume bleiben. Da lässt sich nur im bescheidenen Rahmen Verrücktheit ausleben. Immerhin besitze ich eine Ufo-Lampe.