Rolf Roring

Drehbuchautor & Regisseur & Producer

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 25. Januar 2013

Ihr Film „Dear Courtney“ ist für den Max Ophüls Preis nominiert, der am 26.2. verliehen wird. Worauf kann sich der Zuschauer bei dem Film freuen?

"Dear Courtney ist ein Punk Märchen über einen großen Rock'n'Roll Schwindel..."

Dear Courtney ist ein Punk Märchen über einen großen Rock'n'Roll Schwindel unter reichlich verdrehten Vorzeichen. Ein Schüler aus dem Ruhrpott schreibt Anfang der 90er einen Song, der von einer amerikanischen Band namens Nirvana heimlich in Smells like Teen Spirit umbenannt und auf dem Album Nevermind nicht ganz erfolglos veröffentlicht wird. Der Schüler ist stocksauer und macht sich auf die Socken, seinen Song von Kurt Cobain zurückzufordern.

Wie sind Sie auf das Thema gekommen - was verbindet sie persönlich mit dem Themenkomplex?

So gut wie jeder der sich in den 90ern für Musik interessiert hat, kann heute noch genau sagen, wann und wo er Smells like Teen Spirit zum ersten mal gehört hat. Die Art und Weise, wie dich ein Wildfremder vom anderen Ende der Welt mit Musik berühren kann, fand ich immer schon verrückt. Die Inspiration zu Dear Courtney kam irgendwo aus dieser Ecke. Möglicherweise auch aus meiner langjährigen, vollkommen erfolglosen Karriere als Schülerbandschlagzeuger.

Was ist das Lustigste, das Ihnen während der Dreharbeiten passiert ist?

Das was vor der Kamera passiert ist, hoffe ich doch!

Klaas Heufer-Umlauf und Yoko Winterscheidt haben Ihrem Film eine Gastrolle. Wie war es mit den beiden zusammenzuarbeiten?

"Ich hatte schon Angst den Rest des Tages oben ohne dirigieren zu müssen, aber Klaas hat Gnade vor Recht ergehen lassen."

Das war herrlich, hätte mich aber am ersten Drehtag um Haaresbreite ein Hemd gekostet. Klaas kam ans Set und fand an meiner Brust ein sauteures Hemd, dass er Monate zuvor mal in der Garderobe von MTV HOME liegen lassen hat. Ich hab zu der Zeit gerade da gearbeitet und das Ding beim jährlichen Kostümresteverkauf vom MTV Studio für fünf Euro erstanden. Ich hatte schon Angst den Rest des Tages oben ohne dirigieren zu müssen, aber Klaas hat Gnade vor Recht ergehen lassen. Der Mann hat definitiv ein großes Herz.

Vor allem aber sind die beiden richtig gute Schauspieler, die ihre Erfahrungen aus den Shows und Einspielern auch wahnsinnig gut auf einen Spielfilm anwenden können, davon gibt's ja nur wenige.

Was war bislang Ihr bestes Projekt?

Unbedingt Dear Courtney!

Wie sind Sie eigentlich zu Ihrer Berufung gekommen?

"Vermutlich waren es also diese pubertären Caulfield-Instinkte die mich zum Regisseur gemacht haben."

Ich bin mit 19 nach Berlin gezogen um Filmwissenschaft zu studieren. Nebenbei habe ich als Absperrer für Fernsehproduktionen gearbeitet und irgendwann gemerkt, dass es mich mehr erfüllt, nachts 10 Stunden im Eisregen an einer Schranke zu stehen, und Passanten davor zu bewahren von umherfliegenden Stuntautos erschlagen zu werden, als mich an der Uni über das Deteritorialisierungstheorem auszutauschen. Vermutlich waren es also diese pubertären Caulfield-Instinkte die mich zum Regisseur gemacht haben.

Erzählen Sie doch jetzt bitte etwas über sich selbst – wo wurden Sie geboren?

"Ich bin ein Mensch mit großem Talent, sich sein potentiell leichtes Leben schwer zu machen, ich denke daher auch der Hang zur Komödie."

Wesel. Ich bin ein Mensch mit großem Talent, sich sein potentiell leichtes Leben schwer zu machen, ich denke daher auch der Hang zur Komödie.

Was macht Ihre Arbeit aus – wie sieht Ihr Alltag aus?

Ich schreibe die Bücher selbst, daher sieht mein Arbeitsalltag zu großen Teilen so aus, wie der von jedem anderen Schreibtischtäter auch. Leute die dabei laut lachen oder weinen kommen ja üblicherweise in die Psychiatrie, währenddessen man beim Drehbuchschreiben daran erst merkt, dass man auf dem richtigen Weg ist. Ich denke das ist das tolle an dem Beruf. Wenn's dann an die Regie geht weicht das Einsiedlertum einer überbevölkerten Konfettihölle, die ebenfalls herrlich ist. Wer wissen will wie das ist kann sich einfach Truffauts "Amerikanische Nacht" angucken.

"Wenn's dann an die Regie geht weicht das Einsiedlertum einer überbevölkerten Konfettihölle..."

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das?

Schornsteinfeger, die bringen Glück und in schwarzweiss hätte man jeden Tag das Makeup von Di Caprio aus der großen Schlacht von Gangs of New York.

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hättten?

Einen Kurzfilm über Unsterblichkeit auf meinem Handy drehen.

Wann hatten Sie das letzte Mal so richtig Angst?

Als die neue Soundgarden rauskam.

Welche magische Kraft hätten Sie gerne, wenn Sie eine wählen könnten?

Songwriting.

Gibt es zusätzlich etwas, für das Sie sich besonders engagieren?

"...arbeite ich gerade an einer Klimakatastrophenkomödie..."

Nicht vollkommen uneigennützig (aber ein bisschen) arbeite ich gerade an einer Klimakatastrophenkomödie, die hoffentlich endlich die Welt retten wird.

Gibt es noch etwas, dass Sie unbedingt mitteilen möchten? Was ist ihr nächstes Projekt?

Ich arbeite gegenwärtig auch an einer Komödie zur Rettung der abendländischen Kultur mit den Mitteln des Printmagazins sowie einer Zeitreisekomödie, die einfach nur Spaß machen soll.