Die Geschichte vom „Phubbing“ und wie es in die Welt kam.

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. Oktober 2013

Phubbing kennt jeder: Man sitzt mit jemandem beim Essen, im Café oder einfach nur so im Gespräch und der Andere schaut zwischendurch auf sein Smartphone um vermeintlich wichtigere Dinge zu tun, als dem Treffen die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Das ist unhöflich. Deswegen hat sich der Student Alex Haigh aus Melbourne eine tolle Initiative ausgedacht: Stop Phubbing - inklusive Webseite und Facebook-Account. Von der Süddeutschen über den Tagesspiegel bis zur Nachrichtenagentur dpa haben alle darüber berichtet. Das Dumme daran: Sie alle sind auf eine Falschmeldung hereingefallen!

Dass es unhöflich ist, während eines Gespräches nebenbei etwas auf Facebook zu posten, lässt sich nicht wegargumentieren. Das Wort Phubbing, zusammengesetzt aus phone und snubbing, erfand auch tatsächlich jener 23-Jährige namens Alex Haigh. Aber er ist kein Student, sondern Praktikant bei der australischen Marketingagentur McCann Melbourne. Die hatte sich nämlich zum Zwecke der Vermarktung eines neuen Wörterbuches diese Kampagne einfallen lassen!

Schon vergangenes Jahr war McCann mit der Sicherheitskampagne „Dumb Ways To Die“ (wir berichteten) positiv aufgefallen. Mit der Wortschöpfung „Phubbing“ jedoch, hat McCann Melbourne ganz großes Fingerspitzengefühl bewiesen. Schon seit 2012 lag die fingierte Webseite stopphubbing.com offen im Netz, leise vor sich hindümpelnd. Aber bei McCann verzichtete man vorerst auf große PR - sonst wäre der große Clou womöglich vorzeitig aufgeflogen. Erst Ende Juli 2013 wandte sich Alex Haigh, der sich als Student ausgab, an die australische Zeitung „The Herald Sun“. Und die verdeckte PR schlug voll ein - die Zeitung berichtete prompt über die Initiative. Und dann auch andere Zeitungen in Australien. Und dann die Außenredaktionen internationaler Zeitungen. So ging der Begriff in aller Munde einmal um die ganze Welt. Das bekannte US-Magazin „Time“ berichtete schließlich über die „viral gewordene“ Kampagne; nicht ahnend, wie richtig sie damit lag - die Kampagne von McCann wurde viral. Nur nicht als das, was sie wirklich war - eine Marketingkampagne für ein neues Wörterbuch.

Der Begriff „Phubbing“ wird wohl bleiben. Sogar einen deutschen Wikipedia-Eintrag gibt es dazu schon. Das ist der feuchte Traum jeder Werbeagentur - für eine Wörterbuch-Kampagne ein Wort erfinden, dass dann in den täglichen Sprachgebrauch übergeht und schlussendlich in eben jenem Wörterbuch zu finden sein wird, für das es anfangs erfunden wurde.