1000+ Coffees - Auf einen Kaffee mit Matt Kulesza

von Portrait von Stella Thiele Stella Thiele
Veröffentlicht am 23. Oktober 2014

Matt Kelusza hatte eine verrückte Idee. Anstatt die Menschen aus seine Facebook Freundesliste einfach herauszulöschen, fasste er den Entschluss, sich mit jedem einzelnen auf einen Kaffee zu treffen. 1096 Kaffees sind das, die der Australier in den nächsten drei Jahren trinken will. Also ziemlich genau einen Kaffee und ein Treffen mit einem Freund, den er mehr oder weniger lange nicht gesehen hat, am Tag.

38 dieser Treffen hat Matt bereits hinter sich. Via Facebook und tumblr berichtet er über jedes Treffen ausführlich, inklusive Hintergrundgeschichten und lustigen Anekdoten. Ein durchaus lesenswertes Experiment, dass die Frage aufwirft: Wie gut kennen wir unsere "Freunde" bei Facebook eigentlich noch?

Wie aus dieser Frage eine verrückte Idee entstand, ob Matt Kelusza schon abschätzen kann, worauf er sich da eigentlich eingelassen hat und wie er an so viele Facebook Freunde gekommen ist? Das haben wir uns auch gefragt und uns mit Matt in Verbindung gesetzt:

Zu aller erst interessiert mich: Wie bekommt man über 1000 Facebook Freunde zusammen?

Bei mir war das eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Ich habe seit sieben Jahren Facebook und arbeite in der Werbe- und Musikbranche. Das bedeutet, dass ich Social Media auf einer professionellen Ebene genauso nutze, wie privat. Außerdem bin ich viel gereist und ich bin generell ein geselliger Mensch. Wenn man dann noch diejenigen dazu nimmt, mit denen ich zur Schule und zur Uni (drei verschiedene Abschlüsse) gegangen bin, ebenso wie diejenigen mit denen ich in WGs zusammengelebt habe, meine Ex-Partner und deren Freundeskreise, verschiedene Jobs die ich hatte, meine Zwanziger in denen ich viel auf Parties, Musikfestivals usw. war, klingt 1000 plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch für mich.

Auf Deiner Facebook und Deine tumblr Seite sagt Du, dass Du innerhalb der nächsten drei Jahre einen one-on-one Kaffee mit jedem einzelnen deiner 1000+ Facebook "Freunde" trinken möchtest. Das ist ein ziemlich ehrgeiziges Projekt. Wie bist Du auf diese Idee gekommen und warum setzt Du diesen Plan jetzt tatsächlich um?

Nachdem ich festgestellt habe, dass ich über viele meine über tausend Freunde nicht wirklich viel weiß, wollte ich meine Liste aussortieren. Bevor ich jemanden gelöscht habe, habe ich mich allerdings gefragt: „Könnte ich mit dieser Person einen Kaffee trinken?“ Ich habe dann einfach entschieden, dass es sicher ein interessantes und witziges Vorhaben wäre, mich tatsächlich mit allen zu treffen. Inspirierte wurde ich eigentlich durch meine jüngste Reise nach Nord Korea. Dort habe ich mich sehr mit Menschen verbunden gefühlt, die aus einem abgeriegelten Land kommen, über das man so wenige weiß. Ich hatte das Gefühl, mit Hilfe von Offenheit, einer positiven Ausstrahlung und Kommunikation eine große kulturelle Lücke zwischen mir und den Menschen überwinden zu können. Dieser Erfahrung hat mich angespornt und ich dachte, es wäre einfach ein amüsantes Projekt. Die mediale Aufmerksamkeit, die mein Blog mittlerweile hat, war nie beabsichtigt. Ursprünglich war es ein privates Fotoalbum, aber nachdem ich viel positives Feedback erhalten habe, habe ich mich dazu entschlossen einen öffentlichen Blog daraus zu machen.

1000+ Coffees - Auf einen Kaffee mit Matt Kulesza

Du hast dich bereits mit mehr als 30 deiner Facebook Freunde getroffen. Wie sind Deine Erfahrungen bisher?

Das Experiment hat für mich mittlerweile deutlich an Bedeutung gewonnen und ist zu einer Reise von persönlichem Wachstum geworden. Ich glaube, dass jeder eine interessante Geschichte zu erzählen hat und dir viel über das Leben und Beziehungen lehren kann. Und ich glaube, dass der Austausch mit einer Vielzahl von Leuten wesentlich ist, um den eigenen Horizont, Glauben und den Blick aufs Leben zu erweitern. Dieses Projekt zu Ende zu führen, bedeutet für mich nicht einfach nur Kaffee zu trinken, meinen Einflussbereich zu erweitern und zu versuchen von den Lebenserfahrungen anderer zu lernen. Bisher war es auch eine sehr nostalgische Erfahrung. Ich habe alte Freunde und Bekannte wieder gesehen, mit denen ich in der Vergangenheit unterschiedlich viel Kontakt hatte und die mich auf ganz unterschiedliche Weisen beeinflusst haben, dadurch habe ich mich auch selber daran zu erinnern, welche Menschen ich in meinem Leben schon so getroffen habe.

Wie lang hattest Du die Leute nicht mehr gesehen, bevor ihr euch auf einen Kaffee getroffen habt?

Jeder ist anders. Am längsten war es bei einem Freund aus der Primary School. Wir hatten uns seit 1998 nicht mehr gesehen. Aber dann sind da natürlich auch die Freunde, mit denen ich heute noch ständig rumhänge.

Du hast sicher auch Freunde, die in anderen Städten oder sogar in anderen Ländern leben. Wo kommen sie her und weißt Du noch, wie ihr euch getroffen habt?

Ich habe in Tokio gelebt und bin viel rumgereist, deshalb habe ich Freunde auf allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis vielleicht. Ich erinnere mich bei jedem daran, wie wir uns kennengelernt haben. Tut das nicht jeder?

Was ist die weiteste Distanz, die Du zurücklegen musst um einen Kaffee zu trinken?

Australien ist von allem ziemlich weit weg, aber ich würde jetzt mal vermuten Indien oder Island.

Hast Du schon einen Plan, wie Du diese Menschen treffen wirst?

Nope! Aber ich liebe es zu reisen, also wird sich hoffentlich eine Möglichkeit, finanzielle und auch zeitlich, finden lassen, alle Menschen und Orte noch einmal zu besuchen.

Bist Du viel gereist, bevor Du die Kaffee-Idee hattest?

Ja, hauptsächlich durch Europa und Asien, aber auch ein bisschen durch Amerika.

Und last but not least: Wie trinkst Du deinen Kaffee am liebsten?

Morgens einen doppelten Espresso und einen „Flat White“ am Nachmittag. Oh und „Flat White“ ist ein australisches Ding. Das ist eigentlich so was wie ein Latte, nur mit weniger Milch.