Komödie "Taffe Mädels" mit Sandra Bullock im Kino

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 3. Juli 2013

Wenn Comedy-Regisseur Paul Feig Melissa McCarthy auf die große Leinwand projiziert und mit Sandra Bullock in "Taffe Mädels" konkurrieren lässt, dann vermutet er offenbar, dass in einer Fusion der beiden Schauspielerinnen sehr viel Potenzial stecken könnte. Denn schon auf seiner Zotenparty "Brautalarm" sorgte die rigorose Megan, gespielt von McCarthy, für unvergessliche Brüller. Und wenn dazu noch eine Oscar- und Himbeer Preisträgerin wie Sandra Bullock als egomane FBI-Agentin mitmischt- kann der Film dann überhaupt noch in die Hose gehen? Ganz klar: Ja, aber nur mit den falschen Erwartungen!

Wie man von "The Heat" (Orginaltitel) auf so etwas törichtes wie "Taffe Mädels" kommt, ist mir schleierhaft und wird wahrscheinlich in den neuronalen Nervensträngen der Übersetzer für immer verloren bleiben. Zumal Mutter Sandra Bullock, die wahrscheinlich penibel darauf achtet, dass ihre Kinder das Ballett- und Golftraining nicht verpassen, mit ihren 48 Jahren äußert jugendlich und knallhart erscheint. Bei soviel Authentizität bleibt einem schlichtweg nur noch Fremdschämen übrig.

"Taffe Mädels": Wer zum Henker hat sich diesen Titel nur ausgedacht? Seit einer Woche komme ich bei meinem morgendlichen Weg zur Arbeit an diesem grausigen Slogan "Guter Bulle. Irrer Bulle." vorbei und kann mir das Kopfschütteln nicht verkneifen. Er verkörpert das 0815 Hollywood-Mainstreamkino wie kein Zweiter. Alles was ich an einem Film verabscheuen könnte auf einer Werbetafel. Keine Originalität, kein Alleinstellungsmerkmal - kein Interesse. Nein, stattdessen der gleiche Ramsch wie immer: Klischeebesudelte und überladene Sprüche, die vor gekünstelter Coolness ja nur so strotzen. Dutzende Male gesehen, dutzende Male gelangweilt. Ich erwische mich dabei, wie ich schnell an dem Plakat vorbeihusche, damit mich auch niemand in Verbindung mit diesem Firlefanz bringt oder ein falsches Wort über mich verliert, wenn er sieht, wie interessiert missbilligend ich diese wohlgeformten Silhouetten auf rotem Hintergrund anstarre. Der Gedanke, was meine Oma zu so einem Plakat sagen würde, verdreht mir den Magen: "Was ist nur aus Kino geworden, mein Junge?".

Mir scheint, als wolle man ein weibliches Äquivalent zur vornehmlich maskulin geprägten und zotenlastigen "Buddy-Komödie" schaffen und sich einem neuen Klientel bedienen. Einziger Unterschied: Das Geschlecht, denn der banale, situative Humor ist stellenweise ähnlich. Die urtypisch männliche Action-Komödie erfreut sich sogar bei beiderseitigem Geschlecht an Beliebtheit. Die Frage bei diesem Streifen ist nur, welcher Mann, der nicht von seiner Freundin gezwungen wird diesen Action-Rührquark anzuschauen, seinen Kumpels vorschlagen wird: "Hey Jungs, da läuft eine Knaller-Action Komödie im Kino". Wer antwortet auf die Fragen, welcher es denn sei und ob Dwayne "The Rock" Johnson und Testosteron-schwangere Szenen dabei seien, mit "Taffe Mädels"? Den Blick der Freunde würde ich gerne sehen. Damit fallen 50 Prozent möglicher Kinogänger fort, dann noch Alte, Intellektuelle und Zyniker und wir bleiben nach Adam Riese bei einem stark zersiebten Quäntchen an Schaulustigen, die sich von seichtem Popcorn-Kino berieseln lassen.

Komödie "Taffe Mädels" mit Sandra Bullock im Kino

Wie zum Teufel konnte der Kinostart in Amerika dann so erfolgreich sein und bereits 40 Millionen US-Dollar einspielen? Der Streifen als laue Action-Unterhaltung ist passabel, bietet aber den ein oder anderen Lacher und lebt von der burschikosen McCarthey, die bereits in "Brautalarm" überzeugte. Es ist milde Kost und einer dieser Filme, die betrunken noch viel mehr Spaß machen, da der Inhalt quasi auf einen Bierdeckel passt und nur der Klebstoff der aneinander reihenden Witze ist. Paul Feigs harsche Konfrontation zweier inkompatibler weiblicher Polizisten zeigt allerdings auch, dass sie in diesem fragwürdigen Genre den männlichen Vorläufern ansatzweise die Stirn bieten kann und eine willkommene Abwechslung zu muskelbepackten Hirnis ist.

"Taffe Mädels" läuft ab Donnerstag, dem 03.07.2013, in den deutschen Kinos.