Sami und Nadjibha sind herztakt

Personal Training

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 4. Juli 2012

Erzählt uns doch ein wenig über Euch. Wo seid Ihr geboren? Wo lebt Ihr heute?

Sami: Ich bin Sami El Benghazi, Wie man meinem Namen entnehmen kann, habe einen orientalischen Background, ich bin väterlicherseits Libyer und mütterlicherseits Deutscher. Ich wurde zwar in Gießen geboren, bin aber bis zum 13ten Lebensjahr in Libyen aufgewachsen.

Nach Deutschland kam ich aufgrund der Scheidung meiner Eltern. Und wenn ich so zurücksehe, kann ich sagen, dass ich dankbar für die verschiedenen und vielen kulturellen Einfüsse in meinem Leben bin, die sich unter anderem auch in herztakt widerspiegeln. 

Ich war in meiner Jugend immer ein sehr, ja nennen wir es mal dickköpfiger und körperlicher Mensch. Struktur und Ordnung, „konform sein“ war immer etwas, mit dem ich nichts anfangen konnte und ich tat das, was ich damals tun musste, um zu mir selbst zu finden. Ich brach aus. Dabei hat es mich an viele Orte, hauptsächlich in Deutschland, verschlagen, wo ich mich mit Gelegenheitsjobs  und dem Geschmack von Abenteuer schlussendlich mit knapp 27 Jahren in Köln wiederfand.

Nadjibha: Meine Name ist Nadjibha Zazai und ich bin die Tochter afghanischer Eltern. Ich bin geboren im schönen Berlin/Schöneberg mit ganz tollen acht Geschwistern. Durch diverse Praktika in Berlin,habe ich mich entschieden, mit meiner Schwester Berlin zu verlassen, um neue Erfahrungen sammeln zu können. Aber vor allem, um unabhängig zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen.Es war kein einfacher Weg, gerade in einer muslimischen Familie. Doch die offene Einstellung meines Vaters und Überredungskünste haben meine Mutter überstimmt :) So bin ich in Köln gelandet, habe an der Sporthochschule Sport studiert und arbeite hier als Diplomsportwissenschaftlerin in der Uniklinik sowie in der Hauptschule. Durch mein Studium und diverser Fortbildungen in Köln ist es mir gelungen, mich zu 1000% zu entfalten.

"herztakt - the right to be different!"

Wie seid Ihr auf das Konzept herztakt gekommen?

Sami: Ja, nachdem ich also in Köln angekommen war, klappte es mit der Vernunft anfänglich auch ganz gut. Ich hatte nun eine leitende Position mit Verantwortung für fast 50 Mitarbeiter, finanziell konnte ich mich auch nicht beschweren. Ich stellte mir aber immer öfter die Frage: „war ich das?“ Nach einigen Jahren musste ich mir diese Frage eindeutig mit „Nein“ beantworten. Das alles hat mich weder erfüllt, noch glücklich gemacht. Ich hatte jetzt also ein Problem, ich wollte zwar Struktur und Ordnung, mich dabei aber nicht verbiegen, Ich wollte mit jeder Faser hinter dem stehen, was ich tue und so habe ich mich gefragt, "was machst Du jetzt mit Anfang 30?" Als ich so auf die vergangenen Jahre zurück geschaut habe, gab es immer eine Konstante, den Sport. Da ich neben meinen Hauptjobs, die zumeist hinter dem Schreibtisch stattfanden, immer mal wieder Personal Training angeboten habe, lag es nahe, etwas im Bereich Sport zu machen. Doch ich wollte nicht nur Geld verdienen, mit dem was ich tue, sondern auch als Mensch dazugewinnen. Also sollte auch ein sozialer, gesellschaftlicher Gedanke Teil des Konzeptes sein und in dieser Zeit lernte ich auch meine heutige Partnerin kennen, Nadjibha Zazai. Beide waren wir Sportler, beide wollten wir mehr als nur Sport, und die Gedanken wurden konkreter und eines Tages war die Idee zu „herztakt the right to be different“ geboren. Personal Training, Fitness + Lebenskultur in einem coolen urbanen Lifstyle Konzept.

Was unterscheidet Euch von anderen? Was liegt Euch besonders am Herzen?

Sami:  Unser USP ist eindeutig, dass wir vielschichtiger und roher sind. Wir gehen nicht mit erhobenem Zeigefinger auf die Menschen zu. Herztakt versteht das Leben als offenes Konzept; Bewegung als etwas instinktives und nicht verkopftes. Das, was wir machen, basiert auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, ohne wissenschaftlich zu sein. Es war nie unser Ziel, gefällig zu sein, wie es so oft in unserer Branche üblich ist. Herztakt sollte echt sein, und das haben wir geschafft. Also, Ihr werdet bei uns nur selten ein „Richtig“ und ein „Falsch“ finden, da das Leben nicht in solchen Konzepten denkt. Neben unseren Fitnesskonzepten wie Personal Training, Cross fit und Firmenfitness, bieten wir zum Beispiel auch Sport für muslimische Frauen an oder richten z.B. gemeinnützige Events für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen aus. Hier haben sie die Chance, kostenfrei Sport zu treiben und bekommen so oftmals zum erstmal seit langer Zeit positives Feedback. Wir verstehen uns als Teil einer lebendigen und bunten Gesellschaft und wollen sie aktiv mitgestalten. Also schaut mal bei uns auf www.herztakt.com vorbei. Wir von herztakt setzen uns für das Recht ein, anders sein zu dürfen. Wir wollen Vielfalt statt Gleichmacherei, eine urbane Gesellschaft, in der jeder ein farbiges, einzigartiges Steinchen in einem faszinierenden Mosaik ist. Schlank ist nicht besser als dick. Kartoffeln sind nicht besser als Birnen. Wir sind nicht besser als Du, auch wenn wir schneller laufen können :-) Vielleicht findest Du es ungewöhnlich, aber bevor Du etwas änderst, akzeptiere Dich erstmal so, wie Du bist! Übertriebener Ehrgeiz provoziert lediglich Frust. Nur wenn Du Deinem eigenen Rhythmus folgst, kannst Du Deinen Erfolg genießen. Deshalb heißen wir herztakt. Sportliche Bewegung ist ein Geschenk und keine Strafe für Deine „Sünden“. Check the difference?

"Ich würde alles ausprobieren, erst dann darf ich urteilen"

Welche Sportart würdet ihr niemals ausüben/ausprobieren?

Nadjibha: Sportarten, die ich niemals ausprobieren würde, gibt es nicht! Ich würde alles ausprobieren, erst dann darf ich urteilen

Sami: Hmm, da muss ich mich anschließen, aber bei Frauenfußball wird es bei mir vielleicht doch etwas schwierig :-)

Was gefällt Euch ganz besonders an Eurer Stadt?

Sami: An Köln gefällt mir besonders das Bunte und Vielfältige. Du kannst schnell Teil des ganzen Treibens werden oder Dich in Ruhe zurückziehen. Besonders gefällt es mir aber, dass ich in Köln so viele Menschen gefunden habe, die mich unterstützen und mit denen mich  inzwischen eine tiefe Freundschaft verbindet. Das ist es auch, was Köln und jede andere Stadt ausmacht: die ganz besonderen Menschen in Deinem Umfeld. Mit Köln verbindet mich aber auch, dass ich in dieser Stadt mein Herz verloren habe :-) Ich habe in Köln mit Nadjibha nicht nur eine Geschäftspartnerin, sondern in Ihr auch meine Frau gefunden.

Nadjibha: Köln hat für mich sehr viele Türen geöffnet. Ich habe meine Unabhängigkeit erlangt, mich weiter entwickelt, tolle Menschen an meiner Seite. Aber vor allem habe ich einen Mann gefunden, der mich zur glücklichsten Frau der Welt macht. Aber auch die Vielfältigkeit, sowie die Offenheit der Kölner sind mir sehr ans Herz gewachsen.

"Ich habe in Köln mein Herz verloren"

Wie sieht ein freier Tag bei Euch aus? Was unternehmt Ihr? Wo geht Ihr hin?

Sami: Ich möchte die romantische Vorstellung zwar nicht zerstören,aber wenn wir ehrlich sind, schlafen wir aus und verbringen den Tag eher auf der Couch :-) Ansonsten sind wir leidenschaftliche Köche und lieben es, Freunde bei uns zu haben und schöne Abende miteinander zu verbringen.

Nadjibha: Einen freien Tag gibt es leider nur selten. Aber wenn es ihn gibt, dann schlafen wir aus, gehen zum Sport, spazieren durch den Stadtwald und besuchen am Abend unsere Freunde zum gemeinsamen Essen.

"Wir sind leidenschaftliche Köche"

Wann hattet Ihr das letzte Mal so richtig Angst?

Nadjibha: Angst habe ich immer, wenn meine Mutter nach Afghanistan in den Urlaub fliegt, weil man nie weiss, ob sie heile zurückkommt.

Sami: Angst??? Nein natürlich habe auch ich Ängste. Das letzte Mal war zum Zeitpunkt des arabischen Frühlings, um meine Familie, die während des politischen Umbruches in Libyen war. Aber es ist, wofür ich dankbar bin, alles gut ausgegangen.

Und wann habt Ihr Euch bis auf die Knochen blamiert?

Sami: Na das ist schon einige Jahre her. Fragt mich bitte nicht warum, aber ich habe mal auf einen wichtigen Brief gewartet. Und bin eines morgens, ohne mir dabei was zu denken, nackt zum Briefkasten im Treppenhaus gegangen. Und wie es so kommen musste, fiel die Tür hinter mir zu. Und leider hatte ich mir angewöhnt, die Briefe über den Schlitz aus dem Briefkasten zu fischen, also habe ich auch keinen Schlüssel dabei gehabt. Naja, ich muss sagen, es war schon ziemlich spannend, nackt über die Straße zum Kiosk zu laufen, um die Schlüssel zu holen, die ich dort für Notfälle hinterlegt hatte. Habe es aber eher mit Humor genommen. Der Brief kam übrigens einen Tag später! *lacht*

Nadjibha: Diese Geschichte reicht, glaube ich, für uns beide! *lacht*

"Bei Liebeskummer hilft ganz viel Schokolade"

Was hilft bei schlimmem Liebeskummer?

Sami: Freunde, ein paar Flaschen Wein und lange Gespräche...*lacht*

Nadjibha: Liebeskummer geht nur weg, indem man sich selbst immer wieder sagt, dass es irgendwann vergeht. In Kombination mit der Ablenkung toller Freunde und ganz viel Schokolade :-)

Welches Land auf dieser Erde würdet Ihr niemals besuchen?

Nadjibha: Ein Land, das ich niemals besuchen würde, gibt es nicht. Bin offen für alle Kulturen, Religionen und tolle Geschichten.

Sami: Da muss ich mich anschließen. Auch wenn uns mit Sicherheit einige Länder wegen Ihrer Systeme, egal ob Politik oder Religion, fremd vorkommen oder vielleicht nicht gefallen, so muss uns eines klar sein: Veränderung kann nur da stattfindet, wo neue Einfüsse und Sichtweisen ins Land fließen. Und gerade durch Reisen kann man dazu beitragen.

"Veränderung kann nur da stattfindet, wo neue Einfüsse und Sichtweisen ins Land fließen"

Was ist für Euch das Wichtigste im Leben? Auf was könntet Ihr auf gar keinen Fall verzichten? 

Sami: Gesundheit, Liebe, Familie und die Freiheit und Möglichkeit, täglich zu lernen. Und last but not least: der Sport.

Nadjibha: Das wichtigste im Leben ist die Gesundheit. Ohne Gesundheit gibt es kein Leben. Familie und Freunde und die Liebe sind unverzichtbar, dazu ein Dach übern Kopf und was zu essen. Mehr brauch ich nicht, um glücklich zu sein.