Neue ZDFneo Sendung sorgt für Zündstoff: "Auf der Flucht - das Experiment"

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 8. August 2013

Flüchtlingsschiffe vor der italienischen Insel Lampedusa, Armuts-Flüchtlinge aus Ost-Europa, Menschen, die versuchen den Folgen des Krieges im Nahen Osten zu entkommen. Immer wieder werden wir in den Medien von diesen Vorgängen informiert. Doch was kommt wirklich bei uns an? Kaum einer von uns kennt einen Flüchtling. Deshalb sprechen wir mit Leuten vom Fach. Vorurteile verbreiten sich schnell in Deutschland: „Alles Schmarotzer“ heißt es dann oft. ZDFneo hat nun ein australisches Format adaptiert, in dem ´Prominente´  die Wege von Flüchtlingen erleben sollen. „Auf der Flucht – das Experiment“  - ist das geschmacklose Vermarktung von Schicksalen oder investigative Reality-Doku? Um diese Frage zu beantworten, haben wir mit Fachleuten vom Flüchtlingswerk gesprochen.

Die Namen der Teilnehmer erinnern an die von anderen Casting-Shows: Bei einigen fragt man sich „Wer ist das denn ?". Dabei handelt es sich um sehr große Gegensätze, die hier aufeinander treffen, Beispiel Model Mirja du Mont oder Ex-Nazi Kevin Müller. In zwei Teams – Team Irak und Team Afrika – werden die Promis über verschiedene Routen die Stationen einer Flucht bereisen. Vom Zielort Deutschland zurück zum Herkunftsland. Dabei soll deutlich werden, welchen drastischen Bedingungen ein Mensch auf der Flucht ausgesetzt ist und warum diese überhaupt ihre Heimat verlassen.

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Das Format stammt ursprünglich aus Australien, dort lief 2011 die erste Staffel. Die Ausstrahlung stieß dort auf positives Feedback. Anders als in Deutschland: Kritiker bezeichnen die Show eher als Reality-Trash denn als Dokumentation. In vier Folgen kann man beobachten, wie sich die Prominenten als ´Flüchtlinge´ durchschlagen. Die Süddeutsche schreibt, dass auch ZDFneo eher auf ´Star´- Allüren der Kandidaten setze, als auf eine reine Dokumentation der Ereignisse.

ZDFneo betont, man habe bei der Umsetzung des Formats mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk kooperiert. Aber ist „Auf der Flucht - das Experiment“ wirklich eine Sendung, die den Zuschauern die Situation von Flüchtlingen näher bringt und so Verständnis schafft? Oder ist es eine Reality-Show verpackt unter dem Deckmantel einer angeblichen Dokumentation? Und wie kann man das als Person beurteilen, die nicht weiß wie die Wirklichkeit aussieht?

Genau deshalb haben wir mit dem Sozialwerk Nazareth aus Norden-Norddeich in Niedersachsen gesprochen. Seit vielen Jahren werden hier Flüchtlinge im Auftrag der Landesregierung aufgenommen. In der „Clearingstelle“ leben jugendliche Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Deutschland gekommen sind. Eine ihrer Betreuerinnen ist Annette Siewert, sie lebt und arbeitet mit den Jugendlichen zusammen, kennt ihre Geschichten und die Wege ihrer Flucht. Sie wird heute Abend „Auf der Flucht – das Experiment“ um 22.15 Uhr auf ZDFneo gucken und uns morgen erzählen, wie sie die Sendung bewertet.