Andreas Jopp

Medizinjournalist, Gesundheitstrainer und Bestsellerautor

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 25. August 2012

Erzähle uns kurz ein bißchen von Dir. Wo kommst Du her, wo lebst Du heute?

Ich bin in den USA ausgewachsen und habe überall auf der Welt gelebt - in Frankreich, Italien. Ich spreche 5 Sprachen, was sehr praktisch für meine Recherchen ist. Denn viele Quellen zu ernährungswissenschaftlichen Themen sind nicht in Deutsch und es ist gut, wenn man sie richtig versteht. Jetzt lebe ich in Köln.

In den USA bin ich vor 20 Jahren auf das Thema Vitamine gekommen. Dort war das ja schon damals aktuell. Ich fand es unheimlich spannend, was man alles damit machen kann. Ich war damals nicht bei bester Gesundheit und habe mich mit der Thematik in erster Linie aus ganz persönlichen Gründen beschäftigt. Es ging darum, was ich für mich tun kann. Doch dann war ich so überzeugt, dass ich es auch anderen  mitteilen wollte. Und so hat sich das Ganze entwickelt.

"Esst mehr Obst & Gemüse und weniger schnelle Kohlenhydrate!"

Gibt es eigentlich 3 einfache Regeln für eine gesunde Ernährung und ein optimales Gewicht?

Mmm, lass mich nachdenken. Ja, im Grunde genommen gibt es die.

Erstens: Energie darf nicht zu schnell in den Körper kommen. Alles, was hoch verarbeitet ist, was keine Ballaststoffe hat, kommt zu schnell in die Blutbahn. Das macht dick, denn es kann nicht auf einmal verbraucht werden und wird zwischengespeichert in unseren Fettzellen. Aus Zwischenlagern werden dann oft Endlager und wir werden immer dicker. Es kommt also auf die Schnelligkeit der Energie an. Man sollte daher möglichst unverarbeitete Produkte, wie Vollkorn, frisches Obst und Gemüse essen, und weniger schnelle Kohlenhydrate.

Zweitens: Weniger verarbeitete Produkte haben auch mehr Vitalstoffe, wie Vitamine. Das wäre die zweite Regel. Wir brauchen alle mehr Vitalstoffe, damit wir leistugsfähig sind und gesund bleiben.

Drittens: Und man kann mehr Eiweiß essen. Eiweiß macht satt und aktiviert den Stoffwechsel.Der Steinzeitmensch hat wesentlich eiweißreicher gegessen. Unser Körper ist bestens darauf eingestellt.

Was hälst Du von Diäten? Wieso funktionieren sie nicht?

Das ist ganz einfach: Wer nicht satt ist, kann nicht abnehmen! Wer ständig Heißunger hat, stürzt sich irgendwann auf Schokolade. Um das zu verhindern, muss man satt sein. Und um satt zu sein, ist ein gewisses Volumen an Nahrung notwendig. Daran scheitert eine Diät meistens. Eine weitere Sache, die man bei Diäten meistens nicht beachtet, ist das Eiweiß. Man ißt zu wenig Eiweiß und verliert dadurch Muskelmasse. Wenn dem Körper Eiweiß zur Zellerneuerung fehlt, nimmt er es sich aus den Muskeln und baut sie ab. Wer aber zu wenig Muskelmasse hat, verbrennt weniger Kalorien. Für jedes Kilo, was man an Muskelmasse verliert, verbrennt man später 100 Kalorien pro Tag weniger. Eiweiß ist daher sehr wichtig, um den Jojo-Effekt zu vermeiden. Je mehr Muskeln man hat, desto mehr kann man also essen. Deswegen können Männer ja auch mehr essen, ohne gleich zuzunehmen und Frauen brauchen ein Törtchen nur anzusehen. Es gibt ja auch den Satz: Wiege weniger, esse mehr. Das stimmt!

"Wer nicht satt ist, kann nicht abnehmen!"

Worauf kannst Du selbst bei all den Ernährungsregeln dennoch nicht verzichten?

Zu Hause stellt sich mir das Problem nicht. Ich esse ohnehin am liebsten frische Sachen wie Obst und Gemüse - das habe ich immer zu Hause. Aber wenn wir draußen essen gehen, kann ich auf Desserts nicht verzichten. Das ist ganz lustig. Wir gehen ab und an im Schloß Bensberg essen. Da hast Du dann ein 5-Gänge Menue und ich kann einfach keine 3 Fleisch- bzw. Fisch Gänge hintereinander essen. Ich bin ein Flexi-veggie; ich bin eigentlich Vegetarier, esse manchmal aber auch gerne Fleisch oder Fisch. Aber dreimal Fleisch hintereinander, das geht einfach nicht. Ich habe dann irgendwann meinen Mut zusammen genommen und gesagt, ich möchte zwei Mal Dessert als Vorspeise (*lacht*). Das braucht Selbstbewusstsein, das sag ich Dir. Aber es muss nicht unbedingt süß sein; es kann auch etwas frisches, wie ein Sorbet sein. 

Wenn Du Dich an Deine Ernährung in der Kindheit erinnerst, hat sich da etwas Grundlegendes geändert?

Nein, eigentlich nicht. Ich komme aus einer Generation, wo noch die Mutter zu Hause gekocht hat. Wir haben immer frisch und gesund gegessen und ich mag keine Fertigprodukte. Aber ich habe als Kind natürlich viel Süßes gegessen. Aber das machen alle Kinder gerne.

"Ich mag keine Fertigprodukte!"

Was gefällt Dir in Köln am besten?

Ich könnte Dir viel schneller sagen, was mir alles nicht gefällt (*lacht*). Aber nein, ich mag an Köln, dass es so lebhaft ist. Und dass die Innenstadt so eng und alles in Laufnähe zu erreichen ist. Ganz im Gegensatz zu Berlin. Ich mag auch die Kontaktfreudigkeit der Kölner. Und das liegt meines Erachtens am Karnevalseffekt. Karneval ist ein jährlich wiederkehrendes Psychodrama, wo alle Hemmungen abgelegt werden und die einfache Metzgersfrau auch mit dem Bänker schunkeln kann. Man nimmt sich nicht so ernst und sowas bleibt auch den Rest des Jahres im Kopf. 

Wie sieht für Dich ein perfekter Abend mit Freunden aus?

Etwas Tolles zusammen kochen, gemeinsam essen und sich unterhalten. Beim Essen ergeben sich immer die schönsten Gespräche.

Was machst Du als Erstes, wenn Du von einer langen Reise zurück kommst?

Lüften! (*lacht*). Nein, ich gehe zum Kühlschrank und esse etwas Frisches. Auf Reisen bekommst Du immer nur so labbrige Brötchen, im ICE oder im Flieger. Wenn ich dann zu Hause bin, habe ich total Lust auf etwas Frisches, auf Obst oder einen Gemüsesaft. Eben etwas mit Kalium :-)

"Beim Essen ergeben sich die schönsten Gespräche!"

Mit wem würdest Du gerne einmal kochen?

Laß mich mal überlegen. Oh ja, mit Meryl Streep, die finde ich klasse. Die hat einmal gesagt "Ich bin Schauspielerin und gehe nach der Arbeit nach Hause". Das hat mich total begeistert.

Hast Du ein Lebensmotto?

Ich laß mich nicht reglementieren. Regeln sind ok, aber ich druchbreche sie.

Andreas, vielen Dank für das schöne Gespräch. Ich habe viel gelernt :-)