In the Darkroom: Wer heiratet einen Terroristen?

von Portrait von
Veröffentlicht am 4. Oktober 2013

Magdalena Kopp war mit dem internationalen Terroristen Ilich Ramirez Sanchez – als der Schakal bekannt – verheiratet.
Wie kann man einen Verbrecher lieben? In der Dokumentation „In the Darkroom“ erzählt sie von dieser Liebe: Die Deutsche Fotografin Magdalena Kopp lebte in den 1970er Jahren in Frankfurt am Main und war Mitglied der Revolutionären Zellen (RZ). Die antiimperialistisch ausgerichteten RZ kooperierten mit palästinensischen Terrorgruppen. 1975 überfiel ein Kommando aus deutscher RZ und palästinensischer PFLP unter Führung des Venezolaners Carlos – der Schakal – die OPEC- Konferenz in Wien.

Der israelische Regisseur Nadav Schirman versucht anhand von Gesprächen mit Magdalena Kopp und der gemeinsamen Tochter Rosa den Mann hinter dem Schakal zu zeigen. Bewegend ist die Szene, in der Magdalena Kopp vor einer Litfaßsäule steht, auf der ein Plakat des Films prangt. Vor diesem Plakat wirkt sie fast schon verloren.

In the Darkroom: Wer heiratet einen Terroristen?

Im Dark Room, der Dunkelkammer, werden Magdalenas Bilder aus der Vergangenheit abgezogen. Sie werden zum Schnittpunkt zwischen den Ereignissen von damals und der Erinnerung im Jetzt. Es ist aber auch der dunkle Raum der zeigt, wie schwierig es ist, den Mann zwischen Realität und Legende um Ramirez Sanchez zu erkennen.

Der dunkle Raum ist auch die Vergangenheit Magdalenas. Sie weiß nicht mehr, was sie damals wollte, warum sie mitgemacht hat. Sie behauptet war zwar 'nur' eine Mitläuferin gewesen zu sein, doch sie hatte eine wichtige Rolle. Magdalena Kopp fälschte Dokumente und Pässe.

Obwohl Magdalena auch in einigen Berichten zeigt, dass sie Angst vor Carlos hatte, gibt Schirman ihr keine Absolution. Es ist kein Film der Beichte oder Vergebung. Doch Kopps Legenden der unschuldig Verführten werden nicht hinterfragt. So bleibt leider auch ihr damaliger ideologischer Hintergrund ungeklärt. Der Film stellt zwar viele Fragen, aber er beantwortet nur sehr wenige. Wir erfahren nicht, wie viel Magdalena Kopp von Carlos' Verbrechen wusste. Spannend ist der Film aber dennoch. Magdalena Kopp verbindet die politische Ahnungslosigkeit, Opportunismus und das blinde Nachläufertum. Viele unangenehme Fragen werden von ihrer Tochter Rosa gestellt. Ihre Auseinandersetzung mit Carlos ist das eigentlich Beeindruckende dieses Films.