Lucina Micale
Schauspielerin
Karoline Sielski
Veröffentlicht am 29. April 2013
Erzählen Sie bitte etwas zu Ihrem aktuellen Kulturprojekt "Made in Stuttgart - Typisch italienisch?" Was können wir uns darunter vorstellen und warum lohnt es sich hinzugehen?
“Made in Stuttgart” bietet die Möglichkeit an, viel über die italienische Gesellschaft in Stuttgart kennen zu lernen. An diesem Wochenende stellen sich viele Stuttgarter KünstlerInnen italienischer Herkunft vor und zeigen durch Theater, Lesungen, Musik und Filme etwas Traditionelles und Zeitgenössisches aus Italien. Es gibt Angebote für Erwachsene und Kinder. Ich glaube, dass es sich lohnt, einen Blick darauf zu werfen!
Was reizt Sie besonders an diesem Projekt und was reizt Sie allgemein am Theater-Spiel?
"Mit Kultur meine ich die breite Vielfalt von Sitten, Überzeugungen, Einstellungen, Werten, Idealen und Gewohnheiten einer Gesellschaft."
Es ist für mich wichtig an einer Veranstaltung über Italien teilzunehmen und meinen kulturellen Beitrag zu leisten. Mit Kultur meine ich die breite Vielfalt von Sitten, Überzeugungen, Einstellungen, Werten, Idealen und Gewohnheiten einer Gesellschaft. Der kulturelle Beitrag in der Gesellschaft ist für mich dann eine bewusste Entscheidung. Ethnische Einheiten müssen aktiv an dem kulturellen Leben ihrer Gesellschaft teilnehmen, mit Bedacht auf ein konstruktives Miteinander interagieren, damit Vielfalt als eine Bereicherung, als Wert- und Wachstumschancen sowohl im Vergleich als auch im Austausch eine gegenseitige Bereicherung bewirkt. Das Theater ist für mich eine Ausdrucksform, die Kommunikation unter Menschen vereinfacht/begünstigt.
Erzählen Sie uns bitte, woher Sie kommen und wie Sie aufgewachsen sind.
"Meine Geschichte ist ein sehr klassisches Beispiel von italienischer Auswanderung der letzten Jahren."
Meine Geschichte ist ein sehr klassisches Beispiel von italienischer Auswanderung der letzten Jahren. Ich komme aus einer den ärmsten Regionen Italiens, Sizilien. Als ich 18 war, bin ich nach Norden gezogen, nach Padua, in der Nähe von Venedig, wo ich studiert habe. Dann musste ich, wie viele Italiener meiner Generation, trotz meines abgeschlossenen Studiums und vieler Qualifizierungen ins Ausland auswandern, um Arbeit zu finden!
Wie lebt es sich für einen Künstler italienischer Herkunft in Stuttgart? Wie groß ist das Angebot in Stuttgart für Migranten, die Kontakt zu ihrer Heimat suchen?
Seit dem ersten Moment war ich vom riesigen Kulturangebot Stuttgarts positiv beeindruckt. Als ich angekommen bin, habe ich mich sofort auf die Suche nach einer italienischen Theatergruppe gesetzt, und bin einfach in die Theatergruppe geraten, die ich heute seit 3 Jahren leite: Teatralia Europa. Das Amateur Theater Ensemble "Teatralia Europa" verfolgt durch Aufführungen von Stücken bekannter Autoren, eine zweifache Absicht: zum einen, Probleme und aktuelle Themen anzusprechen, zum anderen den Zugang zur italienischen Literatur zu begünstigen und so dem Publikum Denkanstöße und Anregung zu geben. „Teatralia Europa“ hat sich das Ziel gesetzt, die historischen Beziehungen zwischen den Ländern auszuschöpfen und die wechselseitige Beeinflussung zu fördern. Die soziokulturelle Funktion des Theaters ist in der Tat Hinter- und Daseinsgrund des Projekts, das diese Theatergruppe ausmacht. Die Gruppe setzt sich aus Mitgliedern diverser Nationalitäten mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen zusammen, die in breit gefächerten Berufsfeldern tätig sind. Obwohl sie vom von einem unterschiedlichen intellektuellen Hintergrund geprägt worden sind, eint sie die gemeinsame Leidenschaft für das Theater und das Interesse an der Kommunikation unter den Kulturen.
Die Deutschen, die an der Gruppe teilnehmen, haben die Möglichkeit, ihr Interesse an der italienischen Kultur zu vertiefen, indem sie ein größeres kulturelles Angebot bekommen als in einem normalen Sprachkurs. Die Italiener erleichtern ihrerseits im engen kulturellen Kontakt mit den Deutschen deren Integrationsprozess. Ich habe sofort festgestellt, wie gross das Interesse an die italienische Kultur hier in Stuttgart ist. Es gibt viele Leute in Stuttgart, die Italienisch lernen und sehr gut reden, und die gerne zu unsere Veranstaltungen kommen, also unser Publikum ist nicht nur italienisch sondern auch deutsch.
Was muss sich in Deutschland Ihrer Meinung nach in punkto Migration noch verbessern? Worauf möchten Sie aufmerksam machen?
"Nur aus der Interaktion von Menschen verschiedener Kulturen, das heißt, aus der Begegnung von Mannigfaltigkeit, kann ein fruchtbarer Austausch von Kulturen und eine Wissensbereicherung entstehen."
Nur aus der Interaktion von Menschen verschiedener Kulturen, das heißt, aus der Begegnung von Mannigfaltigkeit, kann ein fruchtbarer Austausch von Kulturen und eine Wissensbereicherung entstehen. Manchmal denkt man, um gut integriert zu werden, muss man einen Assimilationsprozess unternehmen. Ich glaube, dass Integration das Ergebnis einer Begegnung ist. Das Bewahren der eigenen Kultur und das Interesse für das Fremde sind Voraussetzungen für ein Land, das auf interkulturelle Kommunikation ausgerichtet ist. Nur aus der Interaktion von Menschen verschiedener Kulturen, das heißt, aus der Begegnung von Mannigfaltigkeit, kann ein fruchtbarer Austausch von Kulturen und eine Wissensbereicherung entstehen.
Was regt Sie zur Zeit so richtig auf?
Negativ: die komplizierte unklare lächerliche politische Situation in Italien
Positiv: meine Theatergruppe!
Was sind die besten italienischen Restaurants in Stuttgart - wo kann man essen wie in bella Italia?
"Eine richtige “pizza italiana” kann man bei “Il pomodoro” (Wilhelmsplatz 4 Stuttgart) und “La piazza” (Charlotten str. 11 Stuttgart) essen."
Eine richtige “pizza italiana” kann man bei “Il pomodoro” (Wilhelmsplatz 4 Stuttgart) und “La piazza” (Charlotten str. 11 Stuttgart) essen.
Welche Orte in Stuttgart gefallen Ihnen außerdem am besten? Was ist das tolle an Iher Stadt?
Ich liebe die Hügel, die Stuttgart umarmen. Besonders, wenn die Sonne scheint! Auf der Karlshöhe oder in der alten Weinsteige lohnt es sich, einen Spaziergang zu machen!
Was ist für Sie typisch italienisch?
Auf jedem Fall: Vielfalt!
