Lorenz Kellhuber

Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 2. Oktober 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde am 11. März 1990 in München als zweites Kind zweier Kirchenmusiker geboren. Als Einjähriger bin ich durch die berufliche Situation meiner Eltern nach Endorf bei Regensburg umgezogen. Seit September 2006 lebe ich in Berlin, wo ich auch von 2006 bis 2010 am Jazzinstitut Klavier studiert habe. Klavierspielen bzw. Musik machen war schon immer meine Leidenschaft. Mit der Zeit hat sich der Berufswunsch Musiker ganz natürlich etabliert, wobei ich Musik machen mehr als Berufung bezeichnen würde.

Du machst mit klassischen Instrumenten recht unklassische Musik. Wie wichtig ist Improvisation und Kreativität für Dich?

Tatsächlich wäre, meiner Meinung nach, die Klassik in der heutige Zeit Jazz und somit auch Improvisation. Ich glaube, ich bin nicht der erste Mensch, der behauptet, dass Bach oder Mozart heute Jazz spielen würden. Improvisation ist ein absolut wichtiger Bestandteil meiner Musik und gleichzeitig auch der Grund, warum ich irgendwann zum Jazz „gewechselt“ bin. Ich liebe es, dass alles im Moment entsteht. Kreativität ist ein wichtiger Begriff in der Musik. Es ist aber schwer zu sagen, wann und warum jemand gerade kreativ ist.

Du hast schon mit fünf Jahren Klavier gespielt und mit elf angefangen Klavier und Geige zu studieren. Kommt da die Kindheit zu kurz?

Improvisation ist ein absolut wichtiger Bestandteil meiner Musik und gleichzeitig auch der Grund warum ich irgendwann zum Jazz „gewechselt“ bin.

Mit elf Jahren begann ich ein Jungstudium, welches sich enorm zu meinem späteren Bachelorstudium unterschied. Ich hatte lediglich einen Theoriekurs pro Woche zusätzlich zum Instrumentalunterricht und somit blieb genug Zeit für andere Aktivitäten. Trotzdem habe ich mich schon als Kind am liebsten mit Musik beschäftigt.

Woher kommt die Inspiration für Deine Stücke – klimperst Du ein bisschen auf den Tasten herum, bis die Eingebung kommt, oder setzt Du Dich konzentriert an den Schreibtisch und notierst?

Inspiration kann vieles aus meinem Leben sein. Was den Kompositionsprozess angeht: Erstmal muss bei mir die Lust vorhanden sein, ein neues Stück komponieren zu wollen. Dann setze ich mich an das Klavier und improvisiere, solange bis es mir gefällt. Manchmal setzt sich aber auch ein Song nur in meinem Kopf, bzw. meinem Gehör zusammen. Es ist letztendlich der gleiche Prozess wie bei Variante 1, nur ohne Instrument. Da fällt mir ein: Das Stück „Cryer“, von der zweiten CD meines Trios, ist im Auto während einer Tournee diesen Jahres entstanden.

Lorenz Kellhuber

Wann erscheint Euer zweites Album?

Anfang 2013 bei Blackbird Music.

Ist es beim zweiten Mal noch so spannend wie beim ersten Mal?

Es ist natürlich nicht vergleichbar, aber spannend ist es immer, wenn ein eigenes Album veröffentlicht wird. Das erste Mal war alles neu: meine ersten eigenen Kompositionen, eine neue Band...

Jetzt ist es das zweite Album von denselben drei Leuten. Wenn sich musikalisch nichts getan hätte, wäre es nicht so spannend. Die zweite CD enthält ganz andere Songs, jeder spielt anders, dabei ist es nicht weniger intensiv als auf der ersten CD. Somit kann es nur spannend bleiben.

Deine Band, das Lorenz Kellhuber Trio, besteht aus drei Leuten, die in Jazzkreisen nicht unbekannt sind. Entsteht daraus Rivalität, oder ist das kein Thema?

In meiner Band ist Rivalität absolut kein Thema.

Für mich ist jeder Auftritt besonders. Egal ob vor 2 oder vor 1000 Leuten.

Angenommen, Du hättest die freie Wahl – mit wem würdest Du gern mal „jammen“?

Es gibt natürlich viele sowohl verstorbene als auch lebende Musiker mit denen jammen bestimmt unglaublich Spaß machen würde. Wenn ich jetzt anfange Namen aufzuzählen, vergesse ich jemanden.

Durch meine Trio-Partner, Arne Huber und Gabriel Hahn, habe ich Musiker gefunden, mit denen zu spielen mich höchst glücklich macht.

Wie sieht Dein Alltag jenseits der Musik aus?

Ich habe verschiedene Interessen in meinem Leben. Ich bin großer Fußballfan. Kochen gehört auch zu meinen Interessen.

Wichtig ist mir aber vor allem die Zeit, die ich mit Menschen verbringe, die mir nahe stehen.

Du bist Jahrgang 1990, warst aber schon in ganz Europa auf Tour. Wo hattest Du Deinen denkwürdigsten Auftritt?

Für mich ist jeder Auftritt besonders. Egal ob vor 2 oder vor 1000 Leuten. Denkwürdig waren vor allem Auftritte mit großen Musikern wie Kurt Rosenwinkel und Andy Scherrer.

Was ist Dein nächstes großes Projekt?

Momentan konzentriere ich mich nur auf meine beiden derzeitigen Projekte: Solo und Trio. Diese beiden Projekte werden auch immer mein Hauptaugenmerk behalten. Für nächstes Jahr ist allerdings noch ein Duo-Projekt mit dem Schlagzeuger meines Trios, Gabriel Hahn, geplant.

Momentan höre ich vor allem meine eigene Musik.

Angenommen, Du könntest morgen keine Musik mehr machen. Was wäre Dein Plan B?

Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht genau, was mein Plan B wäre, auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass diese Situation jederzeit eintreten kann.

Hörst Du privat auch nur klassische Stücke und Jazz, oder kannst Du auch anderen Musikrichtungen etwas abgewinnen?

Ich kann auch sehr gut anderen Musikrichtungen etwas abgewinnen. Als Kind habe ich viel „Beatles“, Jimi Hendrix, „Queen“, „Deep Purple“ und „Pink Floyd“ gehört. Über Count Basie und Oscar Peterson bin ich dann zum Jazz gekommen. Gleichzeitig habe ich mich mit Bach, Beethoven, Mozart, Schubert usw. vor allem praktisch, sprich am Instrument, auseinander gesetzt und gar nicht viel gehört. Komischerweise, als ich dann angefangen habe, in Berlin Jazz zu studieren, habe ich viel Klassik gehört. Momentan höre ich vor allem meine eigene Musik. Sei es meine Trio-CD, Konzertmitschnitte oder ähnliches. Ich empfinde, dass dies meine musikalische Stimme noch intensiver werden lässt. Ich höre somit gar nicht mehr viele andere Interpreten.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest; eine finale Weisheit?

Nein.