Das KLEIDEREI-Trio
(von links: Pola Fendel, Lena Schröder und Thekla Wilkening) - (c) Svenja Pitz © Svenja Pitz

KLEIDEREI Köln: Achtung, jetzt kommt Kleidersharing!

von Portrait von Carina Kaiser Carina Kaiser
Veröffentlicht am 4. August 2016

Shoppen macht Spaß – vor allem in einem fremden Kleiderschrank. Wenn der auch noch unendlich groß ist und Designermode mit Alltagstauglichkeit verbindet, schlägt das Herz einer jeden Frau höher. Klingt gut! Klingt nach Zukunft. Wie wäre es deshalb mit Klamotten mieten? Auf diese grandiose Idee sind zwei Kölnerinnen gekommen und haben die KLEIDEREI ins Leben gerufen und damit deutschlandweites Kleider leihen möglich gemacht.

Ziel der KLEIDEREI-Mädchen ist, der Wegwerfgesellschaft mit einem nachhaltigen Konzept entgegen zu wirken - das klingt frisch und mit der Zeit. Im Mai dieses Jahres hat der erste neverending Kleiderschrank in Köln Ehrenfeld eröffnet. 

»Stil hast du, Kleidung leihst du«

Carina KaiserCarina KaiserDie KLEIDEREI in Köln Ehrenfeld

Carina KaiserCarina KaiserDein Neverending Kleiderschrank

Hier treffe ich Lena, die Geschäftsführerin der KLEIDEREI in Köln. Wir setzen uns an das große Schaufenster des Ladens. Inmitten von lebhaften Kleidungsstücken und ausgefallenen Accessoires, die "lass mich dein Lieblingsstück werden" schreien. Lena trägt eine quitschgelbe Hose mit bunten Palmen. Dazu weiße Sneaker mit goldenen Schnürsenkeln. So ein warmes Lächeln wie ihres sieht man nicht alle Tage. 

Jenny SperlingJenny SperlingInhaberin Lena Schröder

Jetzt sitzen wir hier in der Kleiderei in Köln Ehrenfeld (wo sich auch das Atelier deines Labels Trinkhallen Schickeria befindet). 

Kannst du kurz erzählen, was dich hierhin gebracht hat?

Eigentlich ist das total der Zufall, dass ich jetzt in Ehrenfeld bin. Bekannte von mir haben nebenan ein Ladenlokal und die wussten, dass hier was frei wird und ich was suche – und dann hat es einfach gepasst. Ich fühle mich hier total wohl. Das ist schon ein ganz guter Standort für uns. 

Weißt du was vorher hier drin war?

Vorher war hier so ein Technik-Second-Hand-Krims-Krams-Laden und eine Poststelle drin. Witzigerweise ist es im ersten Jahr andauernd passiert, dass Kunden zu uns an die Nähmaschine gekommen sind und ne Briefmarke kaufen wollten (lacht laut). 

Carina KaiserCarina KaiserDie KLEIDEREI und Lenas Atelier in Köln Ehrenfeld. Hier steckt drin was drauf steht. »Live slow, die old« - ein Konzept um der Fast-Fashion Industrie entgegen zu wirken.

Dein Atelier ist sozusagen zu einem „Two-in-One-Store“ geworden, hier hängen deine eigenen Stücke zum Verkauf und die KLEIDEREI-Pieces zum Leihen. Musst du da die „Spielregeln“ oft erklären? 

Ja, also man muss jedem der hier neu reinkommt das Konzept und den Ablauf einmal komplett erklären - was auch verständlich ist, da wir es selbst erfunden haben – das kann ja keiner wissen. Und weil man bei uns eine Art Mitglied wird, will man auch gut informiert sein. 

Die Kooperation mit dem Hamburger Start-Up KLEIDEREI passt ganz wunderbar – wie habt ihr euch gefunden? 

Die Gründerinnen der KLEIDEREI, Pola und Thekla kommen aus Köln und wir kennen uns schon ganz lange. Thekla hat während ihrer Ausbildung ein Praktikum bei mir gemacht. Das war was besonderes, denn sie war meine allererste Praktikantin. Wir haben uns angefreundet und seither nicht mehr aus den Augen verloren. Da habe ich natürlich auch mitbekommen, wie sich das mit der KlLEIDEREI entwickelt hat und dann haben wir überlegt, ob wir nicht zusammen in Köln eine Filiale eröffnen wollen. Das ist jetzt passiert. 

KleidereiKleidereiKleider leihen statt kaufen. Klingt verboten gut? Finde ich auch!

Was muss ich tun um Klamotten von euch zu leihen?

Man kann bei uns eine Mitgliedschaft eingehen, dann zahlt man 25 Euro im Monat (mit einem Studentenrabatt nur 22 Euro), dafür kann man sich immer vier Teile gleichzeitig ausleihen, aber auch ganz flexibel tauschen. Sobald man sich an einem Teil satt gesehen hat, bringt man es wieder her und darf sich was Neues mitnehmen. Wenn man also vier Teile zurückbringt, kann man sich vier andere Stücke mitnehmen. Man kann tauschen wann man möchte. Sollte man zum Beispiel einen schönen Wintermantel gefunden haben, kann man den sogar ein halbes Jahr behalten. Es gibt viele begeisterte Mädels die sehr viel Spaß daran haben und sich zum Beispiel auch Sachen für den zweiwöchigen Urlaub mitnehmen. 

Was passiert, wenn mal ein Teil kaputt geht?

Wir haben natürlich Teilnahmebedingungen, in denen ein paar Regeln festgehalten sind. Das Gute ist ja, dass wir viele Klamotten reparieren können. Wenn es allerdings so beschädigt ist, dass wir es nicht mehr aufarbeiten können, müsse man die Hälfte von dem Wert des Teils ersetzen. In der Datenbank ist festgehalten, wie viel der geliehene Artikel wert ist. Sollte man sich total in ein Piece verlieben, kann man es auch kaufen. 

Carina KaiserCarina KaiserEins von Lenas selbstgemachten Lieblingsstücken

Carina KaiserCarina KaiserSchöne Pieces findet man hier

Stichwort Fast- und Slow-Fashion: was steckt dahinter und inwiefern ist es für dich relevant?

Fast Fashion umfasst für mich alle großen Konzerne und Modehäuser, die in Entwicklungsländern billig und schnell, also »fast« produzieren. Die bringen alle paar Wochen neue Kollektionen auf den Markt. Leider haben sich die Leute in dieser Zeit daran gewöhnt, viel und oft neue Sachen zu konsumieren. Ich habe das Gefühl, jetzt gerade entwickelt sich Slow-Fashion als Gegentrend. Darunter verstehe ich Labels, die nicht nach den schnellen Trends agieren, sondern gute und langlebige Kollektionen produzieren. Everyday Pieces für Jahrzehnte – Klassiker mit fairer Produktion. 

Nachhaltigkeit ist also ein wichtiges Thema. 

Genau, das ist für unsere beiden Unternehmen sehr relevant. Ich habe den Eindruck, dass das auch ein häufiger Grund für die Leute ist, bei uns eine Mitgliedschaft abzuschließen. Durch das Konzept der KLEIDEREI wird bestehende Mode bewahrt und von Menschen so oft genutzt, bis sie nicht mehr brauchbar ist. Dieser Ansatz ist der Nachhaltigste um Dinge zu nutzen. Auch für mein Label verwende ich hauptsächlich Teile, die schon mal ein anderes Kleidungsstück gewesen sind. Zum Beispiel alte Blazer oder Hemden (auch von Herren) – die haben schließlich alle Geschichte. 

Screenshot des Online StoresScreenshot des Online StoresKleiderei Online Store - stöbert doch auch mal!

Liebe Lena, danke für das schöne Interview.

Bevor ihr das nächste Mal shoppen geht, schaut doch zuerst einmal in der KLEIDEREI vorbei und denkt daran: Sharing is caring!

 

Und hier findet du die Kleiderei: Venloer Str. 459, 50825 Köln, Öffnungszeiten: Mittwoch - Samstag: 12-19 Uhr