Die letzten Tage Benedikts - Ein Papst tritt zurück

von Portrait von Michael Miskulin Michael Miskulin
Veröffentlicht am 13. Februar 2013

Nach Bekanntgabe des Rücktritts von Papst Bendikt XVI. (85) wurde heute ein Massenauflauf von Gläubigen und Touristen aller Länder im Petersdom erwartet - zu Recht, wie sich um 10.40 Uhr zeigte, als der Papst die Audienzhalle am Petersdom betrat und mit stürmischem Applaus begrüßt wurde. Es war die letzte große liturgische Zeremonie seiner Amtszeit.

Für die überwältigenden Reaktionen auf seinen Rücktritt aus aller Welt bedankte er sich herzlich. "Betet weiter für mich, die Kirche und den künftigen Papst", wünschte sich das Kirchenoberhaupt bei seiner heutigen Generalaudienz in Rom. Er betonte erneut, seine Entscheidung sei zum Wohle der Kirche gefallen. Er habe nicht mehr die Kraft, den Aufgaben des Pontifikats gerecht zu werden. Im Rahmen der Generalaudienz empfing Benedikt auch deutsche Pilger unter tosendem Jubel. Er wird heute um 17 Uhr mit der Aschermittwoch-Messe die Fastenzeit einläuten. Aufgrund der zu erwartenden hohen Zuschauerzahl wurde die Messe von der Kirche Santa Sabina in den erheblich größeren Petersdom verlegt.

Gerüchten zufolge habe der Papst sich aufgrund einer Herz OP vor drei Monaten zum Rücktritt entschlossen. Dies wurde vom Vatikan jedoch zurückgewiesen. Bei dem Eingriff wurden routinemäßig die Batterien seines Herzschrittmachers erneuert. Bis zum 28. Februar wird Benedikt alle Aufgaben und Pflichten des Pontifikats erfüllen.

"Der neue sollte ein moderner Papst sein", äußerte Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Glück sieht die Wahl des Nachfolgers als überhaupt nicht klar. Ein nicht-europäischer Papst wäre ein historisches Ereignis, das den Rücktritt Papst Benedikts an Bedeutung noch übertreffen würde. Bisher sind lediglich drei Päpste zurückgetreten; der letzte vor knapp 600 Jahren. In einem Interview der "Passauer Neuen Presse" sagte Glück, er hoffe auf mehr Eigenständigkeit für die Bistümer. Auch Gruppen wie "Wir sind Kirche" wünschen sich eine Modernisierung der Kirche. Der Sprecher der Laienbewegung Christian Weissner äußerte gegenüber der Augsburger Allgemeinen, dass die Kirche in der Renaissance stehen geblieben sei und dieses System für eine Religion mit 1,3 Milliarden Mitgliedern nicht mehr tragbar ist.

Zwei Afrikaner gelten als potentielle Nachfolger: Peter Turkson (64) aus Ghana und der Nigerianer Francis Arinze (80). Auch der Mailänder Erzbischof Angelo Scola (71) ist im Gespräch. Weitere denkbare Kandidaten sind: Kardinal Marc Ouellet (68, Quebec), Erzbischof Timothy Dolan (63, New York), Erzbischof Otto Scherer (63, Sao Paulo), Kurienkardinal Leonardo Sandri (69, Argentinien) und Kardinal Luis Antonio Tagle (55, Philippinen).

Zwei bis drei Wochen nach Ende des Pontifikats beginnt das Konklave. Zu Ostern soll der neue Papst feststehen.