Hendrik Schasse

Veranstalter von Speed-Datings

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 27. März 2013

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich heiße Hendrik Schasse und bin am 30. Oktober 1971 in Soest geboren worden. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und lebe jetzt in einem kleinen Ort bei Warstein, nicht weit vom Ruhrgebiet.

Du veranstaltest hauptberuflich Speed-Datings. Wie bist Du zu diesem Beruf gekommen?

Eigentlich war es Zufall. Durch eine zweite Firma von uns - eine Werbeagentur - hatten wir den Auftrag erhalten, eine Webseite für die ursprünglichen Betreiber zu erstellen. Wir haben uns aber so gut verstanden, dass wir eine GbR gegründet und diese gemeinsam betrieben haben. 2007 stiegen zwei der Gesellschafter aus zeitlichen Gründen aus und seit dem organisieren und veranstalten wir alles zu zweit.

Wie genau läuft so ein Speed-Dating ab?

Die Teilnehmer treffen sich etwa 15 Minuten vor Beginn und werden am Veranstaltungsort von einem unserer Mitarbeiter begrüßt. Dieser erklärt kurz die Regeln und dann setzen sich Männer und Frauen pärchenweise zusammen. Jeder Teilnehmer hat jetzt sieben Minuten Zeit sich zu unterhalten und herauszufinden, ob die Person gegenüber einem sympathisch ist oder nicht. Nach den sieben Minuten erklingt ein Signal, die Herren stehen auf, gehen einen Tisch weiter zur nächsten Dame und eine neue Runde beginnt. Jeder bekommt genügend Zeit sich Notizen zu seinen Gesprächspartnern zu machen um auch später noch entscheiden zu können, wen man toll fand und wen nicht. Nach dem Speed-Dating gehen alle Teilnehmer nach Hause und haben 48 Stunden Zeit, über die Webseite eine Bewertung der Gesprächspartner vorzunehmen. Nur wenn beide ein „Ja“ ausgewählt haben, bekommen sie die Kontaktdaten des jeweils anderen.

Warum kommen so viele Leute zum Speed-Dating– warum glaubst Du, lernen Sie auf dem üblichen Weg niemanden kennen?

Weil Speed-Dating viele Vorteile hat. 1. Die Teilnehmer sind REAL. Keiner kann falsche Angaben machen oder Fake-Bilder einstellen. 2. Die Spielregeln sehen vor, dass jeder mit jedem redet. Ich komme also auch mit Menschen ins Gespräch die ich mich sonst eventuell nicht getraut hätte anzusprechen. 3. Ich bleibe anonym und sicher. Ich brauche keine persönlichen Daten von mir preisgeben. Erst wenn ich auch „Ja“ sage, bekommt der andere auch meine Daten. Sage ich „Nein“ kann mich niemand belästigen. 4. Ich brauche mich nicht aus einem unangenehmen Date mit einer Ausrede rauswinden und muss niemand direkt ins Gesicht sagen, dass er oder sie nicht mein Typ ist. Und 5.: Die Zeit! Wenn ich im normalen Leben sieben Dates haben möchte, plant man im Normalfall mindestens sieben Abende ein. Bei uns ist es eine Stunde. Gerade der letzte Punkt ist wohl eines der Hauptprobleme, warum vielen Menschen alleine sind. Sie lernen einfach niemand mehr auf „normalem“ Weg kennen. Jemand kennenzulernen, der nicht aus dem unmittelbaren Umfeld stammt, ist sehr schwer geworden. Und in Discotheken stehen alle in Gruppen zusammen - was es auch nicht gerade einfacher macht jemand anzusprechen.

Hast Du selbst schon mal an einem Speed-Dating teilgenommen?

Ja. Allerdings wussten alle, dass ich schon verheiratet war und ich bin nur eingesprungen weil ein Herr nicht erschienen war.

Die SpeedDating GmbH gibt es schon seit 2002. Was hat sich in den letzten zehn Jahren verändert?

Die Menschen! Am Anfang war Deutschland alles andere als bereit für Speed-Dating. Keiner kannte es, alle dachten es wäre etwas Schmuddeliges oder die Leute die dorthin gehen müssten verzweifelt sein. Diese Einstellung hat sich geändert. Man kann es auch gut an den anderen stattfindenden Speed-Datings erkennen. Lehrstellen-Speed-Dating, Job-Speed-Dating, Kooperations-Speed-Dating und so weiter. Wer einem Arbeitsamt vor zehn Jahren den Vorschlag gemacht hätte, ein Speed-Dating durchzuführen, wäre bestimmt ausgelacht worden. Heute ist das kein Thema mehr.

Wann funktioniert Speed-Dating am besten? Kann man im Frühjahr Paare besser verkuppeln?

Eigentlich immer - außer im Dezember. Das scheint kein guter Monat zu sein um seine Liebe zu finden. Es liegt vielleicht daran, dass die Menschen um die Weihnachtszeit mit sich und ihrer Familie beschäftigt sind.

Gibt es ein Erfolgsrezept dafür, wie man sein Gegenüber während eines Speed-Datings von sich überzeugen kann?

Ehrlichkeit hat sich bewährt. (lacht) Lügen kommen ohnehin raus. Man sollte einfach so sein, wie man ist. Niemand hat etwas davon wenn er sich verstellt und niemand wird so eine Fassade lange aufrechterhalten können. Spätestens beim dritten oder vierten Date kommt es dann raus.

Was hältst Du von Kuschelpartys?

Hab ich noch nie gemacht. Körperkontakt mit einem Unbekannten stelle ich mir aber etwas befremdlich vor. Ich finde die Idee grundsätzlich ganz nett. Für mich wäre es aber wohl nichts. Ich kuschele lieber mit einer Person, die ich kenne. (lacht)

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich, oder privat?

Gurken! Ich hasse diese Dinger in jeder Form. Leider meinen doch viele Köche, sie müssten Cucumis liebevoll als Zutat verarbeiten und mir damit die gute Laune verderben.

Hast Du ein Lebensmotto?

Nie zufrieden sein. Es geht immer mehr!

Und eine finale Weisheit?

Stil ist nicht das Ende vom Besen!