Die Hebammen brauchen Unterstützung!

von Portrait von Henriette Egler Henriette Egler
Veröffentlicht am 1. April 2014

Manchmal frage ich mich, was in unserer Gesellschaft verkehrt läuft. Den Hebammen steht das Wasser bis zum Hals und niemanden interessiert es - das kann doch nicht richtig sein? Aber von vorn.

Hebammen die in ihrem Beruf arbeiten wollen, brauchen eine Haftpflichtversicherung. Will die Hebamme in der Geburtshilfe arbeiten, wird diese Versicherung ganz schnell so richtig teuer (aktuell 5.100 € im Jahr). Der Grund ist ein Kreislauf aus verbesserter Hilfe für Geburtsgeschädigte, den daraus resultierenden lebenslangen Behandlungskosten und dem Rückzug diverser Versicherungen aus der Hebammenhaftpflicht.

Aktuell gibt es noch drei Versicherer, die sich alle Hebammenversicherungen in Deutschland teilen. Nun steigt die Nürnberger aus und im Klartext heißt das: Ab 2015 dürfen die Hebammen nicht mehr arbeiten. Nicht in der Geburtshilfe, nicht in Vor- und Nachsorge, überhaupt nicht mehr!

Und als ob diese Gefahr nicht schon schlimm genug wäre, wird das drohende Aus von Politikern und öffentlich-rechtlichem Fernsehen klein geredet. "Von 18.000 Hebammen in Deutschland wären davon gerade einmal 400 betroffen" - fachsimpelte erst letztens eine "Expertin" in der ARD-Tagesschau (das entsprechende Video wurde nach massivem Protest aus dem Netz genommen, eine Entschuldigung oder Richtigstellung erfolgte allerdings nicht).

Was bei den 400 erwähnten Hebammen allerdings komplett außen vor bleibt, sind die Hebammen, die aufgrund der gestiegenen Haftpflichtprämien bereits in den letzten Jahren aus der Geburtshilfe ausgestiegen sind. Die also nur noch Vor- und Nachsorge anbieten, obwohl sie eigentlich Kinder auf die Welt holen möchten! Auch zeigt diese Zahl nicht, wieviele Geburtsstationen in Deutschland geschlossen werden müssten, weil dort nur Beleghebammen (also freie Hebammen die stundenweise ins Krankenhaus kommen) arbeiten.

Wie soll unter diesen Voraussetzungen eine flächendeckende geburtshilfliche Versorgung noch möglich sein? Die Politik muss zum Handeln gezwungen werden, sonst wird das für die Hebammen, für alle werdenden Mütter und für alle, die noch Mutter werden möchten, böse enden!

Die aktuelle "Petition 50667 - Gesundheitsfachberufe - Sicherstellung der flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung mit Hebammenhilfe" sucht aus diesem Grund auch noch viele Unterzeichner. Und wer noch mehr Informationen zum Thema haben möchte, kann sich unter www.hebammenfuerdeutschland.de und www.hebammenunterstuetzung.de informieren.

Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die ganze Geschichte ein gutes Ende nehmen wird. Aber mit jedem Tag politischer Untätigkeit wird sie geringer...