GlasBlasSing Quintett

Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 25. September 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Wir wurden über die 70er Jahre verteilt in Halberstadt und Blankenburg geboren, haben uns dort als fähige Musikpartner kennengelernt, leben mittlerweile seit einigen Jahren in Berlin, wo wir unsere Lebenszeit so lang widerwillig diversen Studien und Jobs widmeten, bis wir 2006 die Flaschenmusik zu unserem Beruf machen konnten.

Ihr macht mit Flaschen und Wasserspendern Musik. Die wichtigste Frage natürlich zuerst: Wie um alles in der Welt kommt man auf so eine Idee?

Künstler im Allgemeinen und Musiker im Speziellen zeichnet ein Hang zur Bequemlichkeit aus, wenn es um körperliche Anstrengung geht. Um dies zu erreichen, ist dem Musiker kein kreativer Quantensprung zu gewagt. Um also das nervige Transportieren schweren und sperrigen Bühnen-Equipments zu vermeiden, haben wir die sehr viel handlichere Flaschenmusik entwickelt. Hilfreich war es hierfür mit Sicherheit, dass im Proberaum eh immer ein Kasten Bier stand, an dem wir sowohl logistisch als auch musikalisch üben konnten.

Könnt Ihr auch „richtige“ Instrumente spielen?

Können wir. Es befinden sich insgesamt 3 Gitarristen, 2 Bassisten, 2 Sänger, 1 Schlagzeuger und 1 ganzer bzw. 2 halbe Keyboarder im Ensemble, Mehrfachnennungen sind möglich.

Anfang 2006 habt Ihr die Musik zu Eurem Vollzeitjob gemacht. Seitdem tourt Ihr mit Eurem inzwischen zweiten Bühnenprogramm durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. Wie macht man das – permanent auf Tour zu sein und das Familienleben unter einen Hut bringen?

Das ist in der Tat ein sehr interessanter Prozess, den wir bisher ganz gut meistern. Wie in allen Familien mit berufstätigen Eltern – und es hat bei uns schon etwas von einer Großfamilie – steht und fällt alles mit der Organisation und Kommunikation. Es darf auch immer mal wieder eine Probe sein, bei der die einzigen Geräusche die erklingen, das Tippen und Kritzeln in den Kalendern ist.

Künstler im Allgemeinen und Musiker im Speziellen zeichnet ein Hang zur Bequemlichkeit aus, wenn es um körperliche Anstrengung geht.

Wie entscheidet Ihr, welche Lieder Ihr nachspielt?

Wir spielen ja nicht nur nach, sondern komponieren und texten inzwischen mehr als die Hälfte unseres Bühnenmaterials selbst. Bei den bekannten Melodien, die wir nachspielen oder bearbeiten, entscheidet das erste Gefühl beim Aufkommen der Idee: müssen wir gleich selber lachen oder sehen wir das Stück schon ziemlich fertig vor uns, ist bisher auch immer was draus geworden.

Ihr tretet seit 2003 auf. Wo hattet Ihr Euren denkwürdigsten Auftritt?

Das ist gerade erst passiert, Ende August im Harzer Bergtheater in Thale spielten wir bei schönstem Wetter und vor voll besetzten Rängen einen tolle „Best of Flaschenmusik“-Show. Es war die erste ihrer Art und sie gefiel den Menschen in der alten Heimat anscheinend ganz gut.

Jeder von Euch trägt bei einem Auftritt ein Hemd, das immer die gleiche Farbe hat. Wie habt Ihr ausgesucht, wer von Euch welche Hemdfarbe trägt?

Hinter den Farben steckt keine Wissenschaft, sie haben sich mal so ergeben, zum Glück gab es keinen Streit, jeder hatte sich ganz von allein eine Farbe genommen, die von keinem anderen begehrt wurde.

GlasBlasSing Quintett

Mit wem würdet Ihr gern mal auftreten?

Da gibt es keine speziellen Wünsche bzw. zu viele interessante Optionen. Grundsätzlich sind wir immer gern dabei, die Vorzüge der Flaschenmusik im Zusammenklang mit „herkömmlichen“ Instrumenten zu unterstreichen.

Wie sieht Euer Alltag jenseits der Musik aus?

Nun, wir würden sagen, alles in allem ziemlich alltäglich - von nüscht kommt nüscht.

Angenommen, ab morgen gäbe es nur noch Dosen zu kaufen – was würdet Ihr tun, wenn Ihr keine Musik mehr machen könntet?

Derlei kranke Gedanken möchten wir gar nicht an uns heranlassen. Eine Dosen-dominierte Welt hätte unsere Talente gar nicht verdient, wir würden uns gewiss gebrochen und desillusioniert zurückziehen und nur noch Tonkrüge töpfern.

Von nüscht kommt nüscht!

Was ist Euer nächstes großes Projekt?

Im nächsten Herbst kommt unser drittes Programm. Daran wird schon fleißig geschraubt, was auch Niederschlag in unseren „Best of“-Auftritten finden wird.

Was hört Ihr privat für Musik?

Es sollten eher Instrumente dabei sein, die klingen und schwingen und überwiegend nicht auf digitalen Algorithmen beruhen. Gesungen werden darf auch.

Gibt es noch etwas, das Ihr unbedingt mitteilen möchtet; eine finale Weisheit?

Et jibt nüscht Jutet, außer, man tutet (auf Flaschen).