Murat Kurnaz' Leben verfilmt - Fünf Jahre ohne Anklage in Guantanamo

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 24. Mai 2013

Von Januar 2002 bis August 2006 war der Deutsch-Türke Murat Kurnaz im Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba inhaftiert. Ein Verbrechen hatte er nicht begangen. Beweise oder Indizien gab es auch nicht. Er war nur drei Wochen nach dem 11. September 2001 nach Pakistan geflogen, um an einer Pilgerreise teilzunehmen. Kurz danach wurde er von pakistanischen Militärs festgenommen und gegen ein Kopfgeld an die Amerikaner verkauft, die ihn im Januar 2002 in das eben erst eröffnete Internierungslager Guantanamo Bay schickten. Die eigentliche Brisanz im Fall Kurnaz ist, dass er angibt, sowohl von Angehörigen des deutschen Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr, wie auch von den Amerikanern, mehrfach gefoltert worden zu sein. Der Film „Fünf Jahre Leben“ hinterfragt diese Vorwürfe nicht weiter, stellt sie als Tatsachen dar und reflektiert den Fall auch sonst kaum. Eine kritische Hinterfragung, inwieweit die deutsche Bundesregierung in den Sachverhalt involviert war, bleibt Autor und Regisseur Stefan Schaller auch schuldig.

Murat Kurnaz' Leben verfilmt - Fünf Jahre ohne Anklage in Guantanamo

Als zu feige, zu reduziert, zu pathetisch beschreiben Kritiker den gestern in die deutschen Kinos gekommenen Film. Spiegel etwa schreibt:

„5 Jahre Leben" hätte ein spannender Politthriller werden können, verkümmert aber - eingesperrt hinter den Mauern Guantanamos - zu einem bloßen Häftlingsporträt, das aus nahezu jeder Diktatur der Geschichte stammen könnte. [...] [Der Film] bleibt ein anderthalbstündiges Folterdrama mit Rückblenden in die Radikalisierung in der Bremer Provinz. Der "Tatort" lässt grüßen.

Der große Wurf ist „Fünf Jahre Leben“ also nicht. Aber eine Möglichkeit durchaus; die Chance, Murat Kurnaz zu rehabilitieren, der, seit er wieder in Bremen lebt, Podiumsdiskussionen führt und Vorträge hält. „Fünf Jahre Leben“ könnte ihm den endgültigen Freispruch verschaffen.