Zum Kinostart von „Lincoln“: Die Top 5 der Film-Präsidenten

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 22. Januar 2013

Am Donnerstag startet Steven Spielbergs neues Gutmensch-Epos „Lincoln“ in den deutschen Kinos. Das für 12 Oscars nominierte Drama befasst sich mit den Monaten vor der Ermordung Lincolns, als er sein Ziel verfolgte, die Sklaverei per Gesetz zu verbieten. Aus diesem Anlass haben wir sechs Film-Präsidenten herausgesucht, die besser waren als jeder echte Politiker.

1. Harrison Ford - „Air Force One“

Er war Indiana Jones, er war Han Solo - einen ikonenhafteren Helden kann man sich kaum vorstellen. Aber nach Science Fiction und Abenteuer musste Harrison Ford auch noch dem Action-Genre seinen Stempel aufdrücken und zum John McClane der Staatsoberhäupter mutieren. Gut, dass da grade Wolfgang Petersen war und einen Hauptdarsteller für seine President-turnes-actionhero-Story suchte. Gary Oldman verkörperte das ultimative Feindbild des Ostblocks als Ivan Korshunov, der die Kapitalisten aus dem Kreml jagen und auf den Straßen erschießen will. Aber als er die Präsidentenmaschine Air Force One entführt und die Freilassung eines fiesen Staatschefs erpressen will, hat er die Rechnung ohne Präsident James Marshall gemacht. Der Präsident hat nicht vor, sich entführen oder erpressen zu lassen - und beginnt in 30.000 Fuß Höhe einen Feldzug gegen die Kommunisten. So ein Staatsoberhaupt wünscht man sich doch!

Es war simples, gradliniges Kino, patriotisch, mit - für damalige Verhältnisse - tollen Effekten und einem ziemlich beeindruckenden Cast. Aus heutiger Sicht wirkt „Air Force One“ trotzdem ein bisschen unbedarft - weil der Feind damals noch nicht so weit im Osten saß wie heute - und von Terroristen entführte Flugzeuge inzwischen auch irgendwie einen bitteren Nachgeschmack haben.

2. Frank Langella - „Frost/Nixon“

Es ist nicht einfach, in die Rolle von Richard Nixon zu schlüpfen - er ist auch heute noch einer der größten Buhmänner der Amerikaner und symbolisiert den verlogenen Politiker schlechthin. Als der Republikaner 1974 über den Watergate-Skandal stolperte (er hatte unter anderem Wanzen in das Hauptquartier der demokratischen Partei schmuggeln lassen) und als erster und bisher einziger US-Präsident überhaupt von seinem Amt zurücktrat, stand er in der tiefen Schuld eines jeden Amerikaners. Wie konnte ein gewählter Mann seine Macht derart missbrauchen? Durch die Begnadigung seines Nachfolgers Gerald Ford, entging er nicht nur jeglicher Bestrafung, sondern wurde auch von der Pflicht, sich zu rechtfertigen, entbunden. Aber das amerikanische Volk hatte eine Entschuldigung verdient, fand der britische Fernsehmoderator David Frost, der über drei Jahre hinweg immer wieder Interview-.Anfragen an Nixon schickte und dann, als er endlich zustimmte, kurzerhand sein gesamtes Geld in eine Interview-Serie steckte. Zwölf Tage lang interviewte der bis dahin eher wenig für seriösen Journalismus bekannte Frost den ehemaligen Präsidenten und rang ihm sogar das Eingeständnis ab, das amerikanische Volk verraten zu haben.

Obwohl „Frost/Nixon“ nicht so packend ist, wie man es von einem Kammerspiel erwarten könnte, erhielt der Film fünf Oscarnominierungen - darunter eine für den besten Hauptdarsteller, Frank Langella, der Nixon nicht nur als gedemütigten, müde gewordenen Mann darstellt, sondern ihm eine großartige Tiefe verleiht. Selbst Anthony Hopkins, der Nixon in einem Biopic von 1995 spielte, hatte das nicht geschafft.

3. Leslie Nielsen - „Scary Movie 3“

Als Leslie Nielsen Ende 2010 starb, hat die Welt jemanden verloren, der auf das Gesicht jedes Zuschauers ein Lächeln zaubern konnte. Als Fran Drebin wurde er bekannt, aber als Präsident Harris im dritten (und vierten) Teil von „Scary Movie“ ist er dem jungen Publikum auch noch präsent. Als Spiegelbild der die Nation spaltenden Bush-Ära tölpelte Nielsen in diesen Filmen nackt vor der UN-Vollversammlung herum, überfuhr verzweifelte Aliens und verprügelt schlecht geschminkte Damen. In einer Zeit, in der der mächtigste Mann der Welt nur durch hanebüchene Aussagen und seine Vergangenheit als Alkoholiker von sich reden machte, hat Leslie Nielsen voll in die Kerbe gehauen und dem Publikum die einzige Betrachtungsweise gegeben, die für das Thema „Politik“ noch übrig blieb - die des Humors.

4. Bill Pullman - „Independence Day“

Filmpräsidenten in patriotische angehauchten Actionfilmen stehen und fallen mit ihren Ansprachen - und die Rede, die Bill Pullman als Präsident Whitmore auf einem Flugfeld hält, bevor der große Gegenschlag erfolgt, zählt zweifellos zu den besten Filmreden überhaupt. In den Zeiten größter Not braucht die übriggebliebene Menschheit keinen verkopften Staatsmann, sondern einen eloquenten Anführer, der auch selbst mit anpackt und die außerirdischen Besatzer von unserem Planeten bombt; einen Anführer, der nicht ohne zu kämpfen vergehen wird und zusammen mit der ganzen Welt unseren Independence Day feiert.

Bill Pullman Figur rückt wie schon Harrison Ford in „Air Force One“ ab vom Klischee des undurchsichtigen Diplomaten, der das Volk wahrscheinlich ohnehin nur in die Irre führen will und sich die Taschen mit Steuergeldern füllt, während „unsere Jungs“ irgendwo auf der Welt für Konzerninteressen sterben. Zwar fällt seine Figur in das andere Extrem, den Präsidenten, der seine Erfahrungen aus der Zeit vor der Präsidentschaft rauskramt und wieder zu einem greifbaren Menschen wird, aber eben danach sehnt man sich schließlich auch in Filmen von Emmerich, Petersen und Bay.

5. Bruce Greenwood - „Thirteen Days“

Die Kommunisten haben es den Amerikanern einige Jahrzehnte lang ganz schön schwer gemacht. Die ständige Angst vor einem Atomkrieg mit den Russen hat einige tolle Filme hervorgebracht, mit denen diese alltägliche Bedrohung kompensiert wurde. Dazu gehören auch die vielen Alien-Filme der 50er und 60er. In „Thirteen Days“ jedoch geht es nicht um eine Abwandlung des politischen Damokles-Schwerts, sondern um den Höhepunkt jener Tage des Kalten Krieges im Oktober 1962, als die Welt nur einen Atemzug davon entfernt war, in einem nuklearen Krieg zu versinken. Wie John F. Kennedy, noch heute DER amerikanische Held, in den Tagen der Kubakrise die Geschicke der Nation lenkte und mit unglaublich viel Fingerspitzengefühl die Leben von hunderten Millionen Menschen auf der ganzen Welt rettete, ist Gegenstand von „Thirteen Days“. Klar ist der Film hier und dort zugunsten der Dramaturgie angepasst, aber einen Einblick in die zwischenmenschlichen Debatten hoher Staatsmänner zu bekommen und in den Mikrokosmos der US-Regierung einzutauchen, ohne dabei vor Langeweile umzukommen, ist nicht einfach. Bruce Greenwood spielte Kennedy als geschickt taktierenden Mann mit (historisch korrekt) permanenten Rückenschmerzen, der sich einigem Gegenwind stellen muss. Immerhin gibt es am großen, glänzenden Tisch einige Generäle und Befehlshaber, die „den großen roten Hund“ einfach erschießen wollen und damit den Ausbruch des dritten Weltkrieges billigend in Kauf nehmen.

6. Morgan Freeman - „Deep Impact“

1998 war es noch ein Zukunftstraum, dass die USA einmal von einem schwarzen Präsidenten regiert werden. Die Stimme der Moral, Morgan Freeman, hatte im Endzeit-Drama „Deep Impact“ dieses Amt allerdings schon inne - und hielt am Ende eine ergreifende Rede über Wiederaufbau und Neubeginn, während hinter ihm das zerstörte Capitol neu errichtet wird. Zwar war der Film eher ein moderater Erfolg, aber in den recht wenigen Momenten, in denen Morgan Freeman zu sehen ist, scheint es, als hätten Schauspieler und Figur eine perfekte Symbiose eingegangen. Denn ganz ehrlich - wen könnte man sich schon besser als guten, rechtschaffenden Präsidenten vorstellen, als Morgan Freeman?

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