Karikaturen statt Propaganda: Nordkoreas Twitter-Account gehackt

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 5. April 2013

Zu einem - politisch gesehen - denkbar schlechten Zeitpunkt wurde Nordkoreas Twitter- und auch der flickr-Account gehackt. Unbekannte Hacker, die sich selbst „Anonymous“ nennen, hatten gestern über den flickr-Account, der sonst für die Verbreitung von Propaganda genutzt wird, eine Karikatur von Kim Jong-un, dem amtierenden Diktator Nordkoreas, verbreitet. Die wie ein Steckbrief designte Karikatur zeigte den etwa 30-Jährigen mit Schweinsohren und -nase und dem Konterfei von Mickey Maus auf dem Bauch. Darunter ist zu lesen, dass Jong-un den Weltfrieden durch Raketen, Nuklearwaffen und schwere Menschenrechtsverstöße bedrohe und Geld verschwende, während sein Volk verhungert. Außerdem wurde eine Bildmontage gepostet, die eine Guy-Fawkes-Maske vor einer nordkoreanischen Flagge zeigt. Inzwischen ist der flickr-Account geschlossen.

Der Twitter-Account, der sonst ebenfalls für Propaganda-Zwecke genutzt wird, wurde offensichtlich auch gehackt. Gestern wurden Links auf sieben Webseiten - darunter ein Link zum inzwischen geschlossenen flickr-Account -  wurden mit der Anmerkung „gehackt“ gepostet. Freitagmittag war der Twitter-Account noch nicht geschlossen und die Tweets nicht gelöscht worden. Die meisten verlinkten Seiten sind nicht mehr erreichbar. Ein Link führt wieder zu der Karikatur von Kim Jong-un. Die Hacker-Gruppe nennt sich, wie viele Hacker, „Anonymous“.

In den letzten Tagen hat sich der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea, bzw. zwischen Nordkorea und den USA zugespitzt. Kim Jong-un verhängte Ende Januar das Kriegsrecht und erklärte im März den Kriegszustand mit Südkorea (der seit dem Koreakrieg vor 60 Jahren ohnehin nie offiziell aufgehoben worden war). Atomtest und die Verschiebung von Mittelstreckenraketen werden als Drohgebärden gegen den „Kriegstreiber“ USA gewertet. Jong-un drohte den USA sogar erstmals mit einem nuklearen Präventiv-Schlag. Asien-Experte Hanns Günther Hilpert erklärte in einem Interview mit dem ARD jedoch:

Diese Drohungen sind für Nordkorea Diplomatie mit anderen Mitteln. Ich erwarte nicht, dass es zu einer bewussten Eskalation oder einem Angriffskrieg kommt. [...] Wer rational agiert, wird [vor einem Erstschlag] zurückschrecken. Das haben beide Seiten in der Vergangenheit immer getan, sowohl Nordkorea als auch Südkorea und die USA.