Emma Longard

Musikerin

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 2. August 2013

Emma Longard, Du hast Deine erste EP "Elle" veröffentlicht. Die Songs darauf, wie "Calling Angels", "Shoplifter" und "Copycat" schleichen sich verführerisch ins Ohr. In allen Tracks wird deutlich, dass Du sehr spielerisch mit Deiner Stimme umgehst. Was ist Dir bei Deinen Songs besonders wichtig?

Danke, das ist ein nettes Kompliment, denn am schlimmsten wäre es, wenn man mir Schwierigkeiten mit den eigenen Songs anhören würde. Ich habe beim Singen einfach Spaß und das zählt für mich. Ich liebe die Musik vergangener Zeiten, den Jazz und Soul von damals. Dadurch ist auch mein Gesangsstil entstanden. Außerdem hat sich mein Musikgeschmack über die Jahre sehr konkretisiert, seit ich im Studio schnelle Entscheidungen über einen Sound oder eine musikalische Richtung treffen muss. Ich mag es zum Beispiel, wenn Musik durch Technik nicht allzu sehr entfremdet wird. Inhaltlich ist es mir wichtig, über Themen zu sprechen, die mich auch betreffen und mich zum Nachdenken anregen.

"Ich liebe die Musik vergangener Zeiten, den Jazz und Soul von damals."

Du hast eine einprägsame Stimme. Hast Du musikalische Vorbilder?

Ja, klar. Ich unterscheide da allerdings zwischen Sängern und Sängerinnen und Musikern, sowie Musikerinnen. Eine Whitney Houston, Aretha Franklin und Mariah Carey fand ich immer fantastisch und habe geübt und geübt, bis ich ihre Songs genau so singen konnte. Wenn es aber ums Songwriting und Texten geht, sind mir originelle Ideen wichtiger als eine unfassbar anspruchsvolle Gesangslinie. Da kann sich auch alles in einem mini-kleinen Tonumfang abspielen. Mir fällt jetzt spontan Rio Reiser ein. Der schrieb zwar auf Deutsch, aber ist definitiv ein Vorbild.

Emma Longard - 2 Videos

Du hast bereits aufregende Songwriting Zeiten erlebt. An welche Begebenheiten erinnerst Du Dich spontan besonders gut?

Ich hatte im letzten Jahr die Freude, viele Sessions mit international arbeitenden Songwritern machen zu können. Einer von ihnen war Amerikaner und hat schon für ganz große Popstars unserer Zeit geschrieben. Als er dann mit im Studio mir auf dem Sofa saß, sang er schief wie ein Hund in sein Handy und es war einfach zum kaputt lachen. Das war seine Art zu arbeiten. Er ist ja auch kein Sänger. Er filterte danach die guten von den schlechten Momenten, sortierte sie und es entstand ein toller Song.

Du bist im Vorprogramm von Miriam Bryant aufgetreten, die wir auch interviewt haben. Erzähl uns bitte von Deinen Tour- und Live-Erlebnissen.

Meine Band und ich haben letzten Winter zwei Gigs mit Miriam gespielt. Ich habe selten so ein offenes Publikum erlebt. Die Leute nahmen uns mit offenen Armen an und machten uns die Aufgabe Vorband zu sein, sehr angenehm. Die Resonanz war toll. Miriam und Band waren auch sehr nett und bringen zu viert einen unfassbaren Sound auf die Bühne.

Du bist nicht aus Zufall zur Musik gekommen. Erzähl uns bitte etwas mehr dazu.

Eigentlich ist die Musik einfach zu mir gekommen und nicht ich zu ihr. Ich bin eines morgens aufgewacht und plötzlich... nein Quatsch. Ich bin in eine musikalische Familie geboren und habe anscheinend ein Talent. Musik liegt mir im Blut, im Gegensatz zu Zahlen zum Beispiel.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

Zuerst die guten Sachen: Ich bin kreativ und meine Eltern haben es geschafft, mir gute Manieren beizubringen. Jetzt die schlechten: Ich kann nicht Autofahren, bin unfassbar ungeduldig und leicht stressbar. Daran muss ich arbeiten.

Wenn Du einen Tag lang im Körper eines anderen stecken könntest - wen würdest Du wählen?

"Ich wäre gerne mal ein Mann, nur um zu erfahren, wie sich das anfühlt. Warum nicht gleich Obama?"

Ich wäre gerne mal ein Mann, nur um zu erfahren, wie sich das anfühlt. Warum nicht gleich Obama? (lächelt)

Beim Hören Deiner Songs kann man z.B. an einen entspannten Tag in einem französischen Café denken. Wie sähe ein perfektes Wochenende für Dich aus?

Paris wäre schon mal nicht schlecht! Wenn es nicht dort hin ginge, dann würde ich London wählen. Das ist seit Teenager-Zeiten meine Wunschheimat Nummer eins. Ich habe letztens mit meinem Bruder ein sehr gutes Sushi-Restaurant in Soho entdeckt, da würde es auf jeden Fall hingehen und dann natürlich zu Topshop!

Wenn Du mal nicht Musik machst - wobei kannst Du Dich noch so richtig kreativ austoben?

Beim Kochen. Ich liebe es zu improvisieren, wenn ich eigentlich nichts mehr da habe und einkaufen müsste. Dabei sind schon überraschend leckere Gerichte entstanden. Außerdem richte ich gerade meine neue Wohnung ein und bin ständig am umdekorieren und Möbel hin- und herschieben.

Was kommt demnächst - worauf können wir uns freuen?

Bald geht ein Video online, dass wir zu dem EP-Song "Discoqueen" gedreht haben und Mitte Juli drehen wir noch ein zweites zu einem weiteren Song aus der EP. Im November gehe ich wieder mit Miriam Bryant auf Tour, aber diesmal über einen längeren Zeittraum. Direkt im Anschluss supporte ich den Dänen Mads Langer, der selbst als Vorband von Maria Mena seine Anfänge machte. Darauf freue ich mich sehr. Natürlich arbeite ich gleichzeitig an meinem Debut-Album, was Anfang nächsten Jahres in die Läden kommt.