Whitney's Double im Interview: Wie Ikenna mit dem Tod seines großen Vorbildes zurecht kam

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 1. Oktober 2012

Als CNN vier Monate nach dem Tod von Whitney Houston einen Bericht über die Sängerin brachte, war unter einem der beigelegten Bilder nicht Whitney Houston zu sehen, sondern ein deutscher Travestie-Künstler mit dem Namen Ikenna Benéy Amaechi. Ikenna sah das, schrieb CNN an und wurde über Nacht berühmt. Oder besser: Noch berühmter. Denn schon Jahre zuvor war Ikenna so gut, dass er für Shows in Las Vegas gebucht wurde und pro Auftritt vierstellige Summen kassieren kann. Seit 20 Jahren macht er das - Travestie. Die Illusion, jemand anderer zu sein. In seinem Falle: die größte Soul-Diva aller Zeiten.

Woher er die Stimme hat, die Houston-Songs zu singen, ist nicht so ganz klar. Playback jedenfalls singt er nicht, erzählt Ikenna dem „Spiegel“. Aufgefallen ist seine Stimme das erste Mal beim Karaoke:

Dass sein Gesang gut ankommt, hat er zum ersten Mal gemerkt, als er vor einem Berliner Geschäft die Karaoke-Anlage ausprobierte. Schnell war in der Stadt die Rede vom "Jungen mit der Mädchenstimme". Ikenna bekam Angebote von Managern. Sie wollten ihn für Boy-Groups haben. Er wollte als Frau auf der Bühne stehen. mehr...

Erfahren hat Ikenna vom Tod seines großen Idols aus dem Internet. Online las er die Schlagzeile und war so erschüttert, dass er erst Tage später wirklich realisierte, was geschehen war. Er sagte Tribut-Konzerte ab und wollte seine Karriere sogar aufgeben. Aber es wäre die falsche Entscheidung gewesen:

Er konnte sich nicht vorstellen, wieder Whitney zu sein, jetzt, wo es das Original nicht mehr gab. Er lehnte die ersten Angebote für Tribut-Konzerte ab, las keine Nachrichten mehr und schottete sich ab. Fünf Wochen dauerte es bis zum nächsten Auftritt. Es wäre nicht heilsam gewesen, aufzuhören, sagt er heute.

Nach dem Tod stieg die Nachfrage. Der Verlust Houstons schmerzt noch immer. Inzwischen seien die Auftritte nicht mehr so witzig. Etwas Bedächtiges schwingt immer mit, wenn Ikenna auf der Bühne eine Diva imitiert, die nur noch in der Erinnerung existiert.