Der Fall Uli Hoeneß beim Jauch-Talk

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 22. April 2013

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, hatte sich selbst wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Der Talkabend bei Jauch widmete sich kurzerhand dem Thema „Der Fall Uli Hoeneß – vom Saubermann zum Steuersünder?“. Gäste der ARD-Sendung waren Wolfgang Kubicki (FDP), Sportreporter-Legende Dieter Kürten, Oliver Pocher, Jörg Quoos (Focus-Chefredakteur), Dieter Ondracek (Ehrenvorsitzender der deutschen Steuergesellschaft) und Norbert Walter-Borjans (SPD).

Eigentlich ist die Spekulation über die ungeklärte Frage, ob Uli Hoeneß durch die Selbstanzeige auf Strafminderung hoffen kann, oder doch ins Gefängnis muss, obsolet, da die Entscheidung ohnehin abgewartet werden muss. Was der Talk lieferte, war ein Spiegelbild der Meinungen.

Uli Hoeneß hatte nach einer Hausdurchsuchung vorsorglich Selbstanzeige erstattet, was die Staatsanwaltschaft offiziell bestätigte. Bei einem solchen Vorgehen wollen Selbstanzeiger drastische Konsequenzen wie Gefängnisstrafen verhindern. Das Image des Bayern-Chefs mit sozialem Gewissen ist nun trotzdem dahin. So sahen das auch die Talk-Gäste.

Focus-Chefredakteur Quoos äußerte, er habe nicht mit einem solchen Vorfall gerechnet. Das Magazin hatte die Geschichte veröffentlicht. Dem Focus liegt Oli Hoeneß Erklärung vor, dass er sich selbst angezeigt habe, nachdem das Deutsch-Schweizer-Steuerabkommen nicht kam, auf das er gewartet habe. Quoos habe keine genauen Daten, wie hoch der Betrag auf dem Schweizer Konto sei, schätzte es aber als erheblich hoch ein. Während Kürten Hoeneß Rücktritt als Bayern-Chef für wahrscheinlich hielt, mutmaßte Quoos, dieser könne im Fall der Straffreiheit bei der Position bleiben. Skandalös wäre, wenn Hoeneß eine mildere Strafe auf Grund seines prominenten Status erhält. Aber wer kann ein solches Plus vor Gericht schon beweisen?

Letztes Jahr habe Hoeneß der Süddeutschen zu Folge noch bei Jauch im Talk gemutmaßt, alle Reichen werden in Zukunft nach Österreich und die Schweiz gehen - da hatte er anscheinend schon auf das erwähnte Steuerabkommen gehofft. Keine der anwesenden Gäste hatte den Vorwurf der Steuerhinterziehung beim Bayern-Chef erwartet; vor allem Sportmoderator Dieter Kürten schien fassungslos. Dabei scheint es naiv zu glauben, dass mutmaßliche Saubermänner der Öffentlichkeit nicht auch Leichen im Keller haben könnten. Steuerhinterzieher könnte theoretisch jeder sein, ob man es dem Betreffenden zutraut, oder nicht.