"Rock am Ring" vs. "Der Ring" - Bandbestätigungen der Festivalkonkurrenz in der Eifel

von Portrait von Stella Thiele Stella Thiele
Veröffentlicht am 5. November 2014

Die Empörung war groß, in der Rockgemeinde. Nach 29 Jahren sollte das legendäre Marek Lieberberg Festival „Rock am Ring“ nicht mehr auf dem Nürburgring stattfinden. Ende Mai, kurz vor dem Festivalstart, gab der Veranstalter diese traurige Nachricht bekannt. Vom 5. bis 8. Juni nahm Lieberberg gemeinsam mit seiner Crew, Musikern und den Fans Abschied von den Kurven in der Eifel. Nicht freiwillig, sondern weil sich die Marek Lieberberg Konzertagentur GmbH & Co. KG (MLK) mit dem Betreiber, der Capricorn Nürburgring GmbH, nicht einig werden konnte. In einem Interview mit der Rhein Zeitung sagte Lieberberg damals, dass die Ring-Betreiber für das Festival 2015 eine Erhöhung ihres Anteils von bislang einem Drittel um weitere 25 Prozent gefordert hatte: „Da können wir nicht mehr mit.“

In Kreisen der Festivalbegeisterten wurden diese Neuigkeiten ganz unterschiedlich aufgefasst. „Rock am Ring ist ohnehin nicht mehr das, was es mal war“, hieß es da auf der einen Seite. „Ein neues, anderes Festival am Ring!? Unvorstellbar,“ auf der anderen.

„Grüne Hölle“ sollte das neue Festival am Nürburgring heißen und der neue Veranstalter, Peter Schwenkows mit seiner Deutschen Entertainment AG (Deag) aus Berlin, versprach ein phänomenales Rock-Line-Up. Bis heute nachmittag blieb es jedoch bei diesem Versprechen, denn der Veranstalter hielt sich mit Bandbestätigungen zurück.

Neben dem Veranstaltungsort wollten sich die „Neuen“ am Nürburgring auch den altbekannten Termin Anfang Juni zu eigen machen. Augenscheinlich, um möglichst viele alt eingesessene Festivalbesucher auf ihre Seite zu holen. Wenig später musste die Deag jedoch einlenken und zog den Termin für das neue Festival eine Woche nach vorne. Vielleicht weil die Einsicht folgte, dass zwei riesige Rockfestivals an einem Wochenende weder für die beiden Konzertveranstalter, noch die rund 80.000 Rockbegeisterten, die jedes Jahr in die Eifel pilgern, kein großer Gewinn gewesen wäre. Die Skepsis dem neuen Festival gegenüber blieb weiterhin groß und die Gerüchteküche war am Brodeln. 

Die Crew um „Rock am Ring“ widmete sich unterdessen der Suche nach einem neuen Veranstaltungsort. Mainz und Mönchengladbach waren die großen Favoriten der Medien, die als Ausweichmöglichkeiten in Betracht gezogen wurden. Besonders angetan schien Lieberberg von Mönchengladbach, doch entschied er sich schon wenig später dagegen, „Rock am Ring“ dort zu veranstalten. Das Festival sollte auch 2015 in der Eifel steigen. Für Mönchengladbach kündigte MLK jedoch ein eigenes Festival an, das im August stattfinden soll.

Um das „neue“ Nürburgringfestival „Grüne Hölle“ wurde es dann erst einmal etwas ruhiger. Es wurde spekuliert und gemunkelt, doch die Deag hielt sich bedeckt. Bis vor etwa einer Woche die neue Internetseite an der Start ging – und wieder einmal und diesmal sogar für weit mehr Empörung sorgte, als alle vorherigen Ankündigungen.

Aus „Grüne Hölle“ wurde nun „Der Ring – Grüne Hölle Rockt“.  Offensichtlicher hätten Veranstalter Peter Schwenkow und die Ringbetreiber Capricorn nicht darlegen können, dass sie von den Erfolgen der MLK profitieren wollen. Immerhin wird „Rock am Ring“ in Kreisen der Festivalanhänger, die sich selber „Ringrocker“ nennen, seit jeher einfach nur „Der Ring“ genannt. Zumal sie bereits gegen die Verwendung des Namens „Rock am Ring“ durch Lieberberg geklagt haben. Geworben wurde auf der neuen Internetseite zum Festival zudem mit Bildmaterial, dass beim letzten „Rock am Ring“ auf dem Nürburgring entstand. In den Social Media Communities wie Facebook wurde dieser Schritt zum größten Teil als äußerst geschmacklos aufgenommen.

Marek Lieberberg ließ sich von all dem Trubel noch nicht aus der Ruhe bringen. Gestern gab der Veranstalter von „Rock am Ring“ 25 weitere Bands bekannt, die neben bereits bestätigten Größen wie den Foo Fighters, den Toten Hosen, Slipknot oder Möterhead das Festival im Juni 2015 bereichern sollen. Dazu gehören Bands wie Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators, Deichkind und Marilyn Manson, aber auch der DJ Fritz Kalkbrenner wird seinen Beitrag zum 30-jährigen Festivaljubiläum beisteuern.

Das gut gehütete Geheimnis über die engagierten Bands von „Der Ring“, dass eigentlich erst bei der Pressekonferenz heute Nachmittag gelüftet werden sollte, sickerte dann bereits gestern Abend auf die Internetseite des Kölner Express durch. Neben Metallica, hieß es da, seien unter anderem die Glam-Rocker Kiss, sowie Bands wie Judas Priest, Faith no more, Limp Bizkit, Incubus und Muse engagiert. Der abgelaufene Countdown enthüllte heute Mittag neben eine Fehlermeldung aber nur einen Feed der Facebookseite des Festivals. Mehr als ernüchternd, nachdem tagelang Spannung aufgebaut worden war.

Gewissheit darüber, ob die Deag die hoch gesteckten Erwartungen an das Line-Up wirklich einhalten konnte, verschaffte dann eben doch erst die Pressekonferenz am Nachmittag. Die dann jedoch auch nicht viel mehr Neuigkeiten brachte, als sie bereits am Vorabend bekanntgegeben Bands. Demnach werden auf „Der Ring Grüne Hölle rockt“ 2015 Muse, Metallica, Kiss, Faith no more, Incubus, Judas Priest, Five Finger Death Punch, Limp Bizkit, Accept, Anti-Flag, Testament und Turbonegro zu sehen sein.