Christoph Sonntag

Comedian

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 4. September 2012

Erzähl doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich lebe im schönsten Stadtteil der schönsten Stadt der Welt: in Bad Cannstatt neben Stuttgart. Dort lebe ich mit meiner Partnerin - wenn meine zwei Kinder aus erster Beziehung die halbe Woche bei mir sind mit drei Kindern, und wenn im November mein Sohn auf die Welt kommt mit vier Kindern - noch Fragen, wo meine lebendigen Texte herkommen?

Viele Deiner Auftritte sind durch Schwäbische Mundart geprägt. Warum ist Dialekt witzig?

Dialekt gibt Dir automatisch eine Farbe. Du musst nicht erst lange beweisen, dass du Charakter hast; Dialekt ist ein Aufmerksamkeitsmagnet und Dialekt ist der Beweis für Regionalität. Regionalität wiederum ist die im Wachsen begriffene Gegenbewegung zur Globalisierung. (überlegt) Das sind zwei ziemlich kluge Sätze, wo habe ich die nur her? (lacht)

Dialekt gibt Dir automatisch eine Farbe.

Du hast Landschaftsplaner gelernt und vor Kurzem einen See bei Stuttgart gerettet. Außerdem unterrichtest Du an einer Hochschule, hast einen Reiseführer geschrieben und bist ganz nebenbei auch noch Kabarettist. Hast Du sowas wie einen Alltag?

Ich hab das sogar studiert: ich bin diplomierter Landschaftarchitekt! Und, ja, mit meiner „Stiphtung“ haben wir nicht nur den See gerettet, wir haben auch eine Kinderhilfsaktion und viele soziale und ökologische Projekte am Laufen. Alltag habe ich keinen, denn es ist immer was los und garantiert niemals langweilig!

Inzwischen füllst Du auch große Hallen, aber der Erfolg kam bei Dir nicht über Nacht – schon seit 25 Jahren stehst Du als Kabarettist auf der Bühne. Wo und wann war Dein merkwürdigster Auftritt?

Nach einem Vierteljahrhundert sammeln sich solche Ereignisse. Ich hatte schon einen Betrunkenen, der mitten in der Show die Bühne gestürmt hat, ich hatte einen Rentner, der nach vorne kam, um seinen Lieblingswitz zu erzählen, ich habe mich vor allem früher, als es bei mir auf Bühne noch turbulenter zuging, mehrfach während der Show verletzt und es wurden schon zwei Besucher während der Aufführung nach draußen getragen; der eine hatte einen Kreislaufzusammenbruch, die andere, eine hochbetagte Oma, einen Herzinfarkt. Zum Glück hat sich noch niemand während meiner Aufführung tot gelacht!

(lacht)

Ich hatte schon einen Betrunkenen, der mitten in der Show die Bühne gestürmt hat und einen Rentner, der nach vorne kam, um seinen Lieblingswitz zu erzählen.

Die Schwaben gelten eher als unlustig. Kannst Du das bestätigen?

Schwaben sind etwas tiefschürfender als beispielsweise die Berliner. Dass sie aber zum Lachen in den Keller gingen, ist eine Fehlinformation, die ich bei jeder Aufführung im Ländle widerlegt sehe!

Derzeit vergleichst Du alte Zeiten und neue Zeiten. Willst Du Nostalgie erregen?

Weiß ich nicht. Das Thema ist einfach grandios, denn noch selten auf dieser Erde hat sich in fünf Jahrzehnten so viel verändert wie in denen, die hinter uns liegen. Das bewegt jeden, ob er es nun selbst erlebt hat oder nur die Eltern darüber hat erzählen hören. So erkläre ich mir den umwerfenden Erfolg von „AZ-NZ“. Und, bei aller Bescheidenheit, die Texte sind natürlich auch sauwitzig!

Christoph Sonntag

Wenn jemand sagt „Alte Zeiten“, woran denkst Du?

Früher hat Dich der Journalist noch gesiezt!

Was ist Dein nächstes Projekt?

Du meinst die sieben offenen Baustellen? Lass' Dich überraschen, es köchelt auf verschiedenen Herdplatten!

Mit was kommst Du gar nicht zurecht – sei es beruflich, oder privat?

Früher hat Dich der Journalist noch gesiezt!

Mit aufgesetztem Gehabe. Ich mag natürliche Menschen, die anderen rieche ich gegen den Wind und haue ab, so schnell ich kann.

Hast Du ein Lebensmotto?

Genieße alles, brauche nichts!

Was gefällt Dir an Deiner Stadt am Besten?

Ich lebe in der von außen am meisten unterschätzten Stadt Deutschlands, in der es alles gibt, was man braucht, und vieles sogar besser als anderswo.