Das Vermächtnis des Steven Soderbergh: „Side Effects“

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 25. April 2013

Steven Soderbergh hat schon lange angekündigt, dass er die Filmemacherei an den Nagel hängen will. Bei der Berlinale verkündete er, dass „Side Effects“ sein letzter Kinofilm sein wird. Er werde zwar noch für's Fernsehen und für's Theater arbeiten, aber von der großen Leinwand will sich der 50-Jährige verabschieden. Heute startet in den deutschen Kinos jenes Vermächtnis, der letzte Film, den Soderbergh vorzog, zu verfilmen. Zumindest für's Kino. Sein nächster Fernsehfilm „Behind The Candelabra“ ist ein Liberace-Biopic mit Matt Damon, Michael Douglas, Rob Lowe und Dan Aykroyd. Also auch irgendwie großes Kino - nur eben nicht im Kino.

Das Vermächtnis des Steven Soderbergh: „Side Effects“

So verwirrend der Trailer ist, so verwirrend ist der Film. Ein Labyrinth aus Twists und Wendungen, in dem sich der Psychiater Banks (Jude Law) zu verlieren droht. Seine Patientin Emily (Rooney Mara) hatte versucht sich umzubringen, als sie nach der Rückkehr ihres steuerhinterziehenden Gatten (Channing Tatum) in eine Depression rutschte. Aber das neue Antidepressiva, dass er ihr verschreibt, macht sie zur Schlafwandlerin. Und als sie plötzlich ihren Mann umgebracht zu haben scheint, eskalieren die Ereignisse schnell.

Ob „Side Effects“ nun ein neues großes Machwerk einer Regie-Legende ist, oder einfach nur ein farbloses Verwirrspiel mit knappem Drehbuch und unmotivierten Schauspielern, sei dahingestellt - je nach Filmkritiker ändert sich das maßgeblich. Welt etwa nennt den Thriller:

So blass! So vorhersehbar! So abgenudelt! [...] Rooney Mara kann dem Charakter [...] keinen Moment lang Glaubwürdigkeit verleihen – selten hat man ein blasseres Spiel gesehen, unverwandt und ausdruckslos. Und auch Channing Tatum als haftentlassener Ehemann bleibt ein Abziehbild ohne seelische Statur.

An anderer Stelle, von einem anderen Autor aber gleichermaßen:

...ist von Channing Tatum und Rooney Mara herausragend gespielt.

Es gilt dasselbe wie bei Soderberghs letztem großen Fehlgriff „Magic Mike“ - schon in elementaren Fragen scheiden sich die Meinungen ganz deutlich. Immerhin ist man sich einig, dass Catherine Zeta-Jones im Film toll ist (und eine erotische Kussszene hat). Das ist aber auch schon alles. Der Cast, die Kamera, das Drehbuch und auch der Film an sich - über nichts ist man sich einig. Wo der eine herumkrittelt, sieht der andere eine solide Arbeit. Ist „Side Effects“ grade deshalb so scharf unter Beobachtung, weil es Soderberghs Abschiedsgruß ans Kino ist? Hatten alle heimlich mehr erwartet von dem für Stilsicherheit und Effizienz bekannten Regisseur? Es scheint ein wenig Verbitterung zu herrschen - das Adiéu Soderberghs hätte sein Opus Magnum sein müssen, kein halbseidener Thriller. Zumindest da sind sich alle einig.