Hervé Salters

Musiker bei Burning House

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 13. Januar 2014

Wie ist Burning House zusammengekommen – welche Geschichte steckt dahinter?

Burning House ist ein Duo, das aus Chief Xcel, Blackalicous, und mir, Hervé Salters, auch bekannt als General Elektriks, besteht. Wir haben uns das erste mal getroffen, als ich vor wenigen Jahren von Paris nach San Francisco gegangen bin. Ein gemeinsamer Freund hat mir dort Xcel's E-Mail-Adresse gegeben, und so habe ich ihm eine Nachricht geschrieben, in der stand, dass ich mit meinem alten Vintage-Keyboard in der Stadt bin. Direkt am nächsten Tag rief er mich an und sagte: „Komm' heute Abend mit deinem Clavinet vorbei“. Seit diesem ersten Abend hat es gepasst, denn wir sprechen die selbe Sprache.

Euer Album heißt „Walking Into A Burning House“. Wie würdest du die Musik beschreiben – es klingt sehr experimentell?

Wenn Xcel und ich uns im Studio vergraben, hüpfen wir mit unseren Ideen vorwärts und wieder zurück und gehen immer unserer Inspiration nach. Wenn du das machst, passieren unerwartete Dinge und das Resultat ufert in netten, kleinen Formaten. Da wir es nicht mögen, einen bestimmten Stil oder ein besonderes Genre für eine Aufnahme auszuwählen, packen wir alles in einen Topf, von Hip Hop zu Jazz, über Synthie Pop zu Funk oder auch Club Music, und dann schütteln wir alles kräftig durch. Also ja, in gewisser Weise kannst du unsere Musik als experimentell beschreiben, wir suchen und erforschen definitiv. Das heißt, wir haben einfach nur Spaß daran, dieses zu tun, und hoffen, dass es zu etwas Musikalischem wird, das Menschen beim Hören ebenfalls Spaß bereitet. Wir lieben einen guten Aufhänger, wir machen keine zerebrale Musik. Und obwohl sich das Album weigert, in einem bestimmten Bereich im Plattenladen zu sitzen, geht es durch den Burning House-Filter und wir hoffen so sehr, dass es alles Sinn macht. Aber zurück zu deiner Frage, wie ist unser Sound? Wir nennen ihn Future-Funk, aber du kannst ihn nennen wie du möchtest!

Welche Instrumente verwendet ihr?

Ein MPC (Media Player Classic) und eine ganze Reihe an Vintage-Keyboards, die wir optimiert haben, um neue Töne aus diesem Old-School-Gefüge zu erhalten.

Einige Leute sagen, dass ihr besser seid als Daft Punk. 

Wir machen keine Vergleiche, wenn es um Musik geht. Es gibt keine gute oder schlechte Musik, nur Geschmacksrichtungen. Keiner ist besser als der andere. Ich persönlich bin ein Fan von Daft Punk!

In „The Nightbird“ singen Kinder mit – erzähl uns bitte mehr darüber. Der Song klingt retro, wie ich finde.

Wir haben beschlossen, keine MC's auf der Platte zu haben, dennoch wollten wir, dass dieser Song eine bestimmt Atmosphäre beinhaltet, die näher am Rappen als am Singen ist. Also haben wir X's Kinder, meine Kinder und einige andere Freunde gefragt, ob sie die Texte so herausschreien können, dass es wie eine Gruppe von Kindern klingt, die genug von der Unordnung hat, die von Erwachsenen auf der Welt verursacht wurde. Es ist ein bisschen wie eine moderne Version von der Art Titel, den du in der Sesamstraße hören kannst. Die lyrische Idee entsprang aus dem Titel, den wir für den Song gefunden hatten, The Nightbird. Wir haben uns gedacht, dass der Nachtvogel die Natur repräsentiert. Und Kinder wollen den Nachtvogel!

Disco, Clubs, Spaß – das verbinde ich mit eurer Musik. Wo gibt es die besten Clubs auf der Welt? Wo hast du die besten Partys gefeiert?

Die unvergesslichsten Tanzmomente passieren nicht immer in Clubs. Eine der besten Party, auf der ich jemals war, war ein kleines Festival, Encantado-Festival, in einem Favela in Rio De Janeiro, wo ich mit meinem anderen Projekt, General Elektriks, aufgetreten bin. Wenn es aber um Clubs geht, würde ich sagen, dass ich den größten Spaß seit langer Zeit hier in Berlin hatte. Die Leute gehen mit einem großen Grinsen im Gesicht zum Tanzen, es gibt keine Attitüde. Es gibt ein allgemeines Verständnis, dass alle nur hier sind, um Spaß zu haben, nicht um jemanden zu beeindrucken, das ist sehr erfrischend. Aber ich mag auch Orte wie das Klunkerkranich-Hausdach, wo Eltern und Kinder gemeinsam Spaß haben können. Dort gibt es ein DJ-Pult, eine Bar, eine Sandkiste und einen 360° Blick über Berlin, was will man mehr?

Stellt euch vor, ihr seid Comic-Helden – wer würdet ihr sein?

Wir wären die Helden, die Dondi gestaltet hätte, wenn er eine Science-Fiction-Graphic-Novel in Zusammenarbeit mit Philip K. Dick herausgebracht hätte.

Was hat es mit diesem Roboter auf sich? Mein Bruder baut einen – hast du jemals deinen eigenen Roboter gebaut?

Vielleicht kann dein Bruder den Leuten bei Radio Nova in Paris aushelfen. Wir waren vor ein paar Wochen dort und sie sagten uns, dass sie versucht haben, einen Roboter-Moderatoren für eine ihrer Shows zu bauen. Aber um deine Frage zu beantworten, nein, wir haben noch nie einen Roboter gebaut, und wir hegen auch keine besondere Leidenschaft dafür, sorry! Wir dachten nur, dass es Spaß machen würden, einen Song über Maschinen, und wie sie unserer Welt beherrschen, zu kreieren. Und manchmal ist es gut, die Maschinen daran zu erinnern, wer der Boss ist: Turn Off The Robot!

Spielst du irgendwelche Video-Games?

Dafür haben wir nicht genug Zeit, zu viel Musik!

Was macht einen Künstler aus? Und was ist aus deiner Sicht kontraproduktiv für den kreativen Prozess?

Wer weiß schon, was einen Künstler ausmacht... X und ich machen Musik, weil es das ist, was unser Gefühl uns jeden Morgen sagt, was wir am liebsten tun wollen. Macht uns das zu Künstlern? Vielleicht. Wir wollen nicht zu lange auf eine solche Frage eingehen, wir arbeiten nur mit dem, was musikalisch kommt, wenn wir das Produkt herauswerfen und versuchen diese Welle so leidenschaftlich wie möglich zu reiten, ohne daran zu denken, wer zuhören wir und wie es sich verkaufen wird. Das ist der Job vom Label.
Es gibt viele Dinge, die dich während des Erschaffens eines Titels stoppen könne. Ich würde sagen, dass der Fokus heutzutage, wo der Computer immer mehr einem Home-Studio gleicht, zu sehr auf die neuesten Produkte/Upgrades gelegt wird und der eigentliche Prozess des Musikmachens vergessen wird. Das heißt, jedem das Seine. Für einige Leute sind die neuesten Produkte wahrscheinlich das Sprungbrett zur Inspiration. Es gibt wirklich keine Regeln. Was auch immer für dich funktioniert.