Interview mit CityLeaks Cologne Urban Art Festival Organisatorin Iren Tonoian

von Portrait von
Veröffentlicht am 23. September 2013

Das Kölner Urban Art Festival CityLeaks 2013 ging nach drei kreativen Wochen, um einige bunte Wände und viel Bildmaterial zum Nachdenken bereichert, am 22. September erfolgreich zu Ende. Bei der gut besuchten Finissage und Abschlussparty in der Ehrenfelder CityLeaks Exhibition "I'm Still Here - Being Public Indoors" in der Marienstraße sprachen wir mit Organisatorin Iren Tonoian vom artrmx e. V. über Entstehung, Konzept und Ausführung des Festivals.

Artrmx e.V. wurde im Jahr 2006 in Ehrenfeld gegründet. Der gemeinnützige Verein lebt größtenteils von ehrenamtlicher Mitarbeit und Unterstützung. Zu den Zielen gehört vor allem die Förderung junger Künstler, die Popularisierung zeitgenössischer Kunst und die Realisierung besonderer Ausstellungsideen.

Der urbane Raum ist dem Verein, der gern alle Bürger Kölns erreichen möchte, besonders wichtig und Street Art als Kunstform, die diesen öffentlich zugänglichen Raum nutzt, das ideale Medium. Iren Tonoian bezeichnet Street beziehungsweise Urban Art als auf gewisse Weise „demokratische Kunst“. Murals seien für alle umsonst sichtbar und frei zugänglich. Sie behandeln oft politische Themen, zu denen sich die Betrachter ihre eigene Meinung und Interpretationen bilden können und werden von den Künstlern frei gestaltet. Mitglieder des artrmx e.V.s und Urban Art Künstler aus Köln lernten sich bei der Arbeit um außergewöhnliche Ausstellungsorte kennen.

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2010 kam es zur Kooperation zwischen artrmx e.V. und colorrevolution e.V. am ersten CityLeaks Festival, dass schließlich 2011 stattfand. Als eventuelle Vorbilder für CityLeaks könne Backjumps Berlin und das NUART Festival genannt werden, vieles erfuhren die Macher aber während der Arbeit an CityLeaks selbst. Habe sich das Festival 2011 hauptsächlich auf Murals beschränkt, kamen im Jahr 2013 noch mehr Medien und mehr Künstler insgesamt dazu. Dreidimensionalität habe 2013 eine größere Rolle gespielt.

Skulpturen als auch Performances und Kooperationen mit Künstlergruppen wie Raum13  aus Deutz, die zu einem eigenen „Interacting Day“ führte, unterstützten das Festival. Es gab Führungen durch die Viertel, Gesprächsrunden und Work-Shops. Zahlreiche Galerien stellten auch indoors aus. Es wurde zu einem rundum urbanen Erlebnis, bei dem die Einwohner Kölns dazu aufgefordert wurden ihre Umgebung neu oder anders wahrzunehmen. Neben Ehrenfeld wurden 2013 auch andere Stadtteile wie Nippes, Deutz, die Innen- und die Südstadt vom CityLeaks Virus infiziert.

Das CityLeaks Festival sei ein Geschenk an Köln, bei dem die Künstler frei entscheiden konnten, was sie malen mochten. Es gebe keine Auftragsarbeiten oder Vorgaben seitens der Veranstalter oder der „Fassadengeber“ - das sind Eigentümer, die ihre Hauswände kostenlos zur Bemalung freigeben. So konnten dieses Jahr über 40 Künstler aus aller Welt ihre Eindrücke in Köln hinterlassen und die Gelegenheit für einen regen Austausch und neue Inspiration nutzen.

Iren Tonoian ist der Meinung, der öffentliche Raum sei ein allgemeines Gut, das allen gehöre. Wo riesige Werbetafeln häufig anstandslos akzeptiert und nicht hinterfragt werden, solle lieber freie Kunst zu sehen sein, die die Wahrnehmung der Bürger sensibilisiert. Street Art sei keine reine Provokation, sondern fördere Aufmerksamkeit und nutze „Freiflächen fürs Denken".

Die Anwohner haben bei der Gestaltung aber kein Mitspracherecht. Die Wände werden in unterschiedliche Größenkategorien aufgeteilt und vergeben. Die Kuration wählt aus den Portfolios der Künstler einen geeigneten Standort aus und fragt die Fassadengeber, ob sie mit den Künstlern einverstanden sind. Sowohl Künstler als auch die Fassadengeber haben beide ein Veto Recht, falls inhaltliche oder technische Aspekte gegen eine Zusammenarbeit sprechen. Die Künstler malen honorarfrei, CityLeaks organisiert aber Unterkunft, Verpflegung und den Austausch untereinander, der häufig für neue Kooperationen sorgt.

Heute machen viele dieser Street Art Künstler hauptberuflich Kunst. Das Genre hat längst den Einzug auf dem Kunstmarkt geschafft. Das merkt man auch an den zahlreichen Sponsoren. So wird das Festival unter anderem von Land und Stadt, sowie der Rheinenergie unterstützt.

Durch Festivals wie CityLeaks wird die Bevölkerung auf die Ausdrucksform Street Art aufmerksam gemacht und die negative Konnotation des Graffiti-Begriffs verschwindet. Das Festival findet biennal statt und wird 2015 erneut in Köln ausgetragen. Wir freuen uns schon sehr darauf.