Finger weg von Anrührbrei - Ökotest verrät warum

von Portrait von Henriette Egler Henriette Egler
Veröffentlicht am 8. April 2014

Beikost und deren Einführung ist ein großes Thema, wenn man ein Kind bekommen hat. Die meisten Eltern vertrauen auf Brei und halten sich an die vielfach publizierten Breifahrpläne. Zuerst ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei (5-7. Monat), dann ein Milch-Getreide-Brei (6-8 Monat) und dann ein Getreide-Obst-Brei (ab dem 7. Monat). Wer nun nicht selbst kochen möchte, greift oft zu Gläschen und Anrührbrei. Und letztere wurden von der Ökotest nun in der Ausgabe 4/2014 genauer unter die Lupe genommen.

Die Ergebnisse sind erschreckend. Über zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe kann man ja noch hinwegsehen (diese sind schließlich von der Diät-Verordnung so vorgeschrieben). Allerdings sind sämtliche Produkte viel zu süß! Neben Zucker und Fruchtzucker enthalten viele Produkte Maltodextrin (teilweise abgebaute Stärke), "teilweise aufgeschlossenes" Getreide (ebenfalls süß) und Fructooligosaccharide (deklariert als Ballaststoffe, leider aber gleichzeitig ein süßer Mehrfachzucker). Kinder sind - von der Muttermilch - auf süß geprägt. Aber diese extreme Verwendung von Zuckern sorgt für eine nachhaltige Tendenz zum Süßen - da muss man sich nicht wundern, warum die Erbsen abgelehnt und die Schokolade gefordert wird. Das beste Beispiel ist übrigens der Milupa Grießbrei mit Milch, der bei einer zubereiteten Portion 22 Gramm Zucker enthält. Zum Vergleich: Die WHO empfiehlt maximal 10 % der täglichen Kalorienmenge über Zucker zu decken. Ein Junge von 8 Monaten hat etwa 8,5 kg an Gewicht durchschnittlich. Der Kalorienbedarf liegt dafür bei 1020 kcal, davon sollen also maximal 100 kcal durch Zucker gedeckt werden - den ganzen Tag über! 1 g Zucker hat etwa 4 kcal - 22 Gramm dementsprechend 88 kcal. Das heißt letztlich, dass der komplette Tages"bedarf" an Zucker nahezu mit einer Mahlzeit Brei gedeckt wurde. Mehr Infos dazu HIER.

Alle getesteten Breie schneiden mit maximal ausreichend ab. Zusätzlich zu diesem Zuckerübermaß sind in fast jedem Brei Vanilleextrakt, Zimt oder Aromen zu finden. "Zur Geschmacksabrundung" sagen die Hersteller. Schön, dass die zukünftigen Konsumenten bereits so früh an künstliche Zusatzstoffe gewöhnt werden...

Und wer jetzt denkt, dass Bio besser ist, den muss ich leider enttäuschen. In den Bioprodukten wurden Schadstoffe und Rückstände von Desinfektions- und Reinigungsmitteln gefunden. Sie heißen kurz DDAC und BAC und werden in der Milchgewinnung- und verarbeitung eingesetzt. Bei der Umstellung der Reiniger sind konventionelle Hersteller den Bio-Betrieben voraus (auch wenn laut Bundesverband Naturwaren Naturkost die Maßnahmen ergriffen wurden, um zukünftig Schadstoffrückstände auszuschließen).

Wer jetzt kein gutes Gewissen mehr dabei hat, seinem Kind Anrührbrei zu geben, kann ihn auch ganz einfach selbst herstellen: Entweder 20 g Vollkorngetreideflocken in 200 ml kalte Vollmilch oder 20 g Grieß in 200 ml kochende Vollmilch einrühren. 3 Minuten unter ständigem Rühren weiterkochen. Abschließend 2 EL zerdrücktes Obst oder Fruchtsaft unterrühren - FERTIG. Und wer ganz breifrei leben will, der macht einfach Baby Led Weaning (BLW), also Fingerfood für die Kleinen. Ist übrigens mein persönlicher Favorit ;-)

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