The Sycamore Tree

Folk-Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 6. Mai 2013

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Oliver: Also ich bin ausgebildeter Fachinformatiker und studierter Bioinformatiker. Geboren wurde ich Anfang der 80er Jahre. Zur Musik bin ich gekommen, weil meine Eltern damals gesagt haben: Ihr lernt jetzt ein Instrument, sucht euch eins aus, probiert einige Zeit und wenn es euch gefällt, zahlen wir euch auch weiter den Unterricht. Ich wollte Gitarre lernen, war zwischenzeitlich zu faul zum Aufhören und dann ging's halt irgendwann ins Blut über.

Julia: Ich bin 1986 geboren, komme aus Berlin und habe diese Stadt einmal für einen einjährigen Auslandsaufenthalt verlassen. Beruflich bin ich Heilerziehungspflegerin und arbeite mit Menschen mit Behinderung.

Chris: Ich wurde 1984 geboren und bin, bis auf einen kurzen Ausflug nach Nürnberg, Berlin treu geblieben. Ähnlich wie Julia bin ich auch Heilpädagoge. Musik gemacht habe ich schon immer, angefangen mit meiner Metal-Band „Four Mistakes“. Mit dem Alter wendet man sich dann der ruhigeren Musik zu. (lacht)

Ihr macht als Deutsche Folkmusik mit englischen Texten. Das ist nicht grade das große Ticket nach oben. Habt ihr trotzdem Weltstar-Ambitionen und wollt auf großen Bühnen spielen?

Oliver: Ich finde, dass gerade Englisch eher das Ticket zum Weltstar ist, außer man heißt „Rammstein“ und spielt mit dem Feuer. Das beides trifft auf uns aber gar nicht zu. Persönlich habe ich übrigens nichts gegen deutsche Texte, nur finde ich das Texten schwerer, weil man durch die Muttersprache mehr Bezug zu dem hat, was man schreibt. Und große Bühnen: Gerne! Da hat man mehr Platz.

Julia: Wir bezeichnen unsere Musik als Fantastic Folk, angelehnt an die phantastischen Geschichten, die wir teilweise mit unseren Songs erzählen. Mit englischen Texten können wir mehr Menschen erreichen als mit deutschen und ich persönlich fühle mich mit englischen Texten sehr wohl.

Chris: Wenn uns jemand die Möglichkeit geben würde auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, würden wir das natürlich nicht ausschlagen.

Euer zweites Album „Nautilus“ ist am 19. April erschienen. Worum geht es darauf?

Oliver: Wie der Name schon andeutet, geht es um alles, was mit Wasser und Meer zu tun hat. Nicht jedes Lied handelt davon, aber mindestens eine Brücke wird zu dem Thema geschlagen. Auch hier erzählen wir wieder ein paar Märchen, aber man merkt schon eine deutliche musikalische Entwicklung. Es geht zum Beispiel um Voodoo-Puppen - die im Sumpf leben - oder Gargoyles, die am Fluss entlang zum Meer spazieren. Auch Neptun kommt zu Wort!

Wir wollten ein Experiment machen, ein neues spannendes Medium schaffen, um den Leuten ein tolles Erlebnis zu bieten.

Julia: Alle gemeinsam haben wir uns einfach ein Stück weit von der Sehnsucht nach dem Meer inspirieren lassen und so hat jeder einen Teil zu diesem Gesamtwerk beigetragen, denn das Album ist ja von The Sycamore Tree & Friends, wir sind also nicht allein daran beteiligt.

Ihr habt für das Album zum Teil sehr ausgefallene Instrumente wie Nasenflöten und Mundtrommeln genutzt. War das etwas, das ihr schon immer mal ausprobieren wolltet?

Julia: Da Chris und ich ja aus der pädagogischen Ecke kommen, kennen wir natürlich viele kleine Instrumente, die die Musik bereichern können und die uns während unserer musikalischen Laufbahn über den Weg gelaufen sind. Wir haben es nicht drauf angelegt, unbedingt solche musikalischen Gimmicks in unsere Songs einzuweben, das kam dann immer von ganz allein. Ausprobiert haben wir die alle schon auf Arbeit.

Chris: Wir wollen damit auch unterstützen, was in den Songs so passiert. Man kann so die Wesen aus unseren Texten sehr gut musikalisch darstellen und sorgt außerdem für eine schöne Atmosphäre.

Oliver: Ich hab damit nix zu tun, ich spiele nur Gitarre. Das haben die Heilpädagogen zu verantworten. (lacht)

Euer Album gibt es auch als Limited Edition im Buch + CD-Pack. Was hat es mit dem Buch auf sich?

Oliver: Wir wollten ein Experiment machen, ein neues spannendes Medium schaffen, um den Leuten ein tolles Erlebnis zu bieten. Dazu benutzen wir zwei der klassischen Medien, die CD und das Buch. Jedem Song ist dabei thematisch eine Geschichte zugeordnet und umgekehrt, sie decken sich vom Inhalt zwar nicht zwangsweise, aber tangieren sich. Man muss ja nicht zweimal dasselbe erzählen.

Julia: Das Buch ist durch eine tolle Zusammenarbeit zwischen dem Verlag und den dort ansässigen Autoren entstanden. Wir freuen uns, dass sich so viele Autoren dazu bereit erklärt haben, mit uns gemeinsam dieses tolle Produkt auf die Beine zu stellen. Wir sind sehr stolz darauf!

Chris: Es war schön, dass sich neun Autoren dazu bereit erklärt haben, eine oder auch zwei Geschichten zu schreiben. Und nicht zu vergessen sind die wunderbaren Zeichnungen zu jeder Geschichte von Holger Much.

The Sycamore Tree

Ihr habt unter anderem den bekannten Leonard-Cohen-Song „Hallelujah“ gecovert. Wer sind eure musikalischen Vorbilder?

Oliver: Jeder von uns hat wohl eigene Vorbilder, so bleibt es auch schön interessant, aber irgendwo überlappen sie sich, sonst würden wir uns ja gar nicht musikalisch verstehen. Direkte Vorbilder habe ich allerdings nicht. Eher Künstler, die ich immer wieder sehr gerne höre, und dazu zählen Queen, Incubus, Portishead und Aimee Mann. Mich interessieren also rockige Sachen und auch Trip-Hop. Und natürlich Singer-Songwriter.

Julia: Für mich gibt es nicht das eine große Vorbild - ich wurde auch von verschiedenen Richtungen musikalisch geprägt. So habe ich als Kind vorwiegend klassische Chorliteratur gesungen und hatte dann jahrelang Geigenunterricht. In die Folk/Pop-Schiene bin ich durch meinen Irland-Aufenthalt gekommen und so gibt es viele musikalische Einflüsse und Richtungen, die ich liebe.

Chris: Das sehe ich genau wie die anderen beiden, es gibt einfach so viele Künstler, die einen als Musiker beeinflussen. Es ändert sich auch ja auch mit den Lebensjahren. Energiereiche Musik hat mich aber am meisten beeinflusst, Bands wie Limp Bizkit, Kings of Leon und Pulse Ultra.

Was bedeutet Euer Bandname?

Chris: Es ist das englisch Wort für Platane. Das ist natürlich nicht sehr spannend. Wir haben den Namen eher gewählt, weil er im Song „Dream A Little Dream Of Me“ von Mama Cass vorkommt. Ein bisschen soll er auch unsere Natürlichkeit zeigen und unsere eher ruhige Musik widerspiegeln.

Ihr tretet hauptsächlich auf Mittelalterfesten auf. Habt ihr Pläne, unabhängig von solchen Events, auf Tour zu gehen?

Oliver: Gerne, immer her mit den Terminen! Wir planen natürlich schon etwas, gerade mit einigen Autoren, die ja über ganz Deutschland verteilt sind, anlässlich der neuen CD.

Julia: Klar konzentrieren wir uns momentan sehr darauf, unser Produkt zu bewerben und es möglichst über die ganze Welt zu verstreuen-

Chris: ...aber Deutschland ist erstmal unser erstes Ziel. Infos dazu gibt’s wie immer auf unserer Website.

Was ist euer nächstes großes Projekt?

Oliver: Unser Album „Nautilus“ unter die Leute zu bringen!

Julia: Spielen, spielen, spielen!

Chris: Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Habt ihr ein Lebensmotto für uns; eine finale Weisheit?

Oliver: Never stop learning.

Julia: If God had wanted me to touch my toes he’d have put them on my knees. Dieser Spruch steht auf einem Magnet an meinem Kühlschrank.

Chris: Nö.