Indi-Pop aus Hildesheim

Phrasenmäher

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 12. April 2012

Erzählt doch bitte etwas über Euch selbst.

Wir sind Phrasenmäher. Eine dreiköpfige Popband aus Hildesheim. Wir haben keinen Leadsänger, sondern sind alle drei in der ersten Reihe und singen viel mehrstimmig. Wir nutzen gerne viele Instrumente und versuchen zu jedem Text den passenden Musikstil zu finden. Unsere Texte sind auf deutsch. Selten kommen darin Wörter wie „Liebe“ oder „Himmel“ drin vor. Dafür aber Wörter wie „Ufoabwehrbagger“, „Knutzibär“ oder „angearschter Elf“. An mainstreamigeren Tagen aber auch Wörter wie „Vater“, „Freundschaft“ oder „König“. Wir waren gerade als Support der Fantastischen Vier auf Tour und sind jetzt im April wieder unser eigener Headliner. Am 23.04. auch im Stadtgarten in Köln. Passenderweise bringen wir kurz vorher am 20.04. unser neues Live-Doppel-Album „live zu begreifen“ heraus. Und genau diese Eigenschaft sagt man uns übrigens nach.

Wie seid Ihr zu Eurer Berufung gekommen?

Jannis: Unsere Eltern sind alle keine Musiker, aber sie haben, als wir Kinder waren, viel Musik mit uns gemacht. Das hat uns natürlich geprägt. Martin wollte immer schon auf Bühnen und hat früher Zirkus gemacht. Ich habe immer Musik oder Theater gemacht. Lenne ist mein Bruder und mit dem wollte ich mal zusammen in einer Band spielen und dann wollte auch er schließlich auf die Bühne.

Lenne: Außerdem haben wir auch alle Kulturwissenschaften und Musik oder Musikwissenschaft als Hauptfach studiert. Das hat den Weg verfestigt.

Martin: Und irgendwie hat sich das mit „Phrasenmäher“ irgendwann ein Stück weit verselbstständigt.

Indi-Pop aus Hildesheim

Engagiert Ihr Euch irgendwo gemeinnützig?

Martin: Nein, nicht regelmäßig. Aber bei einzelnen Aktionen, für die wir angefragt wurden, und die wir unterstützenswert fanden, haben wir natürlich mitgemacht. Im Musikbereich gibt es ja auch häufiger Charity. oder Benefiz-Veranstaltungen. Da haben wir uns auch schon mehrfach beteiligt.

Was macht Eure Arbeit aus – gibt es einen typischen Alltag?

Jannis: Der hängt von der jeweiligen Phase ab. Generell gliedert sich unsere Arbeit eher in Blöcke: Tour, Studio, Promo, Proben, Songwriting.

Lenne: Innerhalb dieser Phasen gibt es aber schon eine immer wiederkehrende Struktur. Auf Tour sieht tatsächlich jeder Tag fast gleich aus. Trotzdem bleibt ein Kennzeichen unserer Arbeit, dass man immer flexibel und mobil sein muss. In jeder Phase kommen spontan wichtige Termine rein, die alles umwerfen und dann muss man am nächsten Tag in eine ganz andere Stadt oder so. Ansonsten empfinden wir die Arbeit auf jeden Fall auch als sehr vielseitig.

Und irgendwie hat sich das dann irgendwann ein Stück weit verselbstständigt.

Wie schwierig war es, als neue Band Fuß zu fassen?

Martin: Es war sehr schwer und wird es wohl auch noch bleiben. Das hängt mit mehreren Dingen zusammen. Zum einen gibt es immer mehr Bands, die nach oben wollen. Da muss man erstmal wahrgenommen werden. Dann wollen immer weniger Leute Geld für CDs oder Konzertkarten ausgeben. Wenn es Freikarten gibt, ist der Laden aber schnell voll. Irgendwann wird es dann für eine Band im Anfangsstadium finanziell durchaus kritisch.

Lenne: Ohne Förderungen, Sponsoren, freiwillige Helfer würde es uns z.B. nicht mehr geben. Die Arbeit ist mittlerweile ein Vollzeitjob, nebenbei mussten wir unser Studium irgendwie voranbringen und anfangs auch noch Nebenjobs ausüben, weil wir mit der Musik fast nichts verdient haben.

Jannis: Gerade bei den Medien muss man sich zusätzlich auch noch gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen.

Was ist Euer nächstes Projekt?

Lenne: Unser aktuelles Projekt heißt erstmal „live zu begreifen“. Am 20.04. erscheint nämlich unser neues und erstes Live-Doppel-Album „live zu begreifen“. Dann sind wir ab dem 23.04.2012 unter diesem Titel auch auf Tour.

Martin: Nebenbei versuchen wir unter dem Titel „Heimathiebe“ auch noch die Deutschlandkarte zu vertonen und haben bereits 25 böse Stadthymnen komponiert und ins Netz gestellt.

Jannis: Außerdem haben wir mit den Aufnahmen für unser neues Studioalbum begonnen. Das führen wir übers Jahr verteilt weiter. Im Sommer spielen wir ein paar Open-Airs und im Herbst/Winter gehen wir dann noch mal in anderen Städten als jetzt im Frühjahr auf Tour.

Wie lautet Euer „Bandmotto“?

Jannis: „Bandmotto“ klingt so ein bisschen wie die Vorstellung früher bei „Familienduell“ im Fernsehen: „Wir sind die Band Phrasenmäher und wir singen gerne Lieder“. Hm, aber vielleicht überlegen wir uns mal eins.

Lenne: Vielleicht ist ja „live zu begreifen“ auch sowas wie ne Art Motto...

Wie würdet Ihr Eure Musik und Eure Auftritte beschreiben?

Martin: Wir versuchen zu unseren Texten immer den passenden Musikstil zu finden. Ich würde sagen, wir machen sehr vielseitige Popmusik und spielen mit den Genres.

Jannis: Bei Konzerten lassen wir sehr viel Raum für Spontaneität und Improvisation. Wir haben viel Kontakt zum Publikum. Und die musikalische Bandbreite ist noch mal größer. Da singen wir auch mal A-Capella, lassen dann wieder ein paar Sekunden Heavy-Metal anklingen, um dann wieder auf Synthesizern zu spielen.

Lenne: Ein Kernmerkmal sind auch die mehrstimmigen Gesänge. Die sorgen besonders live dafür, dass der Klang voll ist, obwohl wir nur zu dritt auf der Bühne sind.

Wenn Ihr einen anderen Beruf hättet wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Euch?

Jannis: Drehbuchautor oder Biologe.

Martin: Hm, eigentlich wollte ich immer was mit Musik machen. Aber Zirkus hat auch Spaß gemacht. Auf jeden Fall nicht nur im Büro hocken.

Lenne: Ich hätte Bock auf Radio oder irgendwas mit journalistischem Schreiben.

Mit was kommt Ihr gar nicht zurecht – sei es beruflich oder privat?

Jannis (grinst): Uh, das würde hier den Rahmen sprengen...

Lenne: Stimmt. Aber wir kommen auch klar und mögen viel!

Familie, Freunde, Gesundheit und Spaß...und Musik...und leckeres Essen...

Was würdet Ihr tun, wenn Ihr nur noch einen Tag zu leben hättet?

Lenne: Mit wenigen sehr wichtigen Personen was leckeres Essen. Fotos angucken. Aufpassen, dass der letzte Tag nicht durch Stress vermiest wird. Wahrscheinlich aber auch Angst vorm Tod haben...

Jannis: Es sei denn, man wäre eh schon alt und es ist klar, dass man sterben muss.

Martin: Im besten Fall wüsste ich gar nicht, dass es der letzte Tag ist.

Wer oder was ist Euch im Leben am Wichtigsten?

Lenne: Nicht besonders kreativ, aber ehrlich: Familie, Freunde, Gesundheit und Spaß.

Martin: Und Musik.

Jannis: Und leckeres Essen. Aber im Zweifelsfall entscheide ich mich auch für Lennes Antwort.

Gibt es noch etwas, das Ihr unbedingt mitteilen möchtet?

Jannis: Kommt bei einem unserer Konzerte vorbei, zum Beispiel am 23.04. im Kölner Stadtgarten. Wir haben einiges vorbereitet und es gibt diesmal sogar eine großartige Licht- und Multimedia-Show.

Lenne: Am 20.04. erscheint unser neues Album. Ab sofort könnt ihr es aber schon bei amazon.de vorbestellen. Wir haben uns jetzt einfach mal in den Kopf gesetzt, dass wir in die Charts wollen. Mit einer Vorbestellung könnt ihr uns helfen.

Martin: Zum Zeitvertreib könnt ihr ja mal auf unsere Stadthymnen-Seite heimathiebe.de gehen.