Lukas Höh

Grafikdesigner und Kurator

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 14. Juli 2012

Was macht Ihre Arbeit aus - wie sieht Ihr Alltag aus?

"...spannende Projekte in unserem Schwerpunkt zwischen elektronischer Kunst und alternativen Spielformen..."

Ich habe das Glück, dass mich ziemlich selten der Alltag einholt und im Optimalfall jeder Tag anders verläuft. Ich arbeite als Grafiker und bin mit zwei Kollegen zusammen unter dem Namen Klangfiguren in Köln tätig. Als Kollektiv entwickeln wir reaktive Installationen oder sind als VJs unterwegs. Bei der PLATINE habe ich die Aufgabe jedes Jahr für neue Aussteller und Arbeiten zu sorgen. Dabei versuche ich eine gute Mischung und spannende Projekte in unserem Schwerpunkt zwischen elektronischer Kunst und alternativen Spielformen zu finden. Also Künstler die nur zufällig die Thematik Gaming oder Spielkultur gestreift haben und Entwicklern, die beispielsweise Spielkonsolen modifizieren oder neue Spielerlebnisse mit bestehender Technik schaffen.

Sie sind Kurator des Platine Festivals 2012. Erklären Sie doch bitte für alle, die es noch nicht kennen, das Konzept zum Event.

"In erster Linie wollen wir zeigen, dass das Thema Gaming mehr zu bieten hat als den bloßen Konsum."

In erster Linie wollen wir zeigen, dass das Thema Gaming mehr zu bieten hat als den bloßen Konsum. Die Technik die uns zur Verfügung steht kann anders eingesetzt werden als vom Hersteller gedacht und manche Spiele inspirieren selbst Fotografen oder selbstverständlich Illustratoren. Viele Arbeiten, die wir zeigen sind viel zu spielerisch, um eine klassische Kunstinstallation zu sein und viele Spielszenarien und Games gehen so künstlerisch und konzeptionell mit dem Medium um, dass es vielen Gamern zu künstlerisch ist. Diese Grauzone interessiert uns und alles was zwischen diesen zwei Extremen passiert wird bei uns gezeigt.

Wird das diesjährige Platine Festival noch interaktiver? Was ist dieses Jahr das Besondere?

Unser Ziel war die letzten drei Jahre sich nicht in einer Location zu verschanzen, sondern durch die verschiedenen Standorte auch Laufpublikum zu erreichen. Dieses Jahr werden wir auch eine Projektion außerhalb des artheaters haben und bringen mit dem Graffiti Research Lab erstmalig eine interaktive Projektion auf die Strasse.

Das Festival möchte eine Nebenveranstaltung zur Gamescom bieten. Schon beim letzten Mal haben auch Gamescom Besucher die Platine Ausstellungen begutachtet. Glauben Sie, dass Köln sich in Zukunft noch weiter als Interessenstandort für interaktive Unterhaltung etablieren wird?

In den letzten Jahren ist da ja einiges passiert in Köln. Wollen wir hoffen, dass es so weitergeht...

Für mich gehören Videospiele wie alle anderen Medien auch allgemein zur Kunst. Die öffentliche Akzeptanz steigt stetig. Wie sehen Sie die aktuelle Situation? Wie definieren Sie persönlich Kunst?

"Schade ist nur, dass das Bewusstsein über die Spielkultur sich erst zu ändern begann als den Menschen erzählt wurde, dass ihre neue Konsole den Yogakurs oder das Skaten im Freien ersetzt."

Ich denke nicht, dass jedes Computerspiel automatisch Kunst ist, denn die Gamescom bleibt für mich eine Messe und keine Ausstellung. Ich denke, wie bei jedem Medium hat auch das Computerspiel das Potential dazu zu werden und die Spiele mit einem künstlerischen Anspruch werden immer mehr. Auf unseren Veranstaltungen haben wir spannende Diskussionen über dieses Thema und wir finden es schön wenn wir einen Anstoß geben können. Schade ist nur, dass das Bewusstsein über die Spielkultur sich erst zu ändern begann als den Menschen erzählt wurde, dass ihre neue Konsole den Yogakurs oder das Skaten im Freien ersetzt.

Lukas Höh

Sie haben sehr viele Veranstaltungen visuell geprägt. An welche Aktionen können Sie sich spontan besonders gut erinnern und warum?

Ich finde eigentlich den Aufbau der PLATINE, die zwei Tage vor Beginn, am Schönsten. Das sind zwar auch die intensivsten Tage, aber man kennt bis dahin alle Aufbauten und Installationen nur von Bildern, Konzepten und Videos. Wenn die Aussteller dann nach Köln kommen und die ersten Installationen zum ersten Mal erlebbar sind und man die ersten Arbeiten spielen, erleben und ausprobieren darf! Das sind für mich die schönsten Momente.

"Ich habe meine Kindheit dann doch mehr im Park verbracht und irgendwann kam der Game Boy genau richtig."

Gibt es ein bestimmtes Game, das Ihre Jugend geprägt hat?

Geprägt wäre zuviel gesagt. Ich habe meine Kindheit dann doch mehr im Park verbracht und irgendwann kam der Game Boy genau richtig. Den konnte man überallhin mitnehmen. Da haben wir die Klassiker rauf und runter gespielt.

Welches Museum, welche Galerie oder sonstiger Kunst Hot Spot hat Sie bislang am tiefsten beeindruckt oder geprägt? Welcher Ort inspiriert Sie?

Für meine Arbeit bei der PLATINE war das wohl die Documenta 11, dort habe ich 2002 die Arbeit "Q4U" von Feng Mengbo gesehen. Auf drei Projektionen konnte eine abgewandelte Version von dem Spielklassiker "Quake" gespielt werden. Von Kassel wurde mit anderen Standorten auf der ganzen Welt gespielt, so habe ich es jedenfalls in Erinnerung. Es war das erste Mal für mich, dass ich ein Spiel im Kunstkontext gesehen habe. Sonst war ich letztes Jahr zum ersten Mal in Tokyo. Das war sehr eindrucksvoll und ich war die ganze Zeit in kleinen Museen und Galerien unterwegs und habe alles aufgenommen wie ein trockener Schwamm.

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das?

Ich esse gern, vermutlich Koch.

Erzählen Sie uns doch bitte etwas über sich selbst - wo wurden Sie geboren, wo leben Sie im Moment?

Das ist schnell erzählt. Beides Köln-Mülheim.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Stadt am besten?

Die Menschen!

Haben Sie eine Lieblings-Location in Ihrer Stadt?

Da gab es mal einige! Die Halle Deutz Air zum Beispiel. Leider stehen solche Freiräume unter keinem guten Stern. Doch meistens verschlägt es mich in die Zoo-Schänke nach Ehrenfeld. Dort stellen wir glücklicherweise zur PLATINE auch wieder aus.

Wenn Sie mit Freunden ausgehen wollen, wie stellen Sie sich einen perfekten Abend vor? Wo würden Sie hingehen?

"Die perfektesten Abende passieren meist völlig planlos."

Die perfektesten Abende passieren meist völlig planlos.

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten?

Endlich nochmal die ersten drei Staffeln "Breaking Bad" gucken.

Welche magische Kraft hätten Sie gerne, wenn Sie eine wählen könnten?

Ist Schlaflosigkeit eine magische Kraft?

Ist Schlaflosigkeit eine magische Kraft?

Gibt es noch etwas, dass Sie unbedingt mitteilen möchten?

Kommt zur PLATINE! 13. bis 16. August immer von 19 bis 23 Uhr. Im Artheater, Buchal & Kriegs, CBE, DQE, Plattform Gallery und im Zoo!