Janny Schulte

Designerin

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 18. Oktober 2012

Was macht Deine Arbeit aus – wie sieht Dein Alltag aus?

Morgens wird als erstes mal der ganze online traffic abgearbeitet, E-mails beantworten, Facebook und diverse andere Social Network Sachen aktualisieren, Stoffe bestellen und die Produktion überwachen etc. Dann geht’s meistens ins Atelier, an neuen Schnitten arbeiten, Prototypen für die Produktion anfertigen und allgemein an neuen Designs rumdoktoren. Dann treffe ich mich mit den Leuten an denen ich an aktuellen Projekten arbeite um diese Dinge zu klären und zu organisieren.

Was ist bislang Dein bestes Projekt? Was machst Du aktuell?

Oh das ist schwierig, ich finde das Projekt an dem ich arbeite immer ganz toll, aber sobald es fertig ist hab ich immer noch irgendwas zu meckern und bin nie ganz zufrieden. Momentan ist gerade das neue Image Video von SHJ online gegangen, da bin ich sehr stolz drauf, das war mehr so ein „ach komm laß einfach machen“ Ding und Kai Klinke von stylesnacks hat da ganz tolle Arbeit geleistet. Ende Oktober gibt es erst mal ein SHJ Special zusammen mit BeatBoxEliot (Graffiti) und Faye (Photographie) im Wildwood Gallery und Shop in Kassel. Und am dritten November wird das SHJ Mixtape „music to watch the world fuck itself“ by ThatFuckingSara in Hamburg vorgestellt. Illustriert wird das Cover von Fabian Wolf von Kingdrips. Auf die beiden Events freue ich mich schon sehr. Das sind alles Freunde von mir und so macht die Arbeit echt immer am meisten Spaß, man unterstützt sich gegenseitig und stellt was Tolles auf die Beine.

Wie kamst Du auf den Namen "Superhorstjansen"?

"...die hatten dann irgendwann den Spitznamen Jansen für mich, da ich mich immer als einziges Mädchen nicht verarschen hab lassen."

Ich hing mit zwölf bis dreizehn immer mit so Skaterboys rum - die hatten dann irgendwann den Spitznamen Jansen für mich, da ich mich immer als einziges Mädchen nicht verarschen hab lassen. Horst war unser Alibi Wort für Party und da wir immer gut und gerne gefeiert haben entstand dann irgendwann der Spitzname „Superhorstjansen“. Nun ja und der ist so herrlich bescheuert, dann ist es dabei geblieben.

Für wen ist das Label "Superhorstjansen" besonders tragbar? Für welche Menschen machst Du Deine Mode?

Mich persönlich freut es unheimlich, dass es gar keine „richtige“ Zielgruppe gibt. Da ist von 15-65 Jahren wirklich jedes Alter und jede Schicht und Gesinnung vertreten. Ich designe ja hauptsächlich für Frauen und das wird auch so bleiben. Was mir immer wieder auffällt ist, dass es sehr starke und individuelle Frauen sind, die Wert darauf legen ihre Persönlichkeit zu unterstreichen und zu feiern, aber dabei nicht verkleidet aussehen.

Was ist das Besondere an Deinen Kollektionen?

Es steht immer die Bequemlichkeit im Vordergrund, dann die Haptik und Look der Materialien. Ich arbeite ja mit sehr einfachen und reduzierten Schnitten, die dann aber immer einen kleinen Extratwist haben. Meine eigenen Sachen zu bewerten fällt mir schwer, das was ich aber immer wieder höre ist, das die Klamotten zu so etwas wie einem neuen besten Freund werden, und da denke ich hab ich mein Ziel erreicht. Menschen mit meinen Klamotten glücklich zu machen ist eh das Allerbeste.

Was sind Deine Einflüsse? Was inspiriert Dich?

"Ich designe immer aus einer Not heraus, d.h. ich möchte selber irgendwas haben was es so nicht zu kaufen gibt..."

Everyday Life. Ich designe immer aus einer Not heraus, d.h. ich möchte selber irgendwas haben was es so nicht zu kaufen gibt und dann mach ich´s halt einfach selber und das scheint zu funktionieren. Starke Frauen (Musikerinnen, Künstlerinnen, etc.) inspirieren mich immer wieder. Die Natur ist unglaublich aber da bin ich immer frustriert weil ich es nicht so schön hinbekomme.

Janny Schulte

Hast Du einen Lieblings-Designer?

Nein, eher nicht, es gibt ein paar Leute die ich für ihren Werdegang und ihre Arbeit bewundere, so wie Vivienne Westwood oder auch Dapper Dan und Shawn stussy, aber ich hab keinen ultimativen Liebligsdesigner. Allerdings bin ich ein großer Fan von Tomio Mohri, einem japanischen Kostümbildner. Der Typ ist einfach unglaublich, der macht echte Kunst!

Was macht für Dich einen Designer aus?

Sich ständig neu zu erfinden und dabei trotzdem seinem ganz eigenen Stil treu zu bleiben, das ist schon eine Aufgabe.

Was ist für Dich ein Fashion Fauxpas?

"Man sieht das Menschen auch auf den ersten Blick an, ob sie die Klamotte tragen oder die Klamotte sie."

Trends 1:1 kopieren, das ist so schrecklich alle diese copy&paste Gestalten, die meinen sie wären jetzt so individuell. Klar ich trag auch aktuelle Sachen aber es muss immer was eigenes dabei sein. Man sieht das Menschen auch auf den ersten Blick an, ob sie die Klamotte tragen oder die Klamotte sie.

Hast Du eine Lieblings-Modemetropole?

"...freaky aber trotzdem down to earth..."

Naja definitiv nicht Hamburg. London ist mir auch zu fancy, ich denke mal ich mag Amsterdam, die Menschen da sind sehr freaky aber trotzdem down to earth, das mag ich. Aber ich war ja auch noch nicht überall, ich bin mal gespannt auf die U.S.A. Dieses Sportliche ist ja eh sehr meins.

Wenn du einen anderen Beruf hättest wählen müssen, welcher wäre das?

Journalistin / Unternehmensberaterin / Restaurantkritikerin / Lektorin.

Erzähl uns doch bitte etwas über Dich selbst – wo wurdest Du geboren, wo lebst Du im Moment?

"Schneiderlehre bei Escada"

Geboren bin ich 1980 im Sauerland auf einem Bilderbuch Hippie-Hof. Dann gings mit Mama 1983 weiter nach Sri Lanka, wo ich bei der Familie meines singhalesischen Stiefvaters aufgewachsen bin, bis ich mit sieben Jahren nach Bayern in die Schule kam. Realschulabschluss und anschließende Schneiderlehre bei Escada. 2002 dann auf nach Hamburg Textilmanagemantstudium an der AMD. In Hamburg bin ich auch jetzt noch. Ich weiß nicht ob es mich hier ein Leben lang in dieser Stadt hält, aber es ist eine gute Basis und auf jeden Fall meine erste Wahl in Deutschland.

Was gefällt Dir an Deiner Stadt am Besten?

Das nordische Understatement mag ich, aber gleichzeitig nervt es mich auch. Dann diese Mischung aus allen Schichten das finde ich nice. Und, Hamburg ist einfach wunderschön.

Hast Du eine Lieblings-Location in Deiner Stadt?

"...ich hab eine Ladys Basketball Mannschaft ins Leben gerufen..."

Momentan Fischers Park in Altona, ich hab eine Ladys Basketball Mannschaft ins Leben gerufen und wir trainieren jetzt immer ganz fleißig, egal ob die Sonne scheint oder es regnet.

Wenn Du mit Freunden ausgehen willst, wie stellst Du Dir einen perfekten Abend vor? Wo würdest Du hingehen?

Ich liebe ja Essen, könnt ich den ganzen Tag machen. Also zuerst mal Essen gehen; schön schlemmen und quatschen. Entweder auf posh ins Schauermann oder eher entspannt in den Krug. Dann noch kurz nen Abstecher in eine Bar, ich bevorzuge da ja den Landgang, das ist schön ehrlich und halt Homie-Wohnzimmerstyle egal ob Metal oder Rap läuft. Danach will ich auf jeden Fall tanzen, eine Party ohne tanzen ist einfach keine Party und das finde ich geht am Besten auf Papa Knauf´s „die Pfete“.

Wie lautet Dein Lebensmotto?

"give love – get love, if your down with that we can hang out - if not you can go and cuddle with your ego."

"give love – get love, if your down with that we can hang out - if not you can go and cuddle with your ego."

Wann hattest Du das letzte Mal so richtig Angst?

Das war vor 2,5 Jahren als ich mir bei Glatteis den kompletten Fuß zermatscht habe. Als ich im Krankenwagen lag dachte ich echt; fuck was ist, wenn die mich jetzt nicht wieder zusammenflicken können. Zum Glück ist alles gut gegangen, aber dieses Wissen darum, dass das Leben sich innerhalb von Sekunden ändern kann ist schon sehr beängstigend.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

Ich hoffe ich bin auf dem richtigen Weg mich selbst zu emanzipieren. Ich bin sehr extrem, ich brauche viele gute Menschen um mich, und dann will ich einfach oft nur alleine sein. Diese Extreme ziehen sich durch mein ganzes Leben und wichtig für mich ist da eine Balance zu schaffen, ich glaube sonst wird’s irgendwann zu anstrengend für einen selber. Ich bin offen und manchmal ziemlich naiv, aber nicht dumm. Diese Naivität und diese Neugier auf die Welt will ich behalten auch wenn ich in der Vergangenheit oft teuer dafür bezahlen musste, aber „hey that´s life“ und aus Fehlern lernt man. Und wie sagte mal ein Bekannter zu mir; Janny Du bist ein absolutes Kommunikations-Phänomen, was Du an Netzwerken geschaffen hast ist unglaublich.

Was würdest Du tun, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?

Mit meinen liebsten Leuten eine riesige Party schmeißen.

Welche magische Kraft hättest Du gerne, wenn Du eine wählen könntest?

Beamen.

Gibt es zusätzlich etwas, für das Du dich besonders engagierst?

Ich denke mal diese ganze feministische Arbeit liegt mir sehr am Herzen. Ich kann mit dem hergebrachten Feminismus ala Schwarzer nicht soviel anfangen, aber das wir Frauen auch heute noch so unglaublich dümmlich von Männern abhängig sind, das bringt mich zur Weißglut.

"Lest mehr Bücher ihr Idioten!!!"

Gibt es noch etwas, dass Du unbedingt mitteilen möchtest?

Es kommt nicht darauf an woher Du kommst, es kommt immer darauf an Deinen eigenen Weg zu gehen und Deine persönliche Entwicklung zuzulassen. Das tut manchmal verdammt weh und man kommt sich vor wie der einzige Mensch auf der Welt, aber es lohnt sich. Lest mehr Bücher ihr Idioten!!!