F.R.E.I.

Musiker

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. Januar 2013

Erzähl' doch bitte etwas über Dich selbst.

Ich wurde im Februar 1978 in Essen geboren. Insofern bin ich eigentlich ein richtiger Pott-Junge. Ich bin dann aber im Windecker Ländchen aufgewachsen und wohne jetzt seit über zehn Jahren in Köln. Ich arbeite neben meiner Tätigkeit als Musiker auch als Tontechniker in einem Tonstudio für TV-Produktionen.

Ihr fünf seid Euch schon öfter über den Weg gelaufen, bevor Ihr Euch zusammengetan habt. Aus welchen musikalischen Ecken kommt Ihr?

Musikalisch waren wir immer alle sehr flexibel. Aber der Schwerpunkt lag bei uns allen immer schon im rockigen Bereich. Wir haben in diversen Bands und Projekten mitgewirkt, die sich stilistisch zwischen Rock und Metal bewegt haben. In sofern war F.R.E.I. zu Beginn für uns alle ein echtes Experiment, in dem wir etwas schaffen wollten, das filigraner klingt als das reine Rock-Brett. Wir wollten etwas machen, das sich abhebt von dem, was wir bisher gemacht haben. Wir waren echt selber überrascht, dass uns die Arbeit im Probenraum und im Studio von Anfang an so gefesselt hat und so leicht fiel. Denn bisher hatten wir uns ja noch nicht so im deutschsprachigen Rock-Pop bewegt.

Ihr steht mit der Veröffentlichung Eures Debütalbums „Grenzenlos“ am Ende eines langen, steinigen Weges. Erzähl' uns von der Tortur, die Ihr durchlaufen habt.

Der Schockbotschaft folgte eine dreimonatige Horrorzeit mit zwei Not-OP's, dem Ersatz einer Herzklappe, Antibiotikatherapie und viel Bangen und Hoffen. Tagelang kämpfte Christoph ums Überleben.

Noch im Sommer 2012 hätte es keiner von uns für möglich gehalten, dass „Grenzenlos“, überhaupt veröffentlicht werden kann: Das komplette Team stand in den Startlöchern, unser erstes Album war in monatelanger Arbeit mit Schweiß, Tränen und irrsinnig viel Spaß produziert und Christoph Siemons, unser Produzent und der Strippenzieher hinter F.R.E.I. hatte das Äußerste rausgeholt. Aber dann wurde unsere Herzensangelegenheit zu einer ganz persönlichen Sache - mitten im kreativen und konzeptionellen Schaffensprozess zum Album haute es Christoph buchstäblich um und was wir zunächst alle für eine harmlose Grippe hielten, entpuppte sich als ein lebensbedrohlicher, bakterieller Infekt, der Christophs Herz befallen hatte. Diagnose: Endokarditis. Und das ausgerechnet kurz vor der Veröffentlichung des neuen Albums! Als wir diese Hiobsbotschaft erfuhren, war trotzdem für uns alle sofort klar: „Wir starten erst, wenn Christoph wieder voll und ganz dabei sein kann. Einer für alle, alle für einen!“ Aber was dann kam, damit hätte keiner von uns gerechnet: Der Schockbotschaft folgte eine dreimonatige Horrorzeit mit zwei Not-OP's, dem Ersatz einer Herzklappe, Antibiotikatherapie und viel Bangen und Hoffen. Tagelang kämpfte Christoph ums Überleben - und dann die frohe Botschaft: Christoph ist außer Lebensgefahr! Ab dann ging es nur noch bergauf, Christoph muss echt mehrere Schutzengel gehabt haben. Dass diese Scheißzeit geschafft ist, wussten wir alle, als Christoph einige Zeit später bei unserem Besuch die Krankenschwester fragte, ob er anstatt der Antibiotika nicht vielleicht auch mal zur Abwechslung Vodka-Redbull in die Infusion haben könnt. Da konnten wir alle endlich erleichtert aufatmen! Jetzt, fast sechs Monate später, kommt uns das alles wie ein ganz, ganz schlechter Alptraum vor.

Was ist das jetzt für ein Gefühl, das Album endlich fertig zu haben? Seid Ihr eher glücklich, dass es nun vorbei ist, oder ist Euch das Projekt so sehr ans Herz gewachsen, dass Ihr traurig seid?

Die Produktion eines Albums, die Aufnahmen im Studio, das Komponieren und Texten, das Proben mit der ganzen Band – all das ist ja erst der Anfang. Wir waren nie die Typen, die es toll finden, sich im Studio einzusperren und an Songs und Sounds rumzutüfteln. Wir wollten immer schon raus auf die Bühne. Von daher sind wir sehr froh und stolz, dass wir nach der Pflicht im Studio endlich zur Kür auf der Bühne übergehen können.

F.R.E.I.

Worum geht es auf „Grenzenlos“?

Musikalisch wollten wir mit „Grenzenlos“ ein Album machen, das einfach Spaß macht. Wir haben nicht lange überlegt, was die Nation jetzt gerade unbedingt braucht. Wir wollten auch die Musik nicht neu erfinden. Wir haben einfach mal drauf los geschrieben. Dabei sind Songs entstanden, die uns immer wieder selbst überrascht haben. Es gibt Ohrwürmer, Radio-Nummern und Gute-Laune-Macher. Aber - und das war uns sehr wichtig - auch Songs, die man öfter hören muss, um sie verstehen und lieben zu lernen. Ich glaube, „Grenzenlos“ ist ein Album, das von sechs bis sechzig und von Aerosmith- bis AHA-Fan jedem gefallen kann.

Du singst auf Deutsch und schreibst auch deutsche Texte. Viele andere singen aber englisch - warum Ihr nicht?

Textlich war „Grenzenlos“ für mich als Sänger eine echte Herausforderung. Ich hatte zuvor nur Songs auf Englisch geschrieben und gesungen. Die deutsche Sprache ist echt gnadenlos, denn wir deutschen Muttersprachler legen einfach jedes Wort auf die Goldwaage. Im Englischen, wo ich mich bisher immer bewegt habe, wird die Sprache eher als ein zusätzliches Instrument gesehen. Im Deutschen hingegen neigt man dazu, je nach Wortwahl, Texte recht schnell in die ein oder andere Schublade zu stecken. Da wirst du mit deiner Rockmusik schon ganz schnell mal mit einer Zeile wie „Ich liebe dich“ oder  „Ich hab geträumt von dir“ zum Schlagersänger. Davor hatte immer eine gewisse Angst. Aber ich habe sie abgelegt und merke jetzt, wie toll es sein kann, sich seiner Muttersprache zu bedienen. Man kann Dinge so viel anders sagen als sonst. Ich lerne hier selber noch sehr viel und bin immer wieder überrascht gewesen über die Ergebnisse im Studio und im Probenraum. Es war die richtige – nein, die beste Entscheidung, in Deutsch zu singen.

Ich glaube, „Grenzenlos“ ist ein Album, das von sechs bis sechzig und von Aerosmith- bis AHA-Fan jedem gefallen kann.

Was macht Ihr unmittelbar vor einem Auftritt? Habt Ihr Rituale?

Traditionell treffen wir uns immer eine knappe Stunde vor Beginn der Show in unserer Garderobe. Wir quatschen ein wenig, trinken vielleicht noch ein Bierchen, wärmen uns auf und wollen einfach ein wenig unter uns sein, um uns konzentrieren und sammeln zu können. Dann, unmittelbar vor der Show, wenn unser Intro läuft, halten wir es hinter der Bühne kaum noch aus. Wir klatschen uns ab, Kichern und Witzeln vor uns hin und betreten dann einer nach dem anderen die Bühne. Ein Ritual und irgendwie jedes Mal ein magischer Augenblick für uns.

Mit wem würdet Ihr gern mal auftreten?

Helden meiner Jugend sind auf jeden Fall „Bon Jovi“. Das wäre schon der Hammer! Unter den deutschen Bands gehört auf jeden Fall „Silbermond“ zu meinen Favoriten. Ich habe die Kollegen schon diverse Male live gesehen und war immer begeistert.

Wie sieht Dein Alltag jenseits der Musik aus?

Musik spielt auch in meinem Alltag eine große Rolle. Ich habe irgendwie ständig eine Gitarre in der Hand oder singe vor mich hin. Außerdem schwirren mir auch fast immer neue Melodien oder Textfragmente im Kopf herum. Ansonsten arbeite ich in dem Kölner Tonstudio ArtEffect. Dort machen wir hauptsächlich Fernsehproduktionen wie bspw. Serien oder Dokus.

Was ist Euer nächstes großes Projekt?

Im Moment konzentrieren wir uns als Band erstmal nur auf die Veröffentlichung von „Grenzenlos“ und die darauf folgende Tour mit „Unheilig“. Das fordert schon sehr viel Kraft und Disziplin. Was danach passiert, werden wir sehen, wenn es so weit ist.

Was hörst Du privat für Musik?

Eigentlich alles von „Nickelback“ und „Papa Roach“ über „Kraftclub“ und „Silbermond“ bis hin zu „Peter Fox“ und den „Fantastischen Vier“. Stilistisch kann ich mich nicht festlegen. Was zählt, ist die Qualität.

Gibt es noch etwas, das Du unbedingt mitteilen möchtest; eine finale Weisheit?

Ich möchte mich bei allen Leuten bedanken, die uns jetzt schon so sehr unterstützen. Ich hoffe, dass Ihr alle da draußen nie vergesst, dass jede Band, die ihren Weg aus Überzeugung und Leidenschaft geht, das Ganze nur aus einem Grund tut: Wegen Euch! Egal wie bekannt sie ist, egal woher sie kommt, ob sie „Metallica“ oder „Wolle Petry“ heißen. Für jede Band ist es einfach das Größte, das zu erleben, was Ihr ihnen bei Shows gebt: Eure Begeisterung, Eure Unterstützung, Euren Beifall. Wir freuen uns auf Euch...