von Portrait von Stella Thiele Stella Thiele
Veröffentlicht am 12. November 2014

CELINA BOSTIC - SÄNGERIN UND SONGWRITERIN

 

Deine Texte und deine Musik sind sehr direkt und positiv und machen gute Laune. Was inspiriert Dich, deine Musik zu schreiben?

Alltagssituationen auf jeden Fall. Also eigentlich viele Sachen, die ich selber erlebe. Ich versuche alles, auch das schlechte das ich Erlebe, was man daraus lernen kann, in etwas Positives umzuwandeln.

Bist Du generell ein positiver Mensch?

Relativ. Ich kann mich auch aufregen, also ich bin nicht immer gut drauf. (lacht) Aber so gesehen schon, ja.

In „Kleines Kino“ singst Du: „Wir sind ganz kleines Kino, nur du und ich in Hauptrolle und Regie, denn es sind die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich machen, Cherie.“ Welche kleinen Dinge im Leben machen Dich glücklich?

Och, Schokolade. (lacht) Ausschlafen, mich mit meinen Liebsten treffen, mit meinen Freunden und meiner Familie. Also ganz normale Sache, die glaube ich jeder Mensch so toll findet. In der Natur sein, spazieren gehen. In die Berge gehen, aber ich weiß gar nicht, ob das jetzt zu kleinen Sachen zählt. (lacht)

Manche Leute wissen das schon viel früher und bei mir brauchte es einfach diese Zeit.

Auf deiner Homepage steht, dass Du Dich musikalisch auf deine Pfadfinderwurzeln zurückbesinnst. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Ich bin relativ spät zu den Pfadfindern gekommen, mit 13, und ich konnte mir da noch überhaupt nichts drunter vorstellen. Ein Mädel mit der ich zusammen zur Schule gegangen bin, die war drei Jahre älter als ich, hat eine kleine Pfadfindergruppe gegründet und noch Mädels dafür gesucht. Die hat mich und meine Freundinnen gefragt, ob wir da mitmachen wollen.

Hast Du noch lebhafte Erinnerungen daran und woran erinnerst Du Dich spontan am besten?

Das war auf einem Abendheuerspielplatz, in einem Bauwagen. Und in diesem Bauwagen waren ganz viele Teppiche ausgelegt und so ein kleiner Ofen und ganz viele Kerzen überall. Da haben wir uns dann hingesetzt und ein Pfadfinderlied gelernt, mit Gitarre, und haben Kekse gegessen. Das war total zauberhaft. Die Pfadfinder haben mich doch sehr positiv geprägt. Das waren keine religiösen Pfadfinder, was ich auch ganz gut finde, das waren eher linke Pfadfinder und vor allem habe ich gelernt Gitarre zu spielen. Da konnte irgendwie jeder Zweite Gitarre spielen und wir haben uns das gegenseitig beigebracht. Das war schon ein großer Schritt. Sonst hätte ich vielleicht nie Gitarre gelernt, also das hat mich schon sehr beeinflusst.

Wer oder was hat Dich sonst beeinflusst Musik zu machen?

Mein Papa! (lacht)

Genau, das wollte Ich nämlich noch Fragen. Du singst ja in deinem Song „Für immer“: „Vielleicht sehe ich dich ja wieder und auch wenn du nicht bei mir bist, ich hoff du bist stolz auf dein Mädchen, das dir so ähnlich geworden ist.“ Ich nehme an, der Song ist an deinen Vater gerichtet? Und wie beeinflusst er Dich in dem was Du machst?

Ja. Also wir waren jetzt nicht so ein typische Musikerhaushalt, dass man immer zusammen singt oder Musik zusammen macht. Aber mein Vater war Bassist. So ein ganz ruhiger Typ, also Bass hat super zu dem gepasst. Der hat zuhause immer Kontrabass geübt. Teilweise Jazz, teilweise Klassik. Und da saß ich dann immer dabei und fand das ganz toll. Aber dadurch, dass er so oft weg war, auf Tour, und ich ein Papakind war, war das für mich auch immer irgendwie doof. Deswegen hab ich gesagt, ne das will ich nicht. Aber die Musikalität habe ich auf jeden Fall von ihm.

Ist deine Mutter auch musikalisch?

Ja, (grinst) meine Mama hat so Hobbymäßig mit Anfang dreißig angefangen in einer Band zu singen. Total cool. Mein Papa hat vorher gesungen und hat dann aufgehört. Weil er da zu sehr im Mittelpunkt war und er wollte nie im Mittelpunkt sein. Für meine Mama war es aber nie eine Option, das beruflich zu machen.

Dein erstes Album „Celina – Das Original“ hört sich noch ganz anders an als „Zu Fuss“. Seitdem sind sieben Jahre vergangen, in denen sich offensichtlich viel verändert hat. Könntest Du jetzt spontan erklären, wie Du zu deinem ganz eigenen Stil gefunden hast?

Also ich glaube, das war einfach so ein Entwicklungsding. Ich hab vor meinem Soloalbum auch schon ein Album mit meiner Band aufgenommen, das war auch wieder ganz anders. Ich habe erst jetzt, mit den Songs die ich für dieses Album geschrieben habe, gemerkt, was wirklich zu mir passt. Das musste ich erstmal rausfinden. Da musste ich vorher erstmal in die eine Richtung gehen und merken, dass das nichts ist und dann in die andere Richtung gehen und auch da habe ich dann gemerkt, ne das ist auch nichts. Und dann habe ich den nächsten Weg einschlagen und gedacht: ah OK, das ist es jetzt. (lacht) Ich glaube das machen auch viele Künstler durch, verschiedene Stile ausprobieren. Ich hab einfach gemerkt das dauert. Manche Leute wissen das schon viel früher und bei mir brauchte es einfach diese Zeit.

Du nennst deinen Musikstil selber „Lagerfeuer-Soul“. Wodurch zeichnet sich dieser Stil deiner Meinung nach aus?

Durch meine Soulstimme und die Lagefeuerschrammelgitarre. Ich hab zwei Herzen in meiner Brust. Das eine Herz ist Hip Hop. Ich liebe Hip Hop und auch ein bisschen Soul. Und das andere Herz ist so dieses Pfadfinderherz. Deutsche, irische Volkslieder, so dieses ganz, ganz einfache, wunderschöne, mehrstimmige und das will ich irgendwie ein bisschen Beides in meiner Musik vereinen. (lacht)

Auf so einen halbgeilen Major-Deal hatte ich keine Lust.

Wieso hast Du Dich entschieden, für dein neues Album „Zu Fuss“ ein eigenes Label zu gründen?

Weil ich glaube, dass sich meine Musik, so langsam wie sie entstanden ist, auch langsam weiterentwickeln muss. Also, man könnte sicher mit der großen Marketingkeule draufhauen und mich in alle möglichen Formate reindrücken, ganz viel Geld für irgendwelche Shows ausgeben, wo ich dann spiele, aber ich glaube die Leute müssen mich entdecken. Meine Musik, finde ich, ist auch eher so klein, dass sie entdeckt und nicht aufgezwängt werden will. Ich wollte auch einfach die Kontrolle darüber behalten, was ich wann wie mache. Ich glaube auch nicht, dass ich bei einem Major-Label so eine gute Ausgangsposition gehabt hätte. Ich bin jetzt keine 21 mehr, ich hab schon ein Album rausgebracht, was sich nicht verkauft hat und ich hab jetzt noch nicht die riesen Fanbase. Auf so einen halbgeilen Major-Deal hatte ich keine Lust. Also dann lieber selber machen und klein Anfangen und das alles selber aufbauen.

War das denn bei deinem ersten Album anders? Hattest Du da ein Label?

Ja. Bei Four Music war ich, da wo auch zum Beispiel Materia ist. Aber die haben mir auch gar nicht reingeredet. Das war einfach nicht meine Musik. Also ich glaub, ich find es letztendlich auch gut, dass ich damit nicht erfolgreich geworden bin. Sonst wäre irgendwie der Druck auf mir gewesen, nochmal was rauszubringen, was eigentlich gar nicht so zu mir passt. Nochmal so ein Album wäre echt ein Krampf gewesen. Es ist einfach gut, wies gelaufen ist alles.

Für dein Album hast Du ziemlich ungewöhnliche „Instrumente“ benutzt. Womit hast Du die Sounds für dein Album denn so aufgenommen?

(lacht) Ja. Also die Grundlage hat Tim Neuhaus mit seinen Kofferdrums gemacht. Der hatte so einen aufgeklappten Lederkoffer, da hat er ein Base Drum-Pedal dran und auf dem Koffer sind lauter kleine, lustige Sachen, auf denen er rumklopfen kann. Zum Beispiel ein Buch und eine Rassel. Ich fand ein Schlagzeug einfach zu laut für meine Musik. Die Kofferdrums sind so eine Mischung aus Schlagzeug und Percussion und das war perfekt. Die legen sich schön drunter und hauen nicht so drauf. Das hat total gut gepasst.

Neben deiner Gitarre „Gigi“, welches Instrument oder welchen Alltagsgegenstand spielst Du am liebsten?

Also ich hab ja noch meine Loopstation dabei, aber das reicht dann auch. Das ist schon viel Aufmerksamkeit, die ich dann in Gitarre, meine Loopstation und meine Stimme stecken kann. Vielleicht kommt aber demnächst noch irgendwas dazu, mal gucken.

Meine Musik, finde ich, ist auch eher so klein, dass sie entdeckt und nicht aufgezwängt werden will

Du warst Backgroundsängerin, warst Mitglied im Farin Urlaub Racing Team und hast in einer eigenen Band gesungen. Jetzt stehst Du als One-Women-Band auf der Bühne. Warum hast Du Dich dazu entschieden bei deinem Soloprojekt alleine aufzutreten?

Erstmal war das ein praktischer Grund. Ich reise alleine und muss keine Musiker bezahlen, die ich auch gar nicht immer bezahlen könnte. Daher dachte ich erstmal: OK, wenn ich mich alleine an der Gitarre und mit der Loopstation begleiten kann, dann ist das ganz cool. Und jetzt habe ich mich daran gewöhnt alleine auf der Bühne zu stehen. Ich find das ganz angenehm, mich nur aufs Publikum zu konzentrieren und mit denen zu interagieren. Vielleicht nehme ich mir auch irgendwann wieder Musiker mit auf die Bühne, aber im Moment find ich das noch total angenehm. Ich bin dadurch halt sehr unabhängig, das mag ich ganz gerne. Aber ich brauche auch immer Veränderung, also vielleicht langweilt mich das irgendwann und dann überlege ich mir wieder was anderes.

Welches der zwölf Lieder von deinem Album spielst Du live am liebsten und warum?

Das kann und will ich gar nicht sagen. Es kommt immer auf meine Stimmung an. Manchmal bin ich eher ruhig darauf, dann mag ich Lieder wie „Zu Fuss“ oder „Alles was zählt“. Und wenn ich lustig drauf bin, dann mag ich Songs wie „Papa“ oder „Religion“. Oder „Irgendwo“, das spiele ich auch sehr gerne. Ich mag es immer, wenn das Publikum mitmacht. Das find ich immer cool.

Gemeinsam mit Künstlern wie Aline Coen oder K.I.Z. trittst Du in deiner YouTube-Reihe „Stille Örtchen Sessions“ auf ganz verschiedenen Toiletten auf. Das sieht nicht immer bequem, dafür aber umso witziger aus. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Musiker zu einer Jamsession auf dem Klo einzuladen?

Ich weiß nicht, das war einfach so ein Geistesblitz. Ich bin die Straßen langelaufen und hab so überlegt, dass ich gern irgendwas mit anderen Künstlern auch machen würde, weil ich ja auch so viele kenne. Und dann kam mir Plötzlich dieses stille Örtchen und die verschiedenen Toiletten in den Sinn. Ich dachte einfach: Ja, das mach‘ ich! (lacht) Weil das auch eher ein ungewöhnlich Ort ist. Bist jetzt war es immer total lustig.

Und mit wem würdest Du so eine Session gerne noch machen?

Leanne La Havas, das ist eine Sängerin aus London. Die macht Soul-Pop, aber auch sehr Akustisch. Also eigentlich auch Singer-Songwriterin. Die find ich ganz, ganz toll. Oder … Ryan Gossling, wenn der singen würde. (lacht)

Du hast mal gesagt: „Die Diva lasse ich höchstens zuhause mal raus.“ Wie kann man sich das vorstellen?

(lacht) Ich weiß auch nicht, ob man das wirklich Diva nennen kann. Manchmal hat man halt schlechte Laune und dann bin ich ein bisschen launisch. Aber ich glaube so eine richtige Diva bin ich eigentlich nicht. Das hab ich auch nur so scherzhaft gesagt. Ich glaube auch, dass Bestimmtheit bei Frauen als divanös verkannt wird und bei Männern dann eher also Souverän gilt. Aber … (scherzhaft) Frag mich nochmal, nachdem ich Gold gegangen bin. (lacht) Vielleicht hab ich mir dann irgendwelche Allüren angewöhnt.

Was hörst Du privat für Musik?

Grade höre Laing. Kennst Du Laing? Das sind vier Mädels, eine davon tanzt und die anderen singen. Sehr geil, die höre ich sehr gerne. Ja und Leanne La Havas eben. D‘Angelo, höre ich schon wieder. Camille, eine französische Singer-Songwriterin, die ist ganz toll. Chefket, Rapper. Feist, Chilly Gonzales, mit seinem Klavieralbum, ist auch voll toll. Ich höre sehr wenig Rock. Entweder ruhig, oder prollig.

Ich finde, Farin Urlaub kann halt so tiefgehende Sache, so einfach benennen, das ist echt geil.

Und jetzt ganz spontan: Deine Lieblingstextzeile? Egal ob eine eigene oder von wem anders.

Ich weiß auf jeden Fall, dass sie von Farin Urlaub ist. Der ist der grandioseste Texter den es überhaupt gibt. (überlegt) Boa, das ist echt fies, es gibt so viele tolle Zeilen von dem. Mir fällt grade irgendwie nur „Porzellan“ ein. Das hat mich eine Zeit lang total berührt, vielleicht hab ich mich da auch drin gesehen. Der Refrain ist: „Du wärst gern wie sie, du wärst gern wie er, du wärst so gern jemand anders, Hauptsache irgendwer. Glück gibt es überall, vielleicht auch hier, es liegt an dir.“ Ich finde, Farin Urlaub kann halt so tiefgehende Sache, so einfach benennen, das ist echt geil. Aber der hat bestimmt auch andere Zeilen, die ich noch geiler finde, aber die fallen mir jetzt natürlich nicht ein. Die neue Single „Herz? Verloren“ find ich natürlich auch tierisch.

Worauf freust Du Dich in der nächsten Zeit am meisten?

Ganz ehrlich? Auf ein paar freie Tage, wo ich meinen Kopf ausschalte. (lacht) Weil mein Kopf rattert die ganze Zeit. Ich denke die ganze Zeit: Oh Gott, da kannst du noch was und eigentlich musst du hier nochmal. Es ist für mich so eine andere Situation jetzt mein Solozeug zu machen, weil ich ja vorher wirklich viel Background gesungen habe. Ich hab das Gefühl, jetzt bin ich erst so wirklich selbstständig. Und man kann einfach echt selbst und ständig arbeiten.

Vorher war das eher so, dass Du Termine hattest, die Du einhalten musstest?

Ja, genau. Aber wenn die dann vorbei waren, dann war das auch gut. Und jetzt könnte ich natürlich 24 Stunden am Tag arbeiten und das macht mir ja auch großen Spaß, aber ich krieg meinen Kopf halt nicht ausgeschaltet. Ich glaube, das ist das Einzige, was mich ein bisschen anstrengt. Und deswegen freue ich mich drauf, wenn jetzt blad Weihnachten ist, in anderthalb Monaten (lacht), wirklich ein paar Tage raus aus Berlin, in die Berge zu fahren und einfach mal den Kopf ausmachen.

Wie viele Konzerte spielst Du denn jetzt noch?

Ich fahr jetzt Mitte November mit Moop Mama los, da bin ich Support. Dann bin ich Ende November bei Flo Mega Support, das geht sozusagen fließend ineinander über. Und dann hab ich Anfang Dezember nochmal sechs Dates mit Moop Mama in Österreich.

Super, dann bedanke Ich mich für das Interview, wünsche Dir viel Spaß auf Tour und schon mal schöne Weihnachten.

Ja genau, schöne Weihnachten. (lacht)

Tourdaten von Celina Bostic:

  • 13.11.14 Saarbrücken | Garage (Moop Mama Support)
  • 14.11.14 Augsburg | Ostwerk (Moop Mama Support)
  • 15.11.14 Altötting | Forum (Moop Mama Support)
  • 17.11.14 Essen | Weststadthalle (Moop Mama Support)
  • 19.11.14 Köln | Gloria (Flo Mega Support)
  • 20.11.14 München | Backstage Halle (Flo Mega Support)
  • 21.11.14 Hamburg | Uebel und Gefaehrlich (Flo Mega Support)
  • 22.11.14 Bremen | Modernes (Flo Mega Support)
  • 23.11.14 Berlin | Lido (Flo Mega Support)
  • 27.11.14 Heidelberg | Karlstorbahnhof (Moop Mama Support)
  • 28.11.14 Wiesbaden | Schlachthof (Moop Mama Support)
  • 02.12.14 A - Wien | WUK (Moop Mama Support)
  • 03.12.14 A - Graz | PPC (Moop Mama Support)
  • 04.12.14 A - Innsbruck | Weekender (Moop Mama Support)
  • 05.12.14 A - Linz | Posthof (Moop Mama Support)
  • 06.12.14 A - Salzburg | Rockhouse (Moop Mama Support)
  • 07.12.14 A - Dornbirn | Conrad Sohm (Moop Mama Support)