Bernhard Schüler

Pianist bei triosence

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 29. März 2013

Bernhard Schüler, Du bist Pianist bei triosence. Wie kam es dazu? Was treibt Dich an?

triosence wurde 1999 von mir gegründet. Der Anlass damals war, dass ich mit einer Band beim Landeswettbewerb "Jugend Jazzt" Hessen teilnehmen wollte. Die Formation des Klaviertrios hatte mich damals besonders gereizt, weil man sich dort als Pianist besonders entfalten und ausdrücken kann.

Das Klaviertrio ist im Prinzip wie ein Orchester, es beinhaltet alle wichtigen musikalischen Elemente: Den Bass für das harmonische Fundament, das Schlagzeug für den Rhythmus und das Klavier für Melodie und Harmonie. Man kann in dieser Besetzung theoretisch jede Art von Musik spielen, was sie sehr reizvoll macht. Der Gewinn des Landeswettbewerbs und des folgenden Bundeswettbewerbs führte zur Aufnahme unserer ersten CD - First Enchantment. Damit fing sozusagen alles an.

Ihr beschreibt Eure Musik mit "songjazz". Erklär mal bitte, warum das auf Eure Musik so gut zutrifft.

Songjazz ist eine Wortschöpfung von uns. Ich fand es sinnvoll, einen neuen Stil für uns zu definieren, weil triosence eben keinen Jazz im herkömmlichen Sinn macht.

"Songjazz ist eine Wortschöpfung von uns."

Bei uns stehen die Songs im Vordergrund und Improvisationen sind immer so integriert, dass sie dem Song dienen und ihn nicht dominieren. Im Jazz ist es sonst eher üblich, dass ein Song nur Ausgangspunkt für die Improvisationen ist und es eher darum geht, dass sich die Musiker darüber dann selbst ausdrücken. Melodie, Struktur, Klarheit und Ästhetik sind mir als Komponist besonders wichtig. Auf unserer neuen Platte sind die Songs auch eher kurz gehalten ähnlich wie in der Popmusik.
Das Klanggewand unserer Musik ist aber schon noch irgendwie jazzig, deswegen passt Songjazz denke ich ganz gut.

Der Stern nannte Euch „die neuen jungen Gesichter des deutschen Jazz“ - wie habt Ihr darauf reagiert? Was sagt Ihr dazu und was bedeuten Euch die ganzen Jazzpreise, die Ihr bislang gewonnen habt?

Das große Feature über uns im Stern war natürlich eine tolle Sache und hat viel in Gang gesetzt. Beispielsweise hat nur wenige Tage später Sony Music bei uns angerufen und uns einen Plattenvertrag angeboten. Grundsätzlich darf man sich Kritiken, egal ob positiv oder negativ, nicht zu Kopf steigen lassen. Früher habe ich negative Rezensionen, gerade aus der Fachwelt, sehr ernst und persönlich genommen. Inzwischen ist mir das alles nicht mehr so wichtig.

Wir machen die Musik für das Publikum, und die Resonanz dort bedeutet mir viel mehr. Natürlich ist es hilfreich wenn gelegentlich der ein oder andere Kritiker was Gutes über uns schreibt damit die Leute auch zu uns ins Konzert kommen (zwinkert).

Ihr habt mit "turning points" bereits Euer fünftes Album veröffentlicht. Was hat Euch bei der Produktion am meisten abverlangt?

Turning Points ist die bislang aufwendigste Produktion von uns gewesen. Zum einen ist die Musik sehr viel abwechslungs- und facettenreicher als alles was wir vorher aufgenommen haben, was eine intensivere und längere musikalische Vorbereitungszeit erfordert hat. Zum anderen war die Aufnahme in Oslo, was logistisch ziemlich aufwendig war. Die meiste Arbeit steckt allerdings in der ganzen Postproduktionen, also allem was nach der Aufnahme kam: Editing, Mixing, Mastering, Grafikdesign, App-Programmierung, Musikvideoproduktion, neue Website, Tour-Organisation usw.

Was sind Eure Lieblings- "Auf Tour" oder "Live" Anekdoten?

Die Musik die ich schreibe hat immer einen außermusikalischen Hintergrund. Bei unseren Konzerten erzähle ich gerne die ein oder andere Geschichte und Anekdote zu den Songs. Wen das interessiert der muss wohl mal zu einer unserer Shows kommen (zwinkert).

Thema musikalische Einflüsse: Eure Musik wäre veilleicht ganz anders, wenn bestimmte musikalischen Einflüsse nicht da gewesen wären, oder?

Natürlich, die Musik die man hört prägt einen sehr stark und beeinflusst bewusst oder unterbewusst die Musik, die man selbst spielt oder schreibt. Mein Vater ist Jazzfan und bei uns lief als ich klein war ständig Oscar Peterson im Haus. Damit war wohl der Grundstein meiner musikalischen Sozialisation gelegt. Die Pianisten Keith Jarrett und Bill Evans haben mich später dann aber am meisten geprägt, ebenso die Musik von Pat Metheny und Jan Garbarek. Ich denke all diese Einflüsse hört man auch in meiner Musik und bei triosence.

Wo steht der Jazz in Deutschland in Deinen Augen momentan? Was bewegt sich?

"Was von der Fachwelt geschätzt und gefördert wird muss vor allem "neu", "innovativ" und "anspruchsvoll" sein."

Die deutsche Jazzszene ist sehr vielseitig und es gibt viele tolle Musiker. Tendenziell empfinde ich die Szene aber als elitär und verkopft. Was von der Fachwelt geschätzt und gefördert wird muss vor allem "neu", "innovativ" und "anspruchsvoll" sein. Durch diesen intellektuellen Anspruch ist viel der gepushten Jazzmusik meilenweit entfernt von dem, was das Publikum emotional berührt und interessiert. Das finde ich sehr schade.

Was zeichnet Deiner Meinung nach einen waschechten Musiker aus?

...dass er nicht anders kann als Musik zu machen. So schön es auch ist Musik zu machen ist es doch auch ein hartes Geschäft.
Man muss es absolut wollen und dahinter stehen, sonst wird das nichts. Manchmal hat man Glück und verdient auch was dabei, aber darum geht es nicht.

Mit welchem Musiker, ob tot oder lebendig, würdest Du gerne mal jammen und warum?

Mit Pat Metheny. Für mich ist er einer der beeindruckendsten Musiker und Komponisten...stilistisch könnte das glaube ich auch ganz gut mit triosence zusammenpassen (zwinkert).

Was würdest Du uns noch gerne über Euch mitteilen? Wo können wir Euch demnächst live erleben?

Wir haben diesmal neben unserer CD einiges weitere am Start, so gibt es beispielsweise zu Turning Points eine Gratis Album App bei iTunes. Sie enthält jede Menge Bonusmaterial u.a. Videos, Fotos, Zeichnungen, Hintergrundinformationen zu den Songs und den Musikern, Noten und sogar einen exklusiven Bonustrack. Dann haben wir erstmals ein professionelles Musikvideo zu einem unserer Songs produziert:

Bernhard Schüler

Außerdem gibt es ein ausführliches Songbook zu unserer neuen CD. Wir sind die nächsten Monate quer durch Deutschland unterwegs auf Tour in NRW am 28.3. in Bonn, am 4.4. in Köln, am 16.5. in Aachen, am 25.5. in Dortmund. Alle weiteren Termine findet man auf unserer Website www.triosence.com