Achim Kern

New Media Künstler

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 20. August 2012

Achim Kern, bitte stellen Sie uns ihr Projekt vor, das auf dem diesjährigen PLATINE Festival gesehen werden kann(konnte). Was steckt dahinter? Was ist die Idee?

"Im Prinzip lässt sich das Gemälde somit wie ein Instrument spielen."

Ich bin mit 2 Projekten auf der diesjährigen Platine vertreten. Zum einen zeige ich das interaktive Gemälde "The City Never Sleeps"- eine Kooperation mit dem Stuttgarter Urban Artist Marc C. Woehr (http://www.marcwoehr.de). Das 5x3 Meter große, von Marc C. Woehr gemalte Bild eines urbanen Lebensraumes besteht aus einer detaillierten Hintergrundstruktur und schwarzen Outlines, welche die äußeren Formen der Stadt definieren. Diese Bild wird durch eine Projektion augmentiert. Mit Hilfe einer von mir geschriebenen Software kann der Besucher via Touchscreen die Lichter, Texturen, Farben und Effekte dynamisch und nach seinem Geschmack gestalten und somit das Werk komplettieren. Im Prinzip lässt sich das Gemälde somit wie ein Instrument spielen. Die Arbeit selbst setzt sich mit verschiedenen Themen auseinander wie z.B.  analog vs. digital, Selbstausdruck im Public Space... Den besten Eindruck bekommt man im Video: https://vimeo.com/26862085#

Zusammen mit Graffiti Research Lab Germany (GRLG) bin ich mit einer weiteren Arbeit vertreten, die sich ebenfalls mit dem Themen Public Space und Kreativer Selbstausdruck beschäftigt... Für GRLG habe ich die open source Software "blitzTag" geschrieben, eine Neuauflage der L.A.S.E.R Tag Software von 2007. blitzTag ermöglicht es, mittels Laserpointer und eines Projektors, großformatige Tags und/oder Bilder an eine Häuserwand zu malen. Auch in diesem Falle spricht blitzTag per Video für sich: https://vimeo.com/26283368#

Achim Kern - 2 Videos

Welche Materialien haben Sie verwendet - woher haben Sie die Inspiration dazu gefunden?

Bei "The City Never Sleeps" nutzt Marc hauptsächlich schwarze und transparente Spühdosen und One4All refills. Bei blitzTag ist alles rein digital. Die Inspiration kommt von verschiedenen Leuten aus dem weltweiten Graffiti Research Lab Kollektiv sowie von anderen Medienkunst Kollektiven wie z.B. AntiVJ, sowie aus den TouchDesigner und OpenFrameworks communities.

Sind Sie zufrieden mit dem Festival? Wie erleben Sie die Stimmung? Welche Arbeiten dort gefallen Ihnen persönlich noch?

Es war ein fantastisches, sehr gut organisiertes Festival mit vielen interessanten Arbeiten und Menschen. Die Stimmung war exzellent. Ich habe es leider nicht geschafft alle Arbeiten anzusehen, da ich selbst sehr stark eingebunden war, aber besonders hat mir "Rotomap 3000" und "taken by a vandal" gefallen.

Was ist ihr schönstes Erlebnis vom PLATINE Festival?

"...sehr viele Leute vorbei kamen um mit "blitzTag" ihre Tags auf die große Wand vor dem Artheater zu malen."

Das war definitiv der Abschlussabend, bei dem sehr viele Leute vorbei kamen um mit "blitzTag" ihre Tags auf die große Wand vor dem Artheater zu malen.

Haben Sie ein Lieblings Streetart Werk - wenn ja - wo ist es?

Ich habe da nicht wirklich ein absolutes Lieblingswerk, beim Thema Street Art interessiert mich vielmehr die Masse an unterschiedlichen Ideen und Ausdrucksformen.

Was macht für Sie einen Künstler aus?

"In dem Moment, wo ein Werk vom Schaffenden als Kunstwerk angesehen wird und öffentlich ausgestellt oder aufgeführt wird, ist es für mich Kunst."

Für mich muss es nicht unbedingt um einen spezifischen Inhalt, eine konkret künstlerischen Aussage oder um ein kriterien-gebundenes Werk handeln. In dem Moment, wo ein Werk vom Schaffenden als Kunstwerk angesehen wird und öffentlich ausgestellt oder aufgeführt wird, ist es für mich Kunst.

Besuchen Sie auch noch die diesjährige gamescom?

Das haut leider dieses Jahr zeitlich nicht hin, hoffentlich klappt es nächstes Jahr!

Erzählen Sie doch bitte etwas über sich selbst – wo wurden Sie geboren? Wie sind Sie zu Ihrer Berufung gekommen?

Ich bin in Wiesbaden Sonnenberg geboren, habe in Mainz Mediendesign studiert. In den ersten Jahren galt mein Interesse hauptsächlich 3D Animation und Visuellen Effekten in der Filmproduktion. Das wandelte sich relativ schnell Richtung Echtzeit 3D Rendering und der Gestaltung alternativer User Interfaces, so dass  ich heute vielfältige Interaktive Installationen erstelle - sowohl künstlerische, wie hier auf dem Platine Festival, wie auch kommerzielle Exponate für Firmen und Museen.

Was macht Ihre Arbeit aus – wie sieht Ihr Alltag aus?

Zu meinem Glück unterscheidet sich der künstlerische Alltag nur wenig vom kommerziellen. In beiden Fällen konzipiere, gestalte und implementiere ich meist großformatige interaktive Exponate. Das beginnt meistens mit gründlicher Recherche zu den technischen Möglichkeiten, danach folgt die interessanteste Phase: das Prototyping, in dem das Grobkonzept zum ersten Mal umgesetzt wird und verschiedenen Interaktions- und Gestaltungsvarianten ausprobiert werden. In dieser Phase entstehen oft komplett neue Ideen, die dann in zukünftigen Arbeiten umgesetzt werden. Insgesamt ist dies ein sehr spielerischer Prozess - diese Leichtigkeit wird in die fertige Arbeit transportiert , so dass die Exponate intuitiv zu bedienen sind.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Als nächstes werden wir ein neues Gemälde im Stil des "The City Never Sleeps" erzeugen, diesmal wahrscheinlich als eine Kombination aus zweidimensionalem Gemälde und dreidimensionaler Skulptur, welches mit mehreren Projektoren zum Leben erweckt wird.

Wenn Sie einen anderen Beruf hätten wählen müssen, welcher wäre das? Oder welche andere Berufswahl wäre eine Alternative für Sie?

Ich wäre wohl am ehesten Musiker geworden, denn die Musik ist sowohl Inspiration wie auch Triebfeder für mich. Vermutlich würde ich mit anderen visuellen Künstlern audiovisuelle Installationen kreieren, womit wir wieder bei meinem Thema wären.

Mit was kommen Sie gar nicht zurecht – sei es im Beruf oder privat?

Mit Intoleranz, Vorurteilen und zu viel Verbissenheit.

"It's all gonna fall into place"

Wie lautet Ihr Lebensmotto?

"It's all gonna fall into place"

Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hättten?

Schwer zu sagen. Ich glaub was auch immer man sich für so einen Moment vornimmt, wenn es tatsächlich soweit ist will man was ganz anderes tun.

Welche magische Kraft hätten Sie gerne, wenn Sie eine wählen könnten?

Die Zeit manipulieren können - anhalten, auf Superzeitlupe verlangsamen, ...

"Ladet euch blitzTag oder andere Graffiti Reserach Lab tools runter und macht damit Eure Aktionen, am besten draußen im öffentlichen Raum."

Gibt es noch etwas, dass Sie unbedingt mitteilen möchten?

Ladet euch blitzTag oder andere Graffiti Reserach Lab tools runter und macht damit Eure Aktionen, am besten draußen im öffentlichen Raum. Bei Fragen oder Problemen einfach an http://www.graffitiresearchlab.de wenden oder zu einem unserer Events kommen.