Finn Martin

Musiker

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 5. August 2013

Finn Martin, Du hast Dein Album "Change" veröffentlicht - so heißt auch Deine aktuelle Single. Was war Dir im Hinblick auf die Message der Songs besonders wichtig?

Ich habe den Song "Change" geschrieben, als ich für die Produktion meines Albums quer durch Europa gereist bin. Und egal wo ich war, ob Berlin, Köln, London oder Lissabon, es lag eine besondere Elektrizität in der Luft, die ich mit diesem Song einfangen wollte. Aber vor allem geht es bei "Change" um die Dinge die jeder Einzelne tun kann, um bei sich selbst anzufangen etwas zu ändern. Bei mir ist es Musikmachen und diese kleine Botschaft mit ein paar Leuten zu teilen - nicht mehr und nicht weniger.

Was würdest Du sofort ändern, wenn Du einen Tag lang König in Deutschland wärst?

"Ich finde das die Perspektive der Jugend ein sehr entscheidender Faktor ist, wie gut eine Gesellschaft funktioniert und wo sie sich hinentwickelt."

Es gibt eine Menge sozialer Ungerechtigkeiten und Missstände wie z.B. Jugendarbeitslosigkeit, die mich wütend machen und bekämpft werden müssen. Ich finde das die Perspektive der Jugend ein sehr entscheidender Faktor ist, wie gut eine Gesellschaft funktioniert und wo sie sich hinentwickelt. In diesem Sinne würde ich als erstes ändern, dass es für alle bessere "Chancen" auf einen adäquaten Studienplatz oder eine sinnvolle Ausbildung für eine selbstgestaltete Zukunft gibt. Dann wäre schon viel erreicht.

Das Musikvideo zu "Change" unterstreicht den positiven Appell. Was magst Du uns Lustiges vom Dreh erzählen?

"...kam dann die Polizei, weil Anwohner vermuteten, wir wären Terroristen die das Trinkwasser vergiften wollen."

Der ganze Dreh war ziemlich Rock'n'Roll. Meine Plattenfirma hatte genug Vertrauen in mich und hat uns das ganze tatsächlich unterwegs drehen lassen, während ich in L.A. an meinem Album gearbeitet hatte. Also sind der Regiesseur und Kameramann, mein Manager vom Label und ich ohne Drehbuch und genaue Locations zwei Tage lang losgezogen, und stürzten uns ins Abenteuer. Wir haben u.a. in Downtown LA., am Strand von Santa Monica und in der Mojave Wüste gedreht. Gleich an der ersten Location im Künstlerviertel Silverlake in L.A. kam dann die Polizei, weil Anwohner vermuteten, wir wären Terroristen die das Trinkwasser vergiften wollen. Wir müssen sehr vertrauenserweckend ausgesehen haben. Wir hatten eigentlich auch noch einen ganzen Kofferraum voller Signalfackeln dabei, aber als dann sogar in der Mojave Wüste die Polizei vorbei fuhr  haben wir die mal lieber im Auto gelassen.

Finn Martin

Viele Deiner Songs machen gute Laune. Balladen wie "Save Me" sind auf dem Album, aber auch Tanzbares. Hast Du einen Lieblingssong auf dem Album?

Gute Frage. Das ändert sich tatsächlich immer wieder mal. "Army of Two" ist ein sehr besonderer und emotionaler Song für mich. "Save me" ist ganz klar mein live Favorit, aber momentan ist eigenlich "So good it hurts" mein Lieblingssong vom Album. Daher freut es mich sehr, dass das auch die nächste Single wird. Er war der erste Song den ich in Stockholm geschrieben hatte und merkte - jetzt habe ich die Richtung für mein Solo-Album gefunden. Außerdem passt er für mich perfekt zu einer endlosen Sommernacht, bei der man nicht nach Hause gehen will.

Wie bist Du eigentlich initial zu Deinem Beruf gekommen?

Ich hab mit 13 angefangen mir Gitarre beizubringen und parallel erste eigene Songs geschrieben. Wobei ich heute wahrscheinlich sehr über die Texte von damals lachen würde. Aber mich hat es immer schon fasziniert mit Musik Geschichten erzählen zu können. Dann folgte sehr schnell meine erste Schulband mit zwei guten Freunden. Wir haben jede große Pause im Musikraum geprobt und von dort aus ging es in die Clubs von Berlin bis uns mit 17 ein Produzent aus London entdeckt hat und uns eingeladen hatte dort ein Album mit ihm zu produzieren. Spätestens ab da gab es für mich kein zurück mehr.

Was macht in Deinen Augen einen Künstler aus?

"Ein Künstler ist für mich jemand, der sich traut seinen eigenen Weg zu gehen."

Ein Künstler ist für mich jemand, der sich traut seinen eigenen Weg zu gehen. Jemand der auch mal scheitern kann, hinfällt und dann im nächsten Moment wieder aufsteht und weiter seinen Traum verfolgt. Egal ob ihm niemand, eine Person oder 100.000 dabei zuhören oder zusehen. Am Anfang muss für mich immer der Wunsch stehen etwas eigenes zu kreieren und das dann mit anderen teilen zu wollen.

Wenn Du mit Deinen Freunden einen perfekten Abend verbringen würdest - wo würdest Du dann hin gehen? Was würdet ihr tun?

Für einen perfekten Abend braucht es eigentlich nicht viel mehr als gute Freunde - der Rest ergibt sich von selbst. Egal wo man ist oder hin geht. Allerdings muss ich sagen, dass Sommernächte in Berlin ziemlich perfekt sind: erst zusammen was kochen oder den Grill anschmeißen, dabei musikhören, was Kaltes trinken, lachen, sich nicht zu ernst nehmen, die Gitarre rausholen, gemeinsam singen, weiter ziehen und sich irgendwo gemeinsam an die Spree setzen. Und dann weiter in einen Club, gucken wer noch am Start ist...

Du warst kürzlich in Köln - was ist Dir an der Stadt aufgefallen? Was blieb Dir besonders im Gedächtnis?

Köln ist für mich ein besonderer Ort. Mein Patenkind wurde hier geboren und lebt hier, von daher bin ich sehr regelmäßig in Köln und mag die Stadt sehr. Es gibt super schöne Ecken wie das Belgische Viertel mit den vielen Cafés und. Aber vor allem mag ich an Köln die Menschen und die entspannte Mentalität. Und natürlich den Karneval - der ist wirklich einmalig in der Welt.

Wie würdest Du Dich selbst beschreiben?

Das überlasse ich lieber anderen. Aber man sagt mir manchmal nach, ich wäre recht spontan und abenteuerlustig. Ob das stimmt müsst ihr selbst beurteilen.

"...eine ganz besonderere Zusammenarbeit wäre definitiv mit David Bowie."

Mit wem würdest Du super gern mal auftreten?

Es gibt viele Musiker die ich sehr schätze und verehre, aber eine ganz besonderere Zusammenarbeit wäre definitiv mit David Bowie. Er ist und bleibt einfach einer der größten Sänger und Songwriter, der es außerdem geschafft hat, sich immer wieder neu zu erfinden. Das wäre ein Traum.