100 Meter Deutschland von Jan Westphal - (c) Fotos: Jan Westphal und Julia Weyland © Fotos: Jan Westphal und Julia Weyland

Vater und Sohn einer ganzen Nation - Nelson Mandela

von Portrait von Andreas Broede Andreas Broede
Veröffentlicht am 18. Juli 2014

Für die Menschen in Südafrika und für viele Menschen auf der ganzen Welt war und ist Nelson Mandela ein großes Vorbild. Heute wäre er 96 Jahre alt geworden. Geboren wurde Nelson Rolihlahla Mandela, wie er offiziell hieß, am 18. Juli 1918. Rolihlahla, das bedeutet "Unruhestifter", wörtlich übersetzt heißt es "Am Ast eines Baums ziehen". Viele seiner Landsleute nannten ihn jedoch lieber bei seinem Clannamen: Madiba, oder ganz einfach: Tata, Vater. Das drückt die Bedeutung, die Mandela für seine Landsleute hat, wohl am besten aus. An dem friedlichen Ende des südafrikanischen Apartheid-Regimes und der gleichberechtigten Annäherung von Schwarzen und Weißen hat er den größten Anteil.

Bereits 1944 trat Mandela dem ANC bei, dem Afrikanischen Nationalkongress, dessen Youth League er im gleichen Jahr mitbegründete. In Johannesburg praktizierte er ab 1952 mit seinem Mitstreiter Oliver Tambo als Anwalt, sie gründeten die erste ausschließlich von Schwarzen geführte Sozietät Südafrikas. Aufgrund seiner zahlreichen politischen Aktivitäten wurde er immer wieder mit einem Bann belegt und durfte die Stadt nicht verlassen. Politische Betätigung war ihm verboten. Doch Mandela verstieß immer wieder gegen seine Auflagen.

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Nach einem Prozess wegen Landesverrats, in dem alle der über 150 Angeklagten freigesprochen wurden, ging Mandela im März 1961 zunächst in den Untergrund, um von dort aus seine politischen Ziele weiter zu verfolgen. Er war nämlich weiter zur Verhaftung ausgeschrieben. Das Massaker von Sharpeville am 21. März 1961, bei dem die Polizei 69 gewaltlose und unbewaffnete Demonstranten erschoß, führte zu einem Umdenken beim ANC, der bislang seinen Kampf mit friedlichen Mitteln bestritten hatte. Ende des Jahres wurde Mandela Anführer des bewaffneten Flügels des ANC, der zum Ziel hatte, das Regime zu sabotieren, ohne dabei Menschenleben zu opfern. Ab 1962 bereiste er das afrikanische Ausland und Großbritannien, um für Unterstützung zu werben. Nach seiner Rückkehr wurde er verhaftet und am 12. Juni 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt, die er auf der Gefängnisinsel Robben Island und ab 1982 in Kapstadt und Paarl verbüßte.

Weltweit wuchs die Solidarität mit der Freiheitsbewegung der schwarzen Bevölkerung. 1988 kamen über 72.000 Menschen zu einem Konzert in London zusammen, um Mandelas 70. Geburtstag zu feiern und für seine Freilassung zu demonstrieren. Am 11. Februar 1990 war es so weit: Mandela wurde in die Freiheit entlassen, das Verbot des ANC, der seit 1960 illegal war, aufgehoben. 120.000 Menschen versammelten sich in Soweto, um die erste Rede in Freiheit ihres Führers zu hören, in der er "alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben, zur Mitarbeit einlud an einem "nichtrassistischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle".

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Für seine versöhnliche Haltung und die Leistung des gewaltlosen Abwicklung des Apartheid-Regimes wurde er 1993 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet - gemeinsam mit dem weißen südafrikanischen Staatspräsidenten Frederik de Klerk.

1994 hatte der ANC die ersten freien Wahlen mit absoluter Mehrheit gewonnen - und Mandela, der ehemalige Häftling, wurde zum ersten schwarzen Präsident seines Landes gewählt, der die weiße Minderheit stets miteinbezog und in der Folge zur nationalen Identifikations- und Vaterfigur für das geeinte, moderne Südafrika nach der Apartheid wurde, auch lange nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik 1999.

In seinem langen bewegten Leben war Nelson Mandela drei Mal verheiratet, davon 38 Jahre lang mit seiner 2. Frau Winnie, der ersten schwarzen Sozialarbeiterin Johannesburgs. Mit ihr hatte er zwei Kinder, mit seiner ersten Frau Evelyn vier.

Obwohl sein Tod am 5. Dezember des vergangenen Jahres in Folge einer Lungenentzündung aufgrund seines hohen Alters und zunehmender gesundheitlicher Probleme nicht ganz unerwartet kam, reagierten die Südafrikaner mit großer Bestürzung und tiefer Trauer. Die Regierung ordnete Staatstrauer an, 10 Tage lang hingen die Flaggen in Südafrika auf Halbmast. Zum offiziellen Gedenkgottesdienst am 10. Dezember ehrten 91 Staatsoberhäupter und Regierungschefs aus Afrika und allen Teilen der Welt den Verstorbenen mit ihrer Anwesenheit.

Im Anschluss wurde der Leichnam in Pretoria aufgebahrt. 100.000 Menschen erwiesen dem ehemaligen Präsidenten die letzte Ehre. Jacob Zuma, sein Nachfolger im Amt des Präsidenten, drückte den Verlust Madibas so aus: "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren. Unser Volk hat einen Vater verloren."

Wir erinnern an die Stationen im Leben des großen Freiheitskämpfers.