Steueraffäre: Muss Uli Hoeneß heute seinen Hut nehmen?

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 6. Mai 2013

Mit Uli Hoeneß will grade keiner tauschen. Nach 60 Jahren Erfolgsgeschichte, rutscht die Institution Hoeneß grade mit Pauken und Trompeten in die Versenkung. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen - wenn Hoeneß im Amt bleiben darf, käme das einer Rehabilitierung zumindest vergleichsweise nahe. Heute tagt das Gremium, dass darüber entscheidet, was mit Hoeneß geschehen soll. Und wie wir Uli Hoeneß künftig sehen dürfen. Als einen Kriminellen, den wir einst verehrten? Oder als einen Mann, der reumütig einen Fehler eingestand, alles über sich ergehen ließ und dafür Gnade erfuhr?

Wie einst bei Guttenberg versuchte die Vereinsspitze, Hoeneß in einen fehlerbelasteten Privatmann und einen fehlerlosen Manager aufzusplitten. Aber bei Guttenberg hat es nicht funktioniert und es sieht danach aus, als würde es auch bei Hoeneß nicht fruchten. Alles liegt nun in der Hand des Aufsichtsrates. Angeblich hat man angesichts des 3:0 gegen Barcelona noch eine Schonfrist gewährt, damit die Fans nicht ganz so enttäuscht sind. Aber im Grunde ist die Entscheidung bereits gefallen, behauptet der Stern:

Die Chefs von Adidas, Audi, Volkswagen und Telekom sollen sich längst auf einen Rückzug des Steuersünders geeinigt haben. Offen ist nur, ob vorübergehend oder dauerhaft - und ob er nachgibt.

So oder so - Hoeneß ließ sich etwas nicht nehmen: „Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten.“ Das Endspiel ist am 25. Mai. Und wenn bis dahin nicht schon längst klar ist, dass Hoeneß seinen Hut nehmen muss, wird er es womöglich aus freien Stücken tun. Denn seines Fehlers ist er sich ja durchaus bewusst, wie das Interview mit der „Zeit“ gezeigt hat. Selten hat man eine deutsche Ikone so reumütig gesehen. Trotzdem: Eine Bild-Umfrage ergibt, dass nur 55 % der Leser ihm verzeihen würden und 53 % einen Rücktritt beim FC Bayern für unnötig halten. Zumindest die Leserschaft von „Bild“ ist also sprichwörtlich gespalten.

Noch ist die Zukunft von Hoeneß ungewiss. Die Entscheidung des Aufsichtsrates und auch die juristischen Konsequenzen sind maßgeblich dafür, ob Hoeneß vor den Trümmern seiner Karriere steht, oder nur einen gewaltigen Dämpfer bekommt. Aber selbst wenn er im Amt bleiben darf (und will) - nach der Umfrage wären dann immer noch 47 % gegen ihn. Keine rosigen Aussichten für „Mr. Bayern München“.