Während Vertragsverhandlungen: Adidas-Chef gab Uli Hoeneß 20 Millionen Mark

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. April 2013

Im Jahr 2000 waren einige namhafte Sportartikelproduzenten daran interessiert, in die künftige FC Bayern AG einzusteigen. Darunter beispielsweise „Nike“, der nach eigenen Angaben weltweit führende Sportartikelhersteller. Aber Uli Hoeneß lehnte damals „zig andere Unternehmen“ ab und entschied sich für Adidas. Vielleicht weil Robert Louis-Dreyfus, der damalige Adidas-Chef, ihm insgesamt 20 Millionen Mark für Spekulationsgeschäfte zur Verfügung stellte? Die Süddeutsche, die die Story exklusiv brachte, schreibt:

Für einen Zusammenhang zwischen dem privaten Geschäft von Hoeneß mit Dreyfus und den Geschäften zwischen Adidas und dem FC Bayern gibt es keinen Hinweis.

Natürlich gibt es dafür keinen Hinweis. Wer wollte auch nachweisen, dass sich Hoeneß vor 13 Jahren nicht wegen der 20 Millionen Mark für Adidas entschieden hat, sondern aus rationalen Gründen? Liegt ja schließlich lange zurück und in Köpfe gucken kann keiner. Aber nehmen wir einfach mal dieses Szenario an: Ein Konzern wie - sagen wir mal - Nike unterbreitet Ihnen ein tolles Angebot, mit dem er sich in den Aufsichtsrat Ihres Fußballvereins einkaufen will, aber ein anderer Konzern, nennen wir ihn mal „Adidas“, macht Ihnen ein vergleichbar tolles Angebot und überweist Ihnen noch dazu fünf Millionen auf ihr Konto und bürgt für weitere 15 Millionen, die Sie nach Herzenslaune verzocken können und erst irgendwann zurückzahlen müssen. Wen haben Sie dann mehr lieb? Vor allem, wenn Sie gern spekulieren und es in puncto Integrität ohnehin nicht so genau nehmen?

Adidas stieg mit zehn Prozent und 75 Millionen Euro in Aktien beim FC Bayern ein. Der Ausrüstungsvertrag wurde auch verlängert (und läuft noch heute). Der heutige Vorstands-Chef von Adidas, Herbert Hainer, sitzt, genauso wie sein Vorgänger, Robert Louis-Dreyfus, im Aufsichtsrat vom FC Bayern München. Das seinerzeit von Louis-Dreyfus eingerichtete Konto steht laut SZ im Zentrum der Selbstanzeige, mit der Hoeneß sich im Januar beim Finanzamt gestellt hatte. Die 20 Millionen Mark Kredit hatte er binnen zweier Jahre an Adidas zurückgezahlt.