NSU-Prozess Start: Hauptangeklagte Beate Z. ist eingetroffen

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 6. Mai 2013

Der NSU-Prozess beginnt zu dieser Stunde in München. Die Hauptangeklagte Beate Z. ist bereits in einem gepanzerten Wagen von der Justizvollzuganstalt Stadelheim zum Münchener Strafjustizzentrum eskortiert worden, wie Focus berichtet. Die 38-Jährige, die in Fußfesseln und Handschellen dem Gericht vorgeführt wird, soll bei allen Straftaten der NSU beteiligt gewesen sein; darunter zehn Morde, zwei Bombenanschläge, Brandstiftung und mehrere Banküberfälle. Opfer der Terror-Anschläge des Nationalsozialistischen Untergrunds waren vor allem türkische oder türkisch stämmige Mitbürger. Diese suchen nun nach Antworten, doch so schnell werden sie diese wahrscheinlich nicht bekommen.

Heute beginnt endlich, nur unter anderem nach der brisanten Diskussion über die Vergabe der Presseplätze im Gerichtssaal, der NSU-Prozess gegen die Mittäter mit Motiv des mörderischen Rassenhasses Beate Z., Ralf W. (38), André E. (33), Holger G. (39) und Carsten S. (33). Dennoch wird das Gericht heute eventuell nicht einmal zur Verlesung des Klage kommen. Drei Vertreter der Bundesanwaltschaft, die elf Verteidiger der fünf Angeklagten und 53 Nebenklage-Anwälte werden erwartungsgemäß gleich zu Beginn so viele Anträge stellen, dass der Prozess-Tag zu Ende ist, bevor er so richtig begonnen hat. Beate Z. habe so oder so laut ihren Anwälten vor zu schweigen und keine Aussage zu machen. Ergo: Es wird auf die Zeugenaussagen ankommen.

Einer der Angeklagten, wahrscheinlich Carsten S., zeigte bei der Ankunft am Gerichtsgebäude Wartenden und der Presse den Stinkefinger - hässliche Szenen wie diese werden den NSU-Prozess wahrscheinlich noch vielfach begleiten.

Die Hinterbliebenen der Opfer treten als Nebenkläger auf und wollen vor allem Antworten: Wie konnte es soweit kommen, wie entstand die NSU überhaupt und hätten die Taten verhindert werden können? Von Interesse an der Höchststrafe bis hin zur maximalen Aufklärung über den Hintergrund der NSU-Anschläge - die Interessen der Hinterbliebenen werden viel Raum in diesem Prozess einnehmen.

Dem NSU-Prozess wird eine hohe historische Bedeutung beigemessen. Erwartungsgemäß wird sich der Prozess eine gute Weile hinziehen, der Fall gilt nicht umsonst als sehr komplex. Von dem Gericht wird auf Grund des nationalsozialistischen Hintergrundes der Taten höchstes Fingerspitzengefühl und Genauigkeit erwartet.