Kundenkarte = Kunden Durchleuchtung? - Ein Für und Wider

von Portrait von Christina Schwärzler Christina Schwärzler
Veröffentlicht am 18. März 2014

Mein Portemonnaie bekomme ich schon etwas länger nicht mehr zu. Schuld daran ist die Zahl an Plastik- und Papierkarten, die ich tagtäglich mit mir rumtrage. Darunter befinden sich die allseits bekannte „Payback“-Karte, bei der man seit neuestem auch Punkte bei „Rewe“ sammeln kann, Kundenkarten von einem Kaufhaus, einem Bekleidungsgeschäft, die „Deutschland Card“,  einer Tierhandlung, einer Parfümerie, einem Baumarkt, einem schwedischen Möbelhaus, einem italienischen Restaurant, einem Freizeitmarkt und einem Modeschmuckgeschäft. Alles in allem 11 Karten zum Punkte sammeln und Rabatt bekommen. Kaum jemand glaubt mir, dass ich aber nicht mit Absicht zu einem bestimmten Drogeriegeschäft gehe, weil ich da Punkte bekomme. Den Lebensmittelmarkt, muss ich aber zugeben, habe ich tatsächlich aufgrund der Kundenkarte gewechselt. Aber das weiß ich ja alles selber.

Immer wieder liest man Artikel in den Medien, die vom „Gläsernen Menschen“ handeln. Ein für den Markt durchsichtiger Mensch, in dem man lesen kann wie in einem Buch. Heutzutage schrecken wir davor zurück unsere Telefonnummer, die E-Mail Adresse, unseren vollständigen Namen oder unsere Adresse irgendwo anzugeben, es sei denn, es handelt sich um offizielle Ämter. Wer will auch schon täglich mit Spam E-Mails und nervigen Telefonverkäufen am Telefon belästigt werden? Richtig, niemand.

Gleichzeitig erwarten wir aber ein Angebot auf dem Markt, das auf uns zugeschnitten ist und unsere Bedürfnisse stillt. Doch woher sollen die ganzen Geschäfte und Unternehmen das wissen, wenn wir unsere Daten vor ihnen verschließen? Die Antwort ist die Kundenkarte und die versprochenen Rabatte. Plötzlich wird sich für ein Newsletter ganz schnell registriert, um die zehn Euro-Rabatt auf den nächsten Einkauf nutzen zu können. Kundenkarten sammeln alle unsere Daten. Was kauft Kunde XY zum Anfang des Monats, welche Medikamente kauft er rezeptfrei in der Apotheke und welche Möbel waren beim letzten Möbelhausbesuch dabei? Daten, Daten, Daten. Dafür, dass die Welt sich über unsere weitergegebenen Daten aufregt (einmal vom NSA-Skandal abgesehen, das ist ein anderes Thema), reichen wir unsere Daten tagtäglich im Tausch gegen Punkte und Rabatte gerne weiter.

Ich selbst nutze den Kundenkarten-Service häufig. Wenn ich dort eh einkaufe, warum nicht Punkte sammeln und bei der nächsten vollen Karte Geld sparen? Eingekauft hätte ich da so oder so. Behaupte ich zumindest, aber weiß es tief in mir besser, immerhin habe ich den Lebensmittelmarkt wirklich gewechselt. Aber hey, jeder so, wie es ihm gefällt oder? Und in der heutigen Zeit, seien wir ehrlich, weiß der Markt so oder so, was in unseren Haushalten los ist. Woher auch immer, auch hier kann man wieder spekulieren. Aber dann sollen die Produkte auch bitte wirklich das erfüllen, was ich erwarte. Wer denkt, das sei alles Quatsch, der läuft einfach ohne Punkte zu sammeln durchs Leben. Ist vielleicht auch ganz gut.