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Indie-Rock aus den Niederlanden - Taymir im Gespräch: "Wir können nicht über Politik singen, wir sind nicht Bob Dylan"

von Portrait von Sarah Schulte Sarah Schulte
Veröffentlicht am 15. Dezember 2015

Zahlreiche Festivals, eine Tour in den USA, Vorband der Kooks... die Jungs von Taymir haben dieses Jahr einiges erlebt und sind in den Niederlanden bereits Stars; auf ihren Durchbruch in Deutschland arbeiten sie noch hin - und haben dies unserer Meinung nach mehr als verdient!! Wir haben die sympatische, junge Indie-Band Taymir aus den Niederlanden beim Abschluss ihrer Deutschland-Tour für ein sehr lockeres und interessantes Interview voller Selbstironie, Sarkasmus, aber auch Ehrlichkeit getroffen. Hier könnt ihr euch das Video anschauen.

 

Hallo, wir sind heute im Yuca in Köln und quatschen mit der Indieband Taymir aus den Niederlanden. Wie geht es euch? Wie war eure Deutschland-Tour?

Bas: Gut, es war super. Wir haben mehr Tickets verkauft, als wir dachten.

Mikkie: Und in Hamburg war eine Show sogar komplett ausverkauft. Das war echt toll! So langsam fängt es an, in Deutschland zu laufen.

Okay, also so intensiv habt ihr euch die Tour hier in Deutschland nicht vorgestellt? Das ist doch toll!

Mikkie: Ja, du kannst sehen, wie glücklich wir sind! (lacht)

Das sieht man! Also was hat euch in Deutschland besonders gefallen? Was mochtet ihr nicht?

Mikkie: Es besteht offentsichtlich ein riesiger Unterschied zwischen Deutschland und Holland. (lacht) Nein, wir waren schon oft in Deutschland und eurer Publikum ist wirklich höflich- wenn du sie bittest zu klatschen, klatschen sie; wenn du sie bittest zu schreien-schreien sie. Ansonsten sind sie still und applaudieren. Sie sind sehr freundlich, etwas zu freundlich. (lacht)

Wirklich?

Mikkie: Nein, wir wollen dich auch nicht sauer machen.

Dann ist ja gut! Um mir einen kleinen Einblick in die Strukturen eurer Band zu geben - könnt ihr mir ein paar Eigenschaften von euch nennen? Wer ist der Verrückte? Wer ist der Unzuverlässigste? Wer ist derjenige, der immer zu betrunken ist?

(Mikkie zeigt auf Isai) Isai: Ich trinke gerne! Ich hab gerne Spaß mit den Jungs, aber den habe ich nur, wenn ich betrunken bin!

Andernfalls kannst du es mit ihnen nicht aushalten? (lacht) Welche Eigenschaften habt ihr noch zu bieten? Ihr könnt gerne übereinander tratschen.

Bas: Mikkie lacht über alles. Er hat ein sehr lautes Lachen. Er lacht andauernd hysterisch.

Mikkie: Ich lache am liebsten, wenn Leute sich wehtun. Ich kann mir nichts Lustigeres vorstellen, als wenn sich Jemand wehtut.

Bas: Meistens bin ich das.

Mikkie: Je unglücklicher Menschen werden, desto fröhlicher werde ich. ...übrigens sind Quinten und Isai die Coolen und diejenigen  aus der Band, die am besten gekleidet sind.

Taymir live im YUCA ©Sarah Schulte-Eversum/StadtmagazinTaymir live im YUCA ©Sarah Schulte-Eversum/Stadtmagazin

Und ihr seid die Loser? Das dachte ich mir. (lacht) Kommen wir nun zu eurer Musik. Wie kam es dazu, dass ihr diesen 60s Indie Musik- Sound entwickelt habt? Ist das die Musik, die ihr euch privat anhört oder ist es die Einstellung, die ihr den Zuhörern vermitteln wolllt?

Bas: Ich denke, es geht dabei größtenteils um die Einstellung. Wir mögen diese laute und energiegeladene Musik - es macht Spaß sie zu spielen.

Mikkie: Ich denke das Ding an Taymir ist, dass wir nicht eine spezielle Art von Musik machen möchten. Wir schreiben einfach Songs und herauskommt manchmal ein Indie-sound, manchmal ist es eher Rock. Oder natürlich Metal, wir lieben Death-Metal sehr zur Zeit! (lacht)

Wirklich??(lacht)

Bas: Wir hören viel Scream-Metal.

Dann werden wir heute ja von einigen Metal-Einflüssen in eurer Show heute Abend überrascht werden!?(lacht)

Mikkie: Auf jeden Fall! Nein, aber im aktuellen Album hört man viel 60s Musik, aber wenn man uns live sieht, decken wir ein großes Feld an Musik ab. Es wird viel lauter und rockiger - und so haben wir angefangen. Jeder entwickelt sich! Sieh uns an - wie weise wir sind!

Ihr sehr wirklich total weise aus!! Also was wollt ihr mit eurer Musik aussagen? Was denkst du?

Quinten: Oh man, das ist ne schwierige Frage. Ich mache einfach die Musik, die ich mag. Wenn es Leuten gefällt - ist es super. Wenn nicht, dann nicht!

Mikkie: Ich denke, das Wichtigste ist, das Leute singen und tanzen können. Sie sollen die Musik genießen - oder halt abhauen.

Darum geht es ja hauptsächlich in der Musik. Also diese sorglosen Texte beinhalten auch viele Liebesgeschichten und Mädels - gibt es irgendwelche süßen Lovestories oder Herzschmerz-Stories, die euch beeinflussen?

Bas: Also ein paar Lieder sind über Mikkie und mich, wir waren zusammen...

Mikkie:...und wir sind heimlich immer noch verliebt.

Quinten: Das ist ein Witz!

Also ernsthaft, was ist mit den Mädels - oder Jungs? (lacht)

Mikkie: Jeder liebt ein gutes Liebeslied. Wir können nicht über Politik singen, wir sind nicht Bob Dylan oder Bob Marley. Bob Dylan, okay Bas mag ihn nicht, ich denke er ist ein toller Songschreiber und er hat sein Ding durchgezogen - so kommen die Lyrics einfach spontan zustande. Es ist auch einfach, ein Liebeslied zu schreiben, weil sich viele Leute damit identifizieren können. Jeder liebt etwas, das muss sich nicht zwangsweise auf eine Person beziehen, es kann auch um eine Erfahrung gehen. Liebe ist die Antwort!

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Was eine schöne Aussage! Dieses Jahr war auch echt groß für euch! Ihr habt als Vorband für die Kooks gespielt, ihr wart in Amerika auf Tour, ihr habt auf vielen Festivals gespielt...Was war euer Lieblingsmoment? Euer Magischer Moment dieses Jahr?

Bas: Da war eine Show irgendwo in Deutschaland... und bevor wir auf die Bühne gegangen sind hat das ganze Publikum "Taymir, Taymir.." gerufen, das war sehr cool! Es wirkte so, als seien sie alle extra für uns gekommen.

Mikkie: Es war echt eine riesige Menge an Menschen, die dort standen und unseren Namen gerufen haben. Vielleicht 10 oder 30 Tausend? (lacht) Aber es war eine super Show mit einer tollen Energie. Die Show mit den Kooks war auch toll, die Leute haben unsere individuellen Namen gerufen. Es gab so viele tolle Momente dieses Jahr, da es das erste Mal war, dass wir im Ausland gespielt haben, vorallem in Deutschland. Viele tolle Sachen sind passiert, wir haben unser Album veröffentlicht, haben unsere Single veröffentlicht, haben bei Sony unterschrieben. Also nächstes Jahr werden die Leute in Deutschland viel von uns hören!

Ja, das wäre meine nächste Frage gewesen: Eure Zukunftspläne? Ihr wollt Deutschland erobern?

Bas: Definitiv! Und wir wollen ein zweites Album veröffentlichen, an dem wir derzeit schreiben. So langsam läuft es richtig!

Okay, darauf freuen wir uns! Also eine meiner letzten Fragen ist: Wie nervig ist es, die ganze Zeit mit den selben Jungs auf Tour rumzuhängen? Was ist das Schönste, was ist das Schlechteste?

Isai: Das beste ist, dass ich nur in einer Band spielen kann, wo ich mich mit den Mitgliedern wohl fühle. Ich mag die Jungs sehr, deswegen spiele ich mit ihnen in einer Band! Mit ihnen kann ich alles machen, wie in die USA reisen und wir verstehen uns super!

Also geht ihr euch nie auf die Nerven? Das hört sich super an!

Bas: Ich bin die ganze Zeit genervt.

Mikkie: Ich hasse diese Band! Nein, also wir sind 4 Jungen, von denen jeder eine eigene Meinung hat und da gibt es natürlich manchmal etwas Streit, aber das gibt es denke ich in jeder guten Band.

Bas: Als wir von Los Angelos nach Texas gefahren sind, also 20 Stunden hin und 20 Stunden zurück hatte ich nur einen Streit mit Quinten. Ich wollte in seinem Sitzt sitzen und das hat ihm nicht gefallen! Mit seinem Sitzt sollte man sich nicht anlegen!!

Und jetzt das Beste am Tour-Leben! Euer Abschlussfazit?

Bas: Es geht darum, Spaß zu haben! Und der Tour-Manager ist ein echt cooler Typ!

Das ist doch echt süß! Dank je wel! 

Mikkie:Alsjeblieft!

Bas: Bitteschön!

Wie freuen uns jetzt auf eure Show, bis dann!

Taymir im Interview ©Sarah Schulte-Eversum/ StadtmagazinTaymir im Interview ©Sarah Schulte-Eversum/ Stadtmagazin