- (c) Screenshot aus dem Werbespot Ikea © Screenshot aus dem Werbespot Ikea

IKEAs neuer Werbespot: Like mich am Arsch

von Portrait von Carina Kaiser Carina Kaiser
Veröffentlicht am 10. August 2016

Wie bewegend ein Werbespot sein kann, wissen wir spätestens nach Edekas #heimkommen von vergangenem Weihnachten. Der Lebensgefühlverkäufer IKEA setzt da eher auf belustigte Alltagsproblemchen, um seine Kunden zu fangen. Wir erinnern uns: Da werden vor dem Sex die Klamotten erst ordentlich in das neue PAX-System eingeräumt oder das Mädchen in ihrem Anflug von Pubertätsübermut beim vergeblichen Möbel- und Schubladenknallen von der Familie ausgelacht. 

Von hochgradigem Betroffenheitsmechanismus sind wir in IKEAs neuem Werbespot alle Male getroffen. Denn der versetzt uns einfach mal 300 Jahre zurück in die Zeit und frappiert mit der totalen Absurdität unserer heutigen Situation: nämlich der Like-Hunter Generation. 

Dinieren ohne Blitzlichtgewitter 

Im Bewerten von alltäglichen Sachen sind wir geübt. Das schreibt uns das unausgesprochene Netiquette im Netz vor. Wozu ein Kompliment mühsam rausdrücken, wenn es ein »Daumen hoch« genau so tut? Du bist was du likest. Aber hast du dich mal gefragt, ob es DIR wirklich gefällt? Oder tritt dein Gefallensmoment erst dann ein, wenn genügend Leute ihren blauen Daumen oder ihr rotes Herz darunter gesetzt haben? Die schwedische Lösung greift genau diesen Zeitgeist auf und nutzt ihn für seinen neusten Werbespot. Mit einem fetten Augenzwinkern foppt er aller Like-Hunter, die ihr Essen lieber ablichten, statt es zu genießen. #foodporn 

Like mich am Arsch 

Da hat's Deichkind doch auf den Punkt gebracht. »Danke für den Kommentar, das gefällt mir, Like mich am Arsch« besingen die Jungs ihre Hook aus dem Album »Niveau weshalb warum«. Fand ich gerade ganz passend und gibt der Barocken IKEA-Satire die Hand. »Es ist ein Essen, kein Wettbewerb«. Die klare Kernbotschaft des Spots: Lieber die Zeit im „Jetzt“ genießen, anstatt mit peinlicher Selbstvermarktung der Lebensmittel die Followerschaft mit dem Share- und Like-Enthusiasmus zu vergiften. Da hat uns das Marketing des Möbelriesen 95 Sekunden die Gegenwart vor den Latz geknallt. Wahrscheinlich hat IKEA recht. Womöglich sollten wir uns alle mal auf eine Zeitreise für gute Manieren begeben, aber ohne der Mahlzeit einen schillernden Filter über zu ziehen. Und ohne Bewertung, bitte.

Video: Via YouTube