Frauenfußball-EM: Deutschland bezwingt Schweden und zieht ins Finale

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 25. Juli 2013

Es ist geschafft: Mit einer Weltklasseleistung bezwang die deutsche Fußballfrauen-Nationalmannschaft unter Bundestrainerin Silvia Neid im Halbfinale der Europameisterschaft die schwedischen Hausherren und Turnierfavoriten mit 0:1. Der zuvor häufig im Kreuzfeuer der Kritik stehende Mittelfeldakteurin Dzsenifer Marozsan gelang in der 33. Minute der Siegtreffer. Auch die negativen Stimmen gegen Silvia Neid verstummten urplötzlich.

Deutschland ging nach der wenig glamourösen Vorstellungen gegen Norwegen und Italien als Außenseiter in die Partie. Jetzt stehen die deutschen Frauen zum sechsten Mal in Folge in einem EM-Finale. Wer am kommenden Sonntag in Solnar (um 16.00 Uhr in der ARD)  als Gegner auf dem Platz steht, entscheidet sich heute im zweiten Halbfinale: Dänemark oder Norwegen. Gegen Letztere hatten die Deutschen in der Gruppenphase noch mit 0:1 verloren. 

Viel wurde vor dem Spiel spekuliert und getuschelt: Schweden sei eine Mannschaft mit herausragend besetzten Spielerinnen auf jeder Position. Das Team wäre das offensiv stärkste Team des Turniers (Schwedens Stürmerstar Lotta Schelin hatte mit fünf Treffern allein häufiger getroffen als die deutsche Nationalelf zusammen) und spielte zudem vor heimischer Kulisse. Die deutschen Frauen seien doch nur ungestüm und ohne Glanz ins Halbfinale gestolpert. Das stimmte eigentlich auch alles, bis auf die Tatsache, dass im Fußball nicht das hochtrabende Pferd, sondern das mutwilligste gewinnt. Und wie heißt es so schön: Ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss.

Trainerin Silvia Neid hatte bereits im Vorfeld einen erbitterten Kampf ihrer Spielerinnen angekündigt. Während Schweden ohne Verletzungen mit der hochkarätigen ersten Elf auflief, verzichtete Neid in der Startformation auf die angeschlagene Toptorjägerin Celia Okoyino da Mbabi, die neben 17 Toren in der EM-Qualifikation auch zwei Tore im Turnier schoss. Für Mbabi rückte Anja Mittag vom FC Malmö in die Sturmspitze. Marozsan durfte sich wieder als Regisseurin und Spielmacherin behaupten.

Die beiden Nationalmannschaften schenkten sich zu Beginn nichts. Auf beiden Seiten wurden 'hundertprozentige' Torchancen vergeben. Mittag, Laudehr und Maroszan hatten schon früh die Führung auf dem Fuß. Auch auf der anderen Seite wurde es nicht nur einmal brenzlig, als Schelin und ihre schwedischen Mitspielerinnen aus guten Positionen scheiterten. Es entwickelte sich ein kräftezehrendes, intensives Fußballspiel, auf welches wir alle sehnsüchtig gewartet hatten.

Frauenfußball-EM: Deutschland bezwingt Schweden und zieht ins Finale

Nach einem wunderbaren Pass-Stakkato über Nadine Keßler und Anja Mittag wurschtelte Maroszan dann den Ball quasi in Zeitlupe zur verdienten Führung ins Netz. Danach begann das deutsche Defensiv-Bollwerk rund um Routiniers Saskia Bartusiak und Annike Krahn, seine Phalanx auszustrecken. Die deutschen Frauen mussten in der zweiten Hälfte noch einmal zittern, als die Schwedinnen ein Abseits-Tor erzielten. Dann endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit - ertönte der Schlusspfiff und die aufgestauten Emotionen entluden sich in Freudentaumel.

"Ich bin froh, dass es vorbei ist. Dieses Spiel war so nervenaufreibend und spannend. Aber die Mannschaft hat saugeil gespielt heute. Wir haben auf den Punkt unsere beste Leistung gebracht. Wenn wir aggressiv spielen, sind wir richtig gut. Das haben wir heute gezeigt.",

sagte Torhüterin Nadine Angerer nach dem Spiel. Am Sonntag im Finale könnte die junge deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft erneut beweisen, dass sie - trotz mäßiger Turnierleistung und ohne Kabinettstückchen - die beste Nationalmannschaft Europas ist.