Einhörner und "Rechts gegen Rechts"- Widerstand da und hier

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 19. November 2014

Die Internet-Aktivisten von Anonymous haben binnen weniger Tage in mindestens zwei Fällen den Twitter-Account des Ku Klux Klan in Amerika gehackt. Auf dem @KuKluxKlanUSA Account wurden von der Gruppe mehrere Einträge veröffentlicht. Unter anderem wurde der eigentlich sehr dröge Feed der rassistischen Gruppierung um das Bild eines weissen Einhorns komplett mit buntem Regenbogen-Hintergrund und der Überschrift "und hier endlich ein Einhorn!" erweitert und auch ein Statement gepostet, welches Gründe für das Vorgehen von Anonymous liefert. Der Hauptgrund für ihren Eingriff soll eine Drohung der Klansleute sein, die in Zusammenhang mit den Vorgängen in Ferguson (Bundesstaat Missouri) steht, wo diese Woche Ermittlungsergebnisse bezüglich des Todes des 18-jährigen Afroamerikaners Michael Brown, der am 9. August von einem weissen Polizisten erschossen wurde, erwartet werden. Die "Traditionalist American Knights of the Ku Klux Klan" haben damit gedroht tödliche Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden, falls es erneut zu Ausschreitungen in der Kleinstadt in der Nähe von St- Louis kommt. Die Hacker-Gruppe debattiert nun in ihren eigenen Reihen über das weitere Vorgehen, zum Beispiel ist man sich noch uneinig ob abgegriffene persönliche Informationen über Mitglieder des Ku Klux Klans publik gemacht werden sollten. [PHOTO,3]

Auch in Deutschland gab es Aktionen gegen Rechtsradikale. Auch hier wurden deren Darstellungskanäle gekapert und zweckentfremdet, diesmal allerdings nicht online im Twitter-Universum sondern faktisch in den Straßen einer bayerischen Kleinstadt im Fichtelgebirge. In Wunsiedel, dem Ort wo sich bis 2011 das Grab des Nazi-Verbrechers Rudolf Heß befand (es wurde nach Ablauf des Pachtvertrages aufgelöst) und es jedes Jahr am Tag vor dem Volkstrauertag zu einen Neonazi-Aufmarsch zum 'nationalen Heldengedenken' kommt, lief die Veranstaltung dieses Mal nicht ganz nach dem Gusto der Rechten. Der Nazi-Marsch wurde von den Anwohnern nämlich zum "unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands" umfunktioniert; für jeden Meter, den ein Neonazi zurücklegte, gingen 10 Euro an das Aussteigerprogramm Exit-Deutschland. Bunte Plakate mit Sprüchen wie "Wenn das der Führer wüsste!" oder "Flink wie Windhunde, zäh wie Leder- und großzügig wie nie!", sowie Verpflegung in Form von Bananen mit der Aufschrift "Mein Mampf!" sollten die Nazis anfeuern, ihren Marsch zugunsten dieser subversiven "Rechts gegen Rechts"-Aktion erfolgreich abzuschließen. So kamen immerhin 10.000 Euro zusammen, die Unternehmen und Privatleute aus der Region dann der Exit-Initiative spendeten. Hier eine kurze Video-Zusammenfassung der Aktion.

Einhörner und "Rechts gegen Rechts"- Widerstand da und hier

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