Eigentlich abgeschafft: Mutmaßlichem Attentäter von Boston droht Todesstrafe

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. April 2013

Nachdem der mutmaßliche Bomben-Attentäter des Boston-Marathon am Sonntagabend im Krankenhaus aufgewacht war, ist nun klar, dass auf den 19-Jährigen ein Prozess wegen Mordes zukommt. Im schlimmsten Fall erwartet ihn sogar die Todesstrafe. Massachusetts, der US-Bundesstaat in dem Boston liegt, hatte die Todesstrafe zwar 1984 abgeschafft, aber der Verdächtige wird auch auf Bundesebene wegen terroristischer Aktivitäten unter Einsatz einer Massenvernichtungswaffe angeklagt - und bei einem Schuldspruch kann eine Todesurteil auch in einem Bundesstaat verhängt werden, das die Todesstrafe abgeschafft hat.

Für den Fall zuständig ist die Staatsanwältin von Massachusetts, Carmen Ortiz, die für ihre Härte gegen die Angeklagten bekannt ist. Als Tag für die erste Anhörung wurde der 30. Mai festgesetzt. Allerdings ist noch fraglich, ob der Verdächtige wegen einer Schussverletzung im Rachen-Bereich, die er sich womöglich selbst zugefügt hat, jemals wieder wird sprechen können. Im Moment kommuniziert er schriftlich.

Vergangenen Montag waren beim traditionellen Boston-Marathon zwei selbstgebaute Sprengsätze explodiert, die 180 Menschen verletzten und drei im Alter zwischen acht und 29 Jahren töteten. Bei den vermutlichen Attentätern handelt es sich um ein Brüderpaar. Der ältere Bruder (26) war bei einer Verfolgungsjagd getötet worden. Nach dem jüngeren Bruder (19) wurde Ende letzter Woche intensiv gefahndet, bevor er schließlich, versteckt in einem Wohngebiet, gefunden und verletzt in ein Krankenhaus gebracht wurde. Seine Familie war 2002 im Rahmen eines Flüchtlingsprogramms aus der russischen Teilrepublik Dagestan in die USA ausgewandert. Die Brüder lebten seitdem in Boston; der ältere heiratete 2010 und hinterlässt neben seiner Ehefrau noch eine zweijährige Tochter. Der verletzte Verdächtige hat seit letztem Jahr die US-Staatsangehörigkeit.