Höhepunkte Obamas Rede in Berlin am 19. Juli 2013

von Portrait von Marlon Kumar Marlon Kumar
Veröffentlicht am 20. Juni 2013

"Lieber Barack, ich heiße dich willkommen bei Freunden", beendete Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern ihre Rede in Berlin und gab US-Präsident Barack Obama damit die Vorlage, das Publikum gleich zu Beginn seiner Rede für sich zu gewinnen. Nach einem kurzen "Hello Berlin" zog er auch schon unter frenetischem Applaus sein Jackett aus und betonte, dass man unter Freunden etwas informeller sein könne.

Es sind solche ungezwungenen Gesten, die ihn so sympathisch erscheinen lassen und von unseren bürokratischen Politikern unterscheiden. In seiner Stimme schwang Leidenschaft und Emotionalität, die ihn schon in der Vergangenheit in die Herzen seiner Wähler führte, während die Kanzlerin träge und äußerst rational Fakten herunterrasselte. Obama hat die Eigenschaft Menschen in den Bann zu ziehen, sei es durch seinen intelligenten Humor oder seine charismatische Ausstrahlung. Die Art und Weise wie er seine Visionen einer besseren und heileren Welt vorstellt, ist herzerwärmend und beflügelnd, auch wenn wir wissen, dass Obamas Reden zunächst immer Feuer entfachen, die mittlerweile selten lange brennen oder gar von Nutzen sind. Jedenfalls ist klar, dass auch der Präsident in der Vergangenheit Opfer seiner leeren Versprechen geworden ist und mit seiner Allzweckwaffe Eloquenz nicht mehr die gleichen Resultate erzielt, wie noch vor wenigen Jahren.

Höhepunkte Obamas Rede in Berlin am 19. Juli 2013

In Berlin ist sich Barack Obama sicher: "Wir wollen alle das Gleiche". Er geht auf die Gemeinsamkeiten mit Kanzlerin Merkel, die historische Bedeutung des Brandenburger Tors und die erfolgreiche transatlantische Allianz zwischen Deutschland und den USA, die ihn mit Stolz erfülle, ein. Deutschland und die USA seien besondere Freunde, dafür danke er den Deutschen und Kanzlerin Angela Merkel. Trotz der Erfolge der letzten Jahre, dürfe man jetzt nicht aufhören für eine bessere Welt zu kämpfen. Der US-Präsident forderte noch mehr Toleranz und Gleichheit auf beiden Seiten des Atlantiks: "Solange es Mauern in den Herzen gibt, müssen wir uns mehr anstrengen, um diese Mauern einzureißen." Absoluter Höhepunkt seiner Rede war die Erwähnung von nuklearen Sprengsätzen. So versprach Obama, das Atomarsenal der USA um bis zu ein Drittel zu reduzieren. Mehr noch: Er forderte andere atomare Supermächte wie Russland ebenfalls zur Abrüstung auf. Anders als sein Vorgänger George W. Bush spielt er nicht den Aristokraten und befiehlt der Welt auch nicht, wie sie zu leben hat. Nein, Obama steht für ein toleranteres Amerika, das die internationale Kooperation sucht. Er geht auf andere Völker zu, betont die Gemeinsamkeiten, statt die Differenzen auf den Tisch zu legen. Dabei kündigt er wiederholt ein Ende des "Kriegs gegen den Terror" an - und versichert, dass er noch immer die Schließung Guantánamos anstrebe.

Obamas Rede hatte sicherlich ihre Originalität und Daseinsberechtigung, aber so wirklich kann sie nicht in die Fußstapfen einer legendären John F. Kennedy Ansprache treten: Obama ist kein Berliner, aber dennoch ein hervorragender Redner!